Streikposten vor McDonald’s

31.07.2013, Lesezeit 3 Min.
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// In den USA legen Angestellte von Fast-Food-Ketten die Arbeit nieder //

Seit Montag streiken in den USA Tausende Beschäftigte von Fast-Food-Ketten wie McDonald’s, Wendy’s oder KFC. Die Protestierenden fordern bessere Löhne, denn viele verdienen nur den landesweiten Mindestlohn von 7,25 Dollar pro Stunde – sie fordern das Doppelte, einen „Lohn, der zum Überleben reicht“. Mehrere Tausend Streikende werden im Laufe der Woche erwartet. Bereits im April und im vergangenen Jahr hatte es mehrere eintägige Streiks in der Branche gegeben.

Die Wirtschaftszeitschrift ­Forbes berichtete in ihrer Onlineausgabe, dass es am Montag zu Rangeleien zwischen Streikenden und der Polizei im New Yorker Stadtteiler Brooklyn gekommen sei. Rund 60 Protestierende hatten sich vor einer Filiale der Hamburgerkette Wendy’s versammelt. Eine kleinere Gruppe ging in den Laden rein, um die noch Arbeitenden zu überzeugen, sich dem Ausstand anzuschließen, und der Geschäftsführung einen Brief über das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung zu übergeben. Später am Tag demonstrierten 300 Beschäftigte mit den roten Schildern der Kampagne „Fast Food Forward“ im Union Square in Manhattan. Die Streiks werden bis Ende der Woche fortgesetzt, auch in Städten des Mittleren Westens wie Chicago, St. Louis und Kansas City.

Die Fast-Food-Industrie in den USA beschäftigt vier Millionen Menschen und setzt rund 200 Milliarden US-Dollar im Jahr um. Doch der/die durchschnittliche Arbeiter/in hinter einer Burgertheke in New York verdient nur 11.000 Dollar im Jahr. Acht solche Arbeitsplätze wären nötig, um eine vierköpfige Familie ordentlich zu ernähren, weshalb viele auf aufstockende Sozialleistungen oder staatliche Essensmarken angewiesen sind. Die Branche rechtfertigt die Niedriglöhne als Beschäftigungsmöglichkeit für BerufseinsteigerInnen und TeenagerInnen, die einen Job im Sommer brauchen. Arbeiteten früher in erster Linie Jugendliche bei McDonald’s, liegt das Durchschnitts­alter in der Branche mittlerweile bei 29 Jahren. Durch die Rezession ist ein Fast-Food-Job für viele Menschen zum dauerhaften Beruf geworden. „Es ist furchtbar“, sagte Shanell Young, die bei Wendy’s in New York den Mindestlohn bekommt und davon auch ihren fünfjährigen Sohn ernähren muss, gegenüber dem Radiosender NPR. „Du findest keine Wohnung. Du kannst die Schuluniformen der Kinder nicht bezahlen. Wir können davon nicht leben.“

McDonald’s sorgte vor einigen Wochen für Schlagzeilen, als der Konzern im Internet Spartips für seine Beschäftigte veröffentlichte. Lediglich 20 Dollar im Monat waren für die Krankenversicherung vorgesehen, und erst nach öffentlicher Kritik wurde auch eine Zeile mit 50 Dollar für die Heizkosten eingefügt. Dabei sieht die spanischsprachige Version der Tabelle nur 30 Dollar für Heizkosten vor. Als Spartip wurde den Angestellten davon abgeraten, jeden Tag Kaugummi zu kaufen. Aber auch ohne Kaugummi reicht der Lohn zum Überleben nicht. Dabei haben US-amerikanische WirtschaftswissenschaftlerInnen errechnet, dass eine Erhöhung des Mindestlohns auf 10,50 Dollar den Preis eines BigMacs von 4,00 auf 4,05 Dollar – also um 1% – erhöhen würde.

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