Vivantes Kliniken: Jegliche Kritik an der Leitung wird bestraft

24.02.2024, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Maxi Schulz

Die Klinikleitung schmückt sich mit vorbildlichem Verhalten und konstruktiver Aufarbeitung mit Kritik und Konflikten. Jedoch verbirgt sich dahinter ein eiserner Apparat, der alles kontrollieren will.

In einem Rundschreiben des Vivantes-Betriebsrates, das Mitte Februar an alle Beschäftigten verschickt wurde, werden mehrere Beschwerden über das „Compliance-Team“ an den Arbeitgeber herangetragen. Dieses Team hat die Aufgabe, Missstände aufzuklären, wenn gegen die Regeln des Unternehmens verstoßen wird. Dabei geht diese Abteilung auf Hinweise von Mitarbeiter:innen ein. Es wird intern und unabhängig von der Klinikleitung ermittelt.

Seit Monaten stehen zahlreiche Vorwürfe im Raum. Dienstpläne sollen nachträglich manipuliert worden sein, um mehr Personal vorzutäuschen, als tatsächlich auf den Stationen arbeitete. Damit könnten Stationsschließungen verhindert worden sein. Die erhobenen Vorwürfe sind für die Sicherheit der Patientenversorgung sehr bedenklich und gefährlich. So etwas darf in einem Krankenhaus nicht passieren. Es ist auf die skrupellose Verantwortungslosigkeit der Vivantes-Geschäftsführung zurückzuführen. 

Inzwischen sieht sich die Compliance-Abteilung Angriffen der Vivantes-Geschäftsführung ausgesetzt. So haben Führungsmitglieder vulgäre Kommentare gegenüber Kolleg:innen im Compliance-Team geäußert.  Einer Mitarbeiterin, die im September ihre Stelle angetreten hatte, wurde Mitte Februar plötzlich während der Probezeit gekündigt. Die Begründung: Ihr Lebenslauf passe nicht zur Neuausrichtung der Abteilung und sie habe die Erwartungen nicht erfüllt. Die Kündigung scheint aber für kritisch Betrachtende einen anderen Grund zu haben. Kritische Stimmen aus dem eigenen Unternehmen sollen durch Einschüchterung oder gar Kündigung mundtot gemacht werden.

Dass die Arbeits- und Gesundheitsbedingungen in den Vivantes-Kliniken und in vielen anderen Krankenhäusern immer prekärer werden, ist auf die jahrzehntelange Politik des Totsparens und der Privatisierung der Gesundheitsversorgung durch die Regierungen zurückzuführen. Dies äußert sich in Personalmangel in allen Bereichen, veralteter Technik und einer zunehmend maroden technischen Gebäudeinfrastruktur. Diese Situation wird sich durch die angekündigten Sparmaßnahmen der Ampelregierung weiter verschlechtern.

Trotz aller Bemühungen der Krankenhausarbeiter:innen – meist auf Kosten der eigenen Gesundheit – können dadurch die Missstände nicht beseitigt werden. Wir brauchen mehr Geld für Gesundheit, Bildung und Soziales statt für Aufrüstung und Krieg. Volle Solidarität mit der gekündigten Kollegin aus der Compliance-Abteilung, Betriebsratsarbeit darf nicht verhindert oder zensiert werden!

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