„7 Stunden nackt in der Zelle“: Neue Schilderungen der Polizeigewalt in München

18.09.2020, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Vom Polizeieinsatz am Münchner Gärtnerplatz vor zwei Wochen kommen weitere Details ans Tageslicht. Der festgenommene Hip-Hop Musiker Eloge Foussa (20) schildert die Situation aus seiner Sicht. Er berichtet von körperlicher Gewalt und Erniedrigung. Wir spiegeln seinen Bericht, der zuerst bei der Abendzeitung München veröffentlicht wurde.

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In der Nacht vom 4. auf den 5. September kam es am Münchner Gärtnerplatz zu einem Polizeieinsatz, bei dem der 26-jährige Marcus Kobina M. mit dem Schlagstock im Gesicht getroffen wurde. Auf Klasse gegen Klasse führten wir ein Interview mit ihm: Polizei schlägt, Bild-Zeitung lügt.

Hier fassen wir die Ereignisse des Abends zusammen: Nackt in den Keller sperren: Die Spezialität der Münchner Polizeiinspektion 14

Danach meldete sich weitere Betroffene des Polizeieinsatzes: Der 17-jährige Tarkan berichtete davon, dass er ungerechtfertigt über die Nacht in Unterhosen in eine Zelle gesteckt wurde. Eine ähnliche Anschludigung kam von Eloge Foussa, einem 20-jährigen Hip-Hop-Musiker, der angibt, sieben Stunden nackt in Gewahrsahm verbracht zu haben.

Wir spiegeln seinen Bericht, der am 15. September in der Abendzeitung München veröffentlicht wurde.

Foussa erzählt nun seine Sicht der Dinge

„Das war am Samstag vorletzte Woche. Wir kamen gegen 21.30 Uhr an, wir waren zu fünft. Wir wollten einfach einen ganz entspannten Abend am Gärtnerplatz genießen. So gegen 23.30 Uhr kamen zwei Beamte auf mich zu und meinten: ‚Personenkontrolle.‘ Und ich meinte: ‚Warum nur ich?‘ Die Anwohner hätten sich beschwert, hieß es. Ich hab gesagt: ,Schauen Sie sich mal um: Hier sind 400 Leute. Wieso soll ich mich als einziger einer Personenkontrolle unterziehen?‘ Der Beamte konnte es nicht begründen.

Nach ein, zwei Minuten habe ich meinen Ausweis ausgehändigt. Ohne ein weiteres Wort ging der Beamte einfach. Ich bin ihm hinterher und habe gefragt: ‚Wohin gehen Sie denn mit meinem Ausweis?‘ Daraufhin sehe ich, dass sein Kollege die Bodycam anmacht – er hat mich direkt gepackt. Und beide haben mich angegriffen, in den Schwitzkasten genommen und zum Streifenwagen gezerrt.

„Das waren zehn Beamte gegen vier Jugendliche“

Man sieht im Video, wie ich meinen Schuh verliere und wie ich gegen den Streifenwagen geknallt werde. Und als ich dann auf dem Boden lag, kam Aminata, eine Freundin von mir, weil sie dachte, dass sie dieses Knie-Ding mit mir machen werden, das man kennt. Zwei Freunde kamen auch noch dazu. Einer von ihnen wurde von einem Polizisten mit Schlagstock angegriffen. Die ‚Bild‘-Zeitung hat später geschrieben, dass er sich selbst verletzt hätte.

Die ganzen zehn Beamten kamen nur auf uns vier zu. Das waren zehn Beamte gegen vier Jugendliche. Sie waren in keiner Gefahrensituation – damit haben sie später begründet, warum sie die Schlagstöcke ausgepackt haben. Mit zwei Handschellen wurde ich dann abgeführt – wieso mit zwei? Und dann wurde ich nackt in der Zelle sieben Stunden festgehalten. Ich habe zuerst gesagt: ‚Ich ziehe mich nicht aus.‘ Daraufhin haben sie mich zu fünft zu Boden zu Boden gedrückt und sich später über mich lustig gemacht, als ich gesagt habe, dass es zu kalt ist.“

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