Streiks beim Bodenpersonal: Flughafen München steht still

17.02.2023, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Liam Figuera

Am Freitag wurde an sieben deutschen Flughäfen gestreikt, unter anderem auch in München, einem der zentralen Luftfahrt-Drehkreuze Europas. Die Beschäftigten fordern in Zeiten hoher Inflation aber nicht nur mehr Geld, sondern erheben ihre Stimme vor allem auch wegen der desolaten Arbeitsbedingungen und dem weiterhin um sich greifenden Personalmangel in den Betrieben des Flughafens.

Am Münchner Flughafen „geht heute gar nichts“, wie einige streikende Arbeiter:innen mündlich berichten. Seit heute Nacht befinden sich unterschiedliche Bereiche des Bodenpersonals des Münchner Flughafens im Streik und solidarisieren sich untereinander. Unter ihnen sind Beschäftigte der Luftsicherheit, des privaten Bodenverkehrs, des Sicherheitspersonal und der Gepäckabfertigung vertreten. Gewerkschaftlich sind diese Arbeiter:innen aufgeteilt in die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes (GöD), wobei beide unterschiedliche Forderungen aufstellen. Auf ver.di-Bannern liest man die aktuellen TVöD-Forderungen, es sollen 10.5 Prozent Lohnerhöhung und mindestens 500 Euro mehr für alle Beschäftigten durchgesetzt werden, was vor allem die unteren Lohngruppen entlasten würde. Die GöD setzt sich für eine einmalige Sonderzahlung von 3.000 Euro ein, was inhaltlich an die letzte Tarifrunde im Metallbereich (Herbst 2022) erinnert. Der gesamte Streik ist medial überschattet von der von Freitag bis Sonntag stattfindenden Münchner Sicherheitskonferenz, da viele der teilnehmenden Vertreter:innen imperialistischer Staaten nun auf anderem Wege zur Konferenz gelangen müssen.

Wie kann man diesen Arbeitskampf politisch einordnen? Es sind durchaus einige fortschrittliche Elemente zu erkennen. Während die Führung von ver.di in der aktuellen TVöD-Runde deutschlandweit die einzelnen Berufsgruppen in ihren Arbeitskämpfen separat aufruft, sieht man hier eher eine vereinheitlichende Tendenz, die auch lautstark von den Arbeiter:innen selber betont wird. Unter schrillem Pfeifen verließen Kolleg:innen aus allen Arbeitsbereichen in einem gemeinsamen Demozug das Terminal 1 des Münchner Flughafens, um sich auf einer zentralen Streik-Kundgebung auf dem Platz zwischen den Terminals zusammen zu finden. Dort kommen neben Funktionären von ver.di auch Solidaritätsbekundungen aus nicht-streikenden Bereichen des Münchner Bodenpersonals zu Wort. So propagierte eine Kollegin von Swissport Losch, die letztes Jahr zum ersten Mal in den Streik gingen, die Einheit zwischen den verteilten Flughafenarbeiter:innen und schlug eine Zusammenlegung der Streiks in einer zukünftigen Arbeitskampfwelle vor. Auch hörte man eine kämpferische ver.di Kollegin sprechen, die im Einzelhandel beschäftigt ist und sich mit den Streikenden solidarisiert. Der Frust unter den Beschäftigten, die im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie mehr Arbeit mit weniger Personal leisten müssen, hat sich laut vielen Berichten Monate lang angestaut und heute endlich entladen können. Klassenkämpferisch betrachtet kann eindeutig ein Aufschwung im Vergleich zu den Warnstreiks im Juli des letzten Jahres beobachtet werden. Es wird sich zeigen, wie sich das auf die sozialpartnerschaftliche Aushandlung der Tarifrunde auswirken wird.

Wir, als Studis, GEW- Mitglieder und Teil des Soli-Komitees zum Erhalt des Kreißsaals, solidarisieren uns mit den Streiks und dem Kampf der Forderungen.

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