Sparen tötet: Streik am Jüdischen Krankenhaus Berlin

11.01.2024, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Ayrin Giorgia

Seit diesem Montag sind die Beschäftigten des Jüdischen Krankenhauses Berlin im unbefristeten Streik. Gefordert wird eine tariflich festgelegte Personalbesetzung für alle Stationen und Bereiche sowie Belastungsausgleiche, falls diese nicht eingehalten wird.

Seit langem liegen die Forderungsergebnisse der Beschäftigten für einen Entlastungstarifvertrag auf dem Tisch. Ein solcher Tarifvertrag ist nicht unüblich, seit 2021 gibt es solche Verträge beispielsweise bei der Charité und den Vivantes Kliniken in Berlin.

Bis heute geben die Arbeitgeber den Streikenden des Jüdischen Krankenhauses weder eine Antwort noch legen sie ein Gegenangebot vor. Die Taktik der Krankenhausleitung bleibt klar: Den Streik möglichst lange in die Länge zu ziehen, um die Streikdynamik abkühlen zu lassen. Von einer Abkühlung aber gibt es bisher keine Spur — ganz im Gegenteil. Denn durch die ignorante Haltung seitens der Arbeitgeber entschieden sich die Beschäftigten, in den unbefristeten Streik zu treten: 94 Prozent von ihnen stimmten dafür.

Etwa 60 Beschäftigte legen täglich ihre Schichtarbeit im Rahmen einer bereits vereinbarten Notdienstvereinbarung nieder. Ein Drittel der Stationen im Krankenhaus, darunter auch die Privatstationen, bleiben geschlossen.

So, wie in vielen Krankenhäusern bundesweit, sind auch die Beschäftigten des Jüdischen Krankenhauses Berlin vom jahrelangen Kaputtsparen in Folge des DRG-Fallpauschalensystems stark betroffen. Personalmangel, Überlastung, Materialmangel und vieles mehr sind mittlerweile alltäglicher Normalzustand.

Eine Pflegefachkraft berichtet, wie ihr Schichtbeginn in der Regel abläuft: Sie erstellt eine Liste von Arzneimitteln, wie beispielsweise Schmerzmittel, die auf der Station fehlen. Dann muss sie jemanden suchen, der für sie zu anderen Stationen läuft, um von dort das fehlende Material zu besorgen. Ein großer, verlorener Aufwand, der für die tatsächliche Behandlung viel dringlicher wäre.

Die Folgen dieser Probleme bekommen natürlich nicht nur die Beschäftigten zu spüren, sondern auch die Patient:innen. Im schlimmsten Fall sind diese Konsequenzen für die Patient:innen auch lebensgefährlich. Deswegen betonen die Streikenden: „Sparen tötet!“ Trotz dieser grauenhaften Zustände bemühen sich die Beschäftigten stets, eine bestmögliche Patient:innenversorgung zu gewährleisten. Oft auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit.

Im Streikcafé im Wedding trifft sich täglich die Streikbelegschaft, um neue Ideen für Aktionen zu sammeln. Dort sind alle, die mithelfen wollen, herzlich willkommen.

JKB-Solidaritätstreffen


Kommt Gerne zum Streik-Solidaritätstreffen, um die Beschäftigten des JKBs zu unterstützen!
Nächster Termin: 24.01. um 18 Uhr, Streicafé in der Prinzenallee 58, Berlin

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