Chile: Studierende und Schüler*innen gehen in die Offensive [Fotogalerie]

07.06.2016, Lesezeit 4 Min.
1

Fünf Jahre nach den massiven Studierendenprotesten gehen Schüler*innen und Studierende im Andenland erneut für kostenlose und bessere Bildung auf die Straßen.

Es sollte das Jahr der „studentischen Offensive“ werden. Das hatte das höchste Organ der Studierendenbewegung, die Vereinigung der Studierenden von Chile (Confech), zu Beginn des Jahres verkündet. Denn auch fünf Jahre nachdem Hunderttausende Studierende mit monatelangen Besetzungen und Streiks für kostenlose Bildung gekämpft hatten, wurden ihre Forderungen nicht erfüllt.

Zwar hatte die Präsidentin Michelle Bachelet von der Mitte-Links-Koalition Nueva Mayoría, an der erstmals die zuvor oppositionelle Kommunistische Partei Chile (PCCh) beteiligt war, eine große Bildungsreform versprochen. Ein Kernelement dieser Reform war die „Kostenlosigkeit“ der Oberschul- und Hochschulbildung.

Doch die chilenische Bourgeoisie mit ihren Medien und der rechten Opposition verteidigten das private Bildungssystem, das zu den teuersten weltweit gehört. Die Vermarktung der Bildung war das letzte große Vermächtnis des Militärdiktators Augusto Pinochet.

Die nachfolgenden „demokratischen“ Regierungen verwalteten das neoliberale Erbe Pinochets, das private Renten- und Gesundheitssystem sowie ein Arbeitsrecht, das kein Streikrecht vorsieht und Gewerkschaften behindert. Und so blieb auch von der Bildungsreform Bachelets nach Verhandlungen im korrupten Parlament nicht viel übrig. Die Mehrheit der Abgeordneten aller Parteien sind in Korruptionsfälle verstrickt, in denen Großunternehmen ihre Gewinne vor der Steuer versteckten und Politiker*innen bestachen, Gesetze in ihrem Interesse zu beschließen.

Die Reform hält sowohl die Subvention privater Bildungseinrichtungen als auch die Möglichkeit, Profite zu machen, aufrecht. Und nur ein kleiner Teil der Studienanfänger*innen hat Zugang zum kostenfreien Studium. All das ist weit von dem entfernt, was die Studierendenbewegung seit 2011 forderte: Ende des Geschäfts mit der Bildung, Stopp der Finanzierung privater Schulen und Universitäten, kostenlose Bildung für alle.

Seitdem nahm der Kampf der Studierendenbewegung mit Auf und Abs das Zentrum der politischen Debatte ein. In diesem Jahr fanden mehrere große Demonstrationen darunter eine mit 100.000 Teilnehmer*innen sowie gemeinsame Mobilisierungen mit Arbeiter*innen wie zuletzt am 31. Mai anlässlich eines Generalstreiks des Gewerkschaftsdachverbandes CUT statt. Am vergangenen Wochenende rief die Confech den unbefristeten Streik im ganzen Land aus. Seitdem sind 31 Schulen besetzt und 77 Studiengänge werden bestreikt oder besetzt, Tendenz steigend.

In großen Vollversammlungen diskutieren die Studierenden die Situation und beschließen ihre nächsten Schritte. Am 9. Juni wird es die nächste große Demonstration geben. Sie wird ein Gradmesser sein, ob sich die aktuelle Bewegung ausweiten wird und an die bewegten Tage von 2011 anknüpfen kann. Die Fotos bieten einen Einblick in die Versammlungen, Besetzungen und Mobilisierungen der Schüler*innen und Studierenden der letzten Monate.

1
Schüler*innen zeigen sich solidarisch mit kämpfenden Fischer*innen
1
"Für die kostenlose Bildung ist die Rebellion gerechtfertigt!!!"
1
Schülerinnen der Mädchenschule Liceo 1
1
Mit Stühlen werden die Eingänge verbarrikadiert.
1
Thema der Demonstration: "Gegen die Bildungsreform"
1
"Treib das Geschäft [mit der Bildung] ab"
1
Am 27. April demonstrierten 100.000 Menschen
1
Jede Fakultät hat ihr eigenes Transparent
1
Nahegelegene Uni's demonstrieren gemeinsam
1
Auf den Vollversammlungen werden die nächsten Schritte beschlossen
1
Massive Versammlung an der Geschichtsfakultät der U. de Chile
1
Polizeirepression ist allgegenwärtig

Mehr zum Thema