Wie der französische Staat einen rassistischen Polizeimord verschleiert

21.12.2017, Lesezeit 2 Min.
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In der Nähe von Paris hat der Prozess gegen die Angehörigen der Familie Traoré begonnen, die weiterhin für die Aufklärung des Mordes an Adama Traoré kämpfen. Ein Lehrstück rassistischer Repression im bürgerlichen Staat.

Letzten Dienstag hatte die Familie Traoré zu einer Kundgebung gegen die Repression, die sie seit Monaten erleiden, vor dem Gericht von Pontoise aufgerufen.

Im Juli 2016 wurde Adama Traoré in Beaumont-sur-Oise von der Polizei umgebracht. Anderthalb Jahre später sind die Verantwortlichen von seinem Tod immer noch in Freiheit. Seine Familie kämpft weiter, um Gerechtigkeit und Wahrheit zu verlangen.

Die Justiz benutzt alle Mittel, um den Widerstand zu ersticken, und die Familie finanziell zu er-schöpfen. Im Dezember 2016 wurden schon die Brüder von Adama Traoré, Youssef und Bagui, zu mehreren Monaten Gefängnisstrafe verurteilt. Im Frühling wurde Youcouba auch verurteilt.

Am 12. Dezember wurden Bagui und Youssef erneut in Polizeigewahrsam genommen — angeb-lich wegen Drogenschmuggel. 19 Aktivist*innen, die auch die Familie Traoré unterstützen, befin-den sich heute ebenfalls im Gefängnis.

Kein Zufall

In Frankreich sterben im Durchschnitt 15 Personen pro Jahr in den Händen der Polizei, vor allem in den Arbeiter*innenvierteln — Banlieues — , wo viele Migrant*innen leben. Die Polizei spielt eine besondere Rolle: Nichtweiße Menschen werden systematisch häufiger Opfer von Polizeige-walt und Repression. Der vorbildliche Widerstand der Familie Traoré geht gegen diese Ordnung, die sie selbst als kolonialistisch bezeichnen. Kein Wunder, gibt es doch auch fast jeden Tag rassis-tisch-arrogante Ausfälle des Staatspräsidenten Emmanuel Macron gegen Migrant*innen und Men-schen, die in den afrikanischen Halbkolonien leben und vom französischen Imperialismus ausge-beutet werden.

Die Migrant*innen in Frankreich selbst sind besonders unterdrückt, und es wird sogar durch die Medien versucht, sie zu diskreditieren und zum Schweigen zu bringen. Vor ein paar Tagen hatte die rechtsorientierte Zeitung Le Parisien einen Artikel über die Festnahme der Brüder Traoré wegen angeblichem „Cannabisschmuggel” veröffentlicht, auch wenn es dafür keinen Beweis gab. So ein Titel und so ein Artikel zielen jedoch darauf ab, die Familie zu kriminalisieren und ihren Kampf zu verschweigen.
Die „Affäre Traoré” zeigt deutlich, dass die Justiz nicht neutral ist, sondern erlaubt, dass die Poli-zei unbestraft junge Leute umbringt, während jeder Widerstand gegen die staatliche Repression sich Einschüchterungsversuchen gestellt sieht.

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