Chronische Krankheit: Vielversprechendes Medikament wird nicht erforscht

07.11.2021, Lesezeit 3 Min.
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shutterstock.com/ Von Gorodenkoff

Durch die Pandemie steigen die Zahlen der chronisch Kranken an, doch sie werden an vielen Stellen im Stich gelassen. Während Forscher:innen ein vielversprechendes Medikament testen wollen, verweigert der Staat die Finanzierung.

Immer mehr Menschen sind von chronischen Krankheiten betroffen. Eine dieser Erkrankungen ist das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS). Obwohl die Krankheit seit Jahrzehnten bekannt ist, wurde sie kaum erforscht. Dabei hat sie schreckliche Folgen für die Betroffenen: Wie der Name sagt leiden sie unter einer außergewöhnlich schnellen körperlichen und geistigen Erschöpfbarkeit. Betroffene haben Schwierigkeiten ihren Alltag zu bewältigen und sind von vielfältigen Einschränkungen betroffen. Ein Viertel der Erkrankten können ihre Wohnung oder sogar ihr Bett nicht verlassen.

Es handelt sich auch nicht um eine seltene Krankheit. Schätzungsweise 250.000 Menschen sind in Deutschland daran erkrankt, doch 90% der Fälle sind undiagnostiziert. Für viele Angehörigen bedeutet es, dass sie die betroffenen Personen pflegen müssen. Dabei werden sie oft bitterböse von staatlicher Seite im Stich gelassen.

Nun drohen die Zahlen massiv zu steigen. Zwischen CFS und Virusinfektionen, wie beispielsweise dem Coronavirus, konnte in einem Großteil der Fälle ein Kausalzusammenhang hergestellt werden. Allein in Deutschland rechnen Wissenschaftler:innen mit über 100.000 neuen Fällen.

Doch es gibt auch Hoffnung. Ein Medikament namens BC 007 konnte erste  Long-Covid-Patient:innen heilen. Es weist auch Wirkmechanismen auf, die gegen CFS helfen könnten. Es wäre also absolut logisch die Forschung auszuweiten. Doch das Ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sah keinen Anlass dazu. Auf Nachfrage ließen sie auf der Website „Frag den Staat“ verlauten, dass sich ihre Richtlinie für die Forschung ausschließlich auf Covid-19-Erkrankungen bezieht und andere Krankheitsbilder wie ME/CFS “nicht Gegenstand der Förderung“ seien. Ein Skandal, wenn man bedenkt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Viruserkrankungen und CFS gibt und die Not der Erkrankten sieht.

Während die Behörden sich hinter bürokratischen Floskeln verstecken, versuchen sich die Betroffenen zu wehren. Inzwischen gibt es eine Petition bei der über 40.000 Unterschriften gesammelt wurden. Es braucht sofort unbürokratische Hilfe. Die Erforschung des Medikaments muss so schnell wie möglich beginnen und die notwendigen Gelder sofort bereitgestellt werden.

Oft wird nur erforscht, was rentabel ist. Doch das Leben der Betroffenen von chronischen Erkrankungen wird krass erschwert, dadurch dass Forschung finanzgebunden ist. Oft wird ihnen dadurch die letzten Hoffnung geraubt und der Staat macht sich mitverantwortlich für die hohen Suizid-Raten bei CFS-Patient:innen. Es ist deshalb umso wichtiger dafür zu kämpfen, dass Forschung für Medikamente und Gesundheit nach dem Bedarf und nicht nach der bürokratischen Verteilung von Fördermitteln organisiert werden muss. Man könnte das Leid verringern, den Betroffenen wieder Hoffnung schenken und ihre gesellschaftliche Isolation ein Stück weit durchbrechen.

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