Violeta Tamayo: „Wir stehen gegen den liberalen Feminismus, der mit den Putschisten paktiert“

11.05.2020, Lesezeit 5 Min.
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Violeta Tamayo, Anführerin von Pan y Rosas (Brot und Rosen) Bolivien, über die Kämpfe der Arbeiter*innen, der Frauen und der Indigenen gegen den Putsch und gegen die Pandemie, bei der Internationalistischen Online-Kundgebung am 1. Mai.

Wir begrüßen alle, die heute an dieser Liveübertragung des internationalen Netzwerks von La Izquierda Diario teilnehmen. Ich heiße Violeta Tamayo und bin Mitglied der Revolutionären Arbeiter*innenliga LOR-CI. Von Bolivien aus wollen wir an diesem 1. Mai an die Arbeiter*innen auf dem Land und in der Stadt gedenken, besonders in Mitten dieser politischen Krise, die sich heroisch dem zivilen, militärischen, klerikalen, polizeilichen und kapitalistischen Staatsstreich entgegenstellten, der mit Unterstützung des Imperialismus, der OAS und der Rechten Regierungen der Region im November stattgefunden hat..

Wir sind stolz darauf, Genoss*innen, Teil einer internationalen Strömung zu sein, die mit Hilfe des La Izquierda Diario Netzwerks dafür gekämpft hat, das Schweigen der Medien über die Massaker, die Folter, die Verhaftungen zu brechen. Wir würdigen die mutige Rolle der Familien von Senkata, Ovejuyo und Sacaba, die an der Spitze des Widerstands stehen, und für die Forderung nach Opfergerechtigkeit und für die Freiheit der politischen Gefangenen standen. Als LOR-CI haben wir sie begleitet und Seite an Seite mit diesen Genoss*innen gekämpft. Wir haben gemeinsam mit ihnen gerufen, dass über unsere Toten nicht verhandelt wird, entgegen der beschämenden Pakte der MAS mit den Putschisten, die sie trotz der enormen Kampfbereitschaft der Widerstandsbewegung durchgesetzt hat.

Wir wissen, dass arbeitenden Frauen, die Bäuerinnen und indigenen Frauen an vorderster Front dieses Kampfes stehen. Wir wollen euch mit Stolz erzählen, dass am 8. März die Frauen von Senkata, die Schwestern, Mütter, Töchter und Partnerinnen der Opfer des Massakers die größte jemals gesehene Bewegung der Frauenbewegung in Bolivien anführten. Und zwar trotz und entgegen dem liberalen Feminismus, der mit den Putschisten paktiert hat, Teil des Putsches war und schließlich vor der extremen Rechten kapitulierte, der in Bolivien zu nichts weniger als einem seltsamen Putsch-Feminismus wurde.

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In unserem Land hat sich die Pandemie mit dieser politischen Krise vermischt. Das hat zu einem höheren Niveau an Repression geführt, das sich in der konstanten Militarisierung, der Kriminalisierung der ärmsten Sektoren, der verschärften politischen Verfolgung und der enormen Beschneidung der Redefreiheit ausgedrückt hat. Der Kampf gegen die Pandemie ohne Tests, ohne Schutzausrüstung hat zu nichts weniger als der Garantie der sozialen Isolation durch die Streitkräfte und die Polizei geführt. Die aktuelle selbsternannte Regierung vertieft die Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der armen Mehrheiten sowie des eh schon schlechten Gesundheitssystems, das Evo Morales hinterlassen hat. Momentan ist das Leben von Zehntausenden von Arbeiter*innen gefährdet, die nicht zuhause bleiben können, die heute das Land am Laufen halten, und wozu die Gewerkschaftszentrale COB nichts sagt. Die COB hat nicht nur mit dem Putsch kollaboriert, sondern weigert sich aktuell, für grundlegende Bedingungen für die Arbeiter*innen und die Bevölkerung zu kämpfen. Dehsalb müssen wir Arbeiter*innen unsere Organisationen aus den Händen der kollaborationistischen Bürokratie zurückerobern; genauso wie wir die besten Traditionen der bolivianischen Arbeiter*innenbewegung und unsere politische und gewerkschaftliche Unabhängigkeit zurückerobern müssen.

Heute haben wir die enorme Aufgabe, Schlussfolgerungen zu ziehen nicht nur aus dieser letzten Zeit, sonndern aus 14 Jahren Regierungsherrschaft der MAS, um ein politisches Werkzeug aufzubauen, um die Ausbeutung endgültig zu beenden, um die Traumata des Rassismus, des Machismus zu beenden. Das bedeutet für uns, eine sozialistische Gesellschaft zu säen und wofür wir ein Werkzeug haben: die Vierte Internationale.

Diese heutige Veranstaltung, Genoss*innen, ist für uns ein Schritt der Arbeiter*innen, der Frauen, um diesen Weg zur Befreiung zu gehen. Wir senden euch einien revolutionären Gruß und sagen gemeinsam mit euch: Es lebe der 1. Mai! Es lebe die Arbeiter*innenklasse!

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