Tote bei BASF: Die Unfälle sind Arbeitsmorde

18.10.2016, Lesezeit 3 Min.
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Eine lange Rauchsäule steht am 17.10.2016 über Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz). Bei einer Explosion auf dem Gelände des Chemieriesen BASF in Ludwigshafen sind mehrere Menschen verletzt worden. Foto: Ralf Teutsch/dpa (zu dpa "Explosion mit mehreren Verletzten bei BASF in Ludwigshafen" vom 17.10.2016 - Beste verfügbare Qualität) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Am Montagmittag wurden bei Explosionen bei BASF in Ludwigshafen mindestens zwei Menschen getötet, sechs weitere schwer verletzt, mehrere Personen werden noch vermisst. Tödliche Arbeitsunfälle sind vermeidbar – es gibt sie nur wegen des Profitzwangs.

Zwei Explosionen im Abstand von nur drei Stunden: Um 8:30 Uhr explodierte ein Filter im BASF-Werk im hessischen Lampertheim. Vier Personen wurden verletzt. Um 11:30 Uhr ereignete sich dann eine Explosion mit einem gewaltigen Feuerball im BASF-Hafen in Ludwigshafen, dem größten zusammenhängenden Chemieareal der Welt mit 3.300 Arbeiter*innen. Zum Zeitpunkt der Redaktion dieses Artikels starben zwei Menschen bei der Explosion, mindestens sechs Personen wurden verletzt, zwei Menschen werden noch vermisst.

Am späten Vormittag war zunächst eine Versorgungsleitung in Brand geraten, danach kam es zu der tödlichen Explosion. Bei der Explosion traten große Rauchschwaden und chemische Dämpfe aus. Bis zum Abend waren die der Explosion folgenden Brände nicht gelöscht.

Laut BASF-Sprecher*innen hätte keine Gesundheitsgefährdung bestanden. Dennoch sind mindestens zwei Arbeiter*innen gestorben und insgesamt zehn verletzt.

Die Ursachen der Explosionen sind noch nicht geklärt, aber schon im Juni waren giftige Gase bei BASF Ludwigshafen ausgetreten – die Öffentlichkeit hatte davon erst verspätet erfahren.

Lange Tradition des Arbeitsmords

BASF und die Chemie-Industrie im Allgemeinen sind für diese „Unfälle“ berüchtigt, die immer wieder Arbeiter*innen töten. Besonders Ludwigshafen war schon früher Zeuge von katastrophalen Unfällen: 585 Tote im Jahr 1921 bei der Explosion einer Ammoniak-Fabrik, 207 Tote und 3.800 Verletzte nach einer Äther-Explosion im Jahr 1948.

Aber auch in jüngerer Vergangenheit kam es zu schrecklichen Vorfällen: Im Oktober 2014 tötete eine Explosion bei BASF Ludwigshafen einen Bauarbeiter und verletzte 25 weitere, davon vier schwer.

In all diesen Situationen sind die Toten immer unter den Arbeiter*innen zu finden, während die Verantwortlichen, die Manager*innen und Unternehmens-Chef*innen in ihren Sesseln sitzen und häufig nicht zur Verantwortung gezogen werden.

Jeder Arbeitsunfall ist vermeidbar: Ob „technisches Versagen“, dann wurde auf Risiko der Arbeiter*innen wo gespart, bei der Technik oder den Kontrollen. Oder „menschliches Versagen“, dann sind Arbeitsbedingungen und Arbeitsschutz zu schlecht. Der wahre Grund für „Arbeitsunfälle“ ist der Profitzwang. Die Arbeiter*innen erwirtschaften den Reichtum von BASF, dem umsatzstärksten Chemiekonzern der Welt. Wegen dieses Profits mussten jetzt wieder Menschen sterben.

Die Gewerkschaft IG BCE muss nun dafür kämpfen, dass die tatsächlich Verantwortlichen unter den Bossen zur Rechenschaft gezogen werden. Und dass es keine Toten mehr für Profit gibt. Die existierende Mitbestimmung reicht dafür offenbar nicht aus – nach den tödlichen Explosionen müssen die Kolleg*innen mobilisiert werden, denn sie könnte es als nächstes treffen.

 

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