„Brot und Rosen“: Das Rote Café bietet mehr als Kaffee und Bier – dem Feminismus sei Dank

01.06.2017, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Feminismus ist ein immergrünes Thema, das stetig neue Blüten bildet. Die Entwicklung der Frauenbewegung vom 18. Jahrhundert bis heute ist Gegenstand des Lesekreises „Brot & Rosen“ im Roten Café an der FU Berlin. Ein Gastbeitrag von Karolin Tockhorn.

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Bei gutem Wetter auch im Freien: Der Lesekreis „Brot und Rosen“ (Foto: Karolin Tockhorn)

Noch immer werden Frauen auf dem Weg zur absoluten Gleichstellung Steine in den Weg gelegt. Häusliche Gewalt, Abtreibungsverbot, Lohndiskriminierung oder fragwürdige Schönheitsideale sind nur einige der Probleme, mit denen sie sich weltweit konfrontiert sehen – auch in den westlichen Gesellschaften bestehen sie nach wie vor. Nicht zuletzt die Wahl des unverbesserlichen Misogynen Donald Trump hat den Feminismus neuerlich in den Fokus gerückt.

Verbindung zwischen Klassenkampf und Frauenbewegung

Die Revolutionär-kommunistische Jugend (RKJ) organisiert deswegen zusammen mit der sozialistischen Frauenorganisation „Brot und Rosen“ einen offenen Lesekreis am Roten Café. Seit dem 15. Mai treffen sich Studierende und Nicht-Studierende jeden Montag, um anhand des Buches „Brot und Rosen“, das auf den berühmten Ausspruch der US-amerikanischen Gewerkschaftlerin Rose Schneiderman Bezug nimmt, über marxistische und feministische Theorien zu diskutieren. Das Werk wurde von der argentinischen Feministin Andrea D’Atri verfasst und 2003 in spanischer Sprache veröffentlicht. Lilly Freytag, Mitglied bei der gleichnamigen Frauenbewegung und in der RKJ, hat die Lektüre eigens aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt.

D’Atri beschreibt in ihrem Werk die Kämpfe arbeitender Frauen seit dem 18. Jahrhundert bis zum heutigen Tag. Sie schafft damit eine direkte Verbindung zwischen der Frauenbewegung und dem Klassenkampf der Moderne. Die Treffen laufen zwanglos und bei gutem Wetter auch unter freiem Himmel ab. Bisher ist die Runde der Teilnehmenden noch recht überschaubar, es werden jedoch im Laufe des Semesters noch mehr Mitlesende erwartet. Moderiert werden die Sitzungen jeweils von einem Mitglied des Organisationsteam, prinzipiell sind aber alle willkommen, den Lesekreis mitzugestalten und eigenen Input zu geben. Stilles Beobachten und Zuhören ist aber ebenso kein Problem.

Diskussion am Puls der Zeit

Zu Beginn jedes Treffens wird ein Resümee der vorherigen Diskussion gezogen, um auch Neuen einen Einstieg ins Thema zu ermöglichen. Anschließend gibt es eine von Mitgliedern des Lesekreises vorbereitete Einführung in den historischen Kontext des Textes. Zudem werden zentrale Begriffe in der der Gruppe geklärt; die Teilnahme ist also auch ohne Vorwissen und Expertise möglich. Ein durchschnittliches historisches Basiswissen genügt, um sich den Diskussionen anzuschließen und den Kontext der Lektüre zu verstehen. Zudem wird der spezifische Diskussionsstoff aus den Texten in einem größeren Rahmen diskutiert und mit Blick auf unsere heutige Gesellschaft analysiert. So erschließt sich die Aktualität der Auseinandersetzungen von damals und die Notwendigkeit diese Kämpfe weiterhin auszufechten.

Genau wie die behandelte Thematik entspringt das Konzept des Lesekreises der Epoche der Aufklärung. Im Fokus steht stets der intellektuelle Austausch. Der Lesezirkel im Roten Café zeigt, dass der Grundgedanke nicht veraltet ist. Ein Lesezirkel kann immer noch Spaß machen und zu interessanten Diskussionen anregen. Ebenso wie die Inhalte der Sitzungen ist diese Idee nämlich zeitlos.

Der Lesekreis findet jeden Montag von 16 Uhr bis 18 Uhr im Roten Café in der Harnackstraße 1 statt.

Dieser Beitrag erschien zuerst beim Unimagazin Furios.

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