ABC des Marxismus: D wie Demokratie

21.06.2012, Lesezeit 2 Min.
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Während zehntausende Arbeiter*innen und Jugendliche gegen das gerade mal 300-köpfige Parlament Griechenlands demonstrierten, erhielten sie vom PASOK-Vorsitzenden Venizelos den Titel „Feinde der Demokratie“. Das ist angesichts der Zahlenverhältnisse auf dem Syntagma-Platz einen merkwürdiger Demokratiebegriff.

Demokratie ist generell nicht erst seit der Wiedereinführung deutscher Angriffskriege der wohl am inflationärsten gebrauchte Begriff. Historisch gab sich fast jede Form der Unterdrückung bereits den demokratischen Deckmantel: von der antiken Sklavenhaltergesellschaft des Aristoteles bis zu den USA des 20. Jahrhunderts mit ihrem juristisch verbrieften Rassismus. Die Demokratie-Begriffe dieser Systeme waren aber grundverschieden. Woran liegt das?

Was eine Gesellschaft prägt, ist statt der Ideologie der materielle Austausch unter den Menschen. Mensch muss leben, essen, konsumieren. Eine Gesellschaft bestimmt sich darüber, wie das zu Konsumierende produziert und verteilt wird. Das nahm bisher stets die Form der Klassenherrschaft einer ausbeutenden Minderheit über eine ausgebeutete Mehrheit an. Entsprechend dieser materiellen Klassenverhältnisse entwickelte sich der jeweilige Demokratiebegriff. Demokrat*innen waren damals die männlichen athenischen Bürger, die aufgrund der Arbeit ihrer Sklav*innen reich genug waren, Zeit für Politik zu haben. Heute sind es wenige meist männliche Parlamentarier*innen, deren „freies Mandat“ sie mehr an Konzernlobbys bindet als an die lohnabhängig schuftende Bevölkerung.

Marxist*innen stellen dem eine Gesellschaft gegenüber, die die materielle Basis (Produktion/Austausch) und den politischen Überbau (Demokratie) überein bringt. In einer sozialistischen Rätedemokratie ohne Privateigentum an den Produktionsmitteln entscheiden die Menschen, deren Arbeit den gesellschaftlichen Reichtum trägt, gemeinschaftlich über die Gesellschaft.

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