Auf Befehl von Macron: Polizei räumt besetzte Sorbonne gewaltsam

13.04.2018, Lesezeit 3 Min.
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Am Donnerstag wurde die symbolträchtige Sorbonne im Pariser Stadtzentrum von Studierenden besetzt. Anlass war der Jahrestag des französischen Mai 1968 und die aktuelle Bewegung, in deren Zuge Dutzende Fakultäten im ganzen Land besetzt sind. Doch schon in der selben Nacht räumte die Polizei gewaltsam und auf Befehl von Präsident Macron die Universitätsräume.

Die französische Polizei hat die Universitäten erneut mit Füßen getreten. Kurz nach 22:00 Uhr am Donnerstagabend drangen Spezialkräfte der Nationalpolizei (CRS) in die Sorbonne ein. Sie setzten damit der Besetzung ein brutales Ende, die von Studierenden am Nachmittag des selben Tages begonnen wurde. Sie rissen die Banner und Fahnen, die an den Fenstern hingen, herunter und griffen die solidarischen Studierenden an, welche herbeieilten, um ihre Kommiliton*innen zu unterstützen.

Stunden zuvor hatten mehrere hundert Student*innen beschlossen, die Sorbonne im Stadtzentrum von Paris friedlich zu besetzen. Dabei handelte es sich um ein symbolträchtiges Ereignis, fast genau 50 Jahre nach der großen Bewegung, die als „Mai’68“ in die Geschichte eingegangen ist. Außerdem fand die Besetzung im Rahmen des großen aktuellen Kampfes statt, den Studierende, Schüler*innen und Lehrkräfte gegen Macrons Begrenzung des Hochschulzugangs führen.


 

Als Reaktion darauf schickte die Regierung ihre professionellen Schläger*innen: Mehrere CRS-Hundertschaften wurden rund um die Sorbonne eingesetzt, um die kämpfenden Studierenden, die das Gebäude besetzt hatten, zu vertreiben.

Die Studierenden, die zur Unterstützung der Besetzer*innen herbeieilten, sangen „Bullen, Faschos, raus aus unseren Schulen!“ und reagierten damit auf ihre Kommilitonen, die riefen: „Wir sind stärker, stärker, stärker als Cohn-Bendit“. Dabei spielten sie auf den ehemaligen Student*innenenführer Daniel Cohn-Bendit an, der 1968 die Besetzung der Sorbonne leitete und heute als Europaabgeordneter der Grünen in Brüssel sitzt.


 

Die Spezialkräfte drang um 22:00 Uhr in die Sorbonne ein. „Die Räumung war hart, die Student*innen wurden einer nach dem anderen gewaltsam raus gezerrt“, beschrieb ein Student der Universität Paris 4, der die Räumung miterlebte. Im Rahmen der repressiven Operation warf die Polizei Gasgranaten und verprügelte mehrere Jugendliche. 150 Studenten wurden auf dem Sorbonne-Platz in einen Polizeikessel verhaftet.

„Wir wollten eine Fakultätsübergreifende Versammlung abhalten und sie antworteten mit Gas“, klagte ein anderer Student, der in Solidarität gekommen war. „Sie entfernen die Plakate mit der Aufschrift Vereint für die Studierenden.“

Gleichzeitig marschierten viele CRS-Kräfte vor der Universität Tolbiac auf, die seit drei Wochen besetzt ist. Ein Student an der Universität sagte, dass die Polizist*innen mit Gasmasken ausgestattet seien und sich darauf vorbereiten würden, die Jugendlichen zu räumen. „Als ich in Tolbiac ankam, hörte ich ein CRS sagen: ‚Wann beginnt das Spektakel?‘ Sie wollen uns einschüchtern, um die Student*innen daran zu hindern, die Besetzer*innen der Tolbiac zu unterstützen“, fügte er hinzu. So will Macron also „die Rechtsstaatlichkeit durchsetzen“, wie er in seinem Auftritt auf Frankreichs meist gesehenem Fernsehsender TF1 am Donnerstag Mittag ankündigte. Knüppel und Gas, mit Unterstützung der Spezialkräfte, sollen die Besetzungen der Universitäten räumen. Das gleiche Rezept verwendet er auch gegen den großen Eisenbahnstreik und andere Sektoren, die sich gegen die Sparmaßnahmen wehren.

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