Streik bei Neupack geht in den sechsten Monat

31.03.2013, Lesezeit 3 Min.
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Seit dem 1. November 2012, also seit nunmehr fünf Monaten, streiken die Beschäftigten des Hamburger Verpackungsherstellers Neupack. Die zuständige Industriegewerkschaft Bau, Chemie, Energie (IG BCE) fordert einen Tarifvertrag für die 200 Beschäftigten, doch die EigentümerInnenfamilie Krüger lehnt noch immer jeden Kompromiss ab. Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und dem Betriebsrat – die Krügers weigern sich, direkt mit der Gewerkschaft zu verhandeln – am Mittwoch blieben ohne Ergebnis, wie am Donnerstag auf einer Mitgliederversammlung der IG BCE erklärt wurde.

In der 49. Streikinfo (PDF) vom Donnerstag erklärte IG-BCE-Landesbezirksvorsitzender Ralf Becker, Neupack wolle „partout keinen Tarifvertrag“ und verhalte sich damit nicht wie ein guter „Sozialpartner“. Der Betriebsratsvorsitzende Murat Günes hatte schon vergangene Woche auf einer Solidaritätsversammlung in Berlin erklärt, dass die Gewerkschaft leider nur auf Sozialpartnerschaft setze, während der Unternehmer Klassenkampf führe. Am 24. Januar war der Streik nach 85 Tagen ausgesetzt worden. Becker hatte dies damit gerechtfertigt, dass die Geschäftsführung durch ihre Verweigerungshaltung eine „konkrete Gefahr“ für ihren eigenen Betrieb geschaffen habe. Mit anderen Worten: Der Ausstand hatte angefangen, den Firmeneignern wirklich wehzutun.

Seit dem 25. Januar findet nur noch ein sogenannter „Flexi-streik“ statt: Die Beschäftigten arbeiten an den meisten Tagen normal, höchstens einmal pro Woche wird die Arbeit niedergelegt. In den letzten zwei Wochen gab es bis auf die Mitgliederversammlungen überhaupt keinen Ausstand. Diese Taktik, die bei den Unternehmern Verwirrung schaffen soll, hat in erster Linie zur Desorganisation der Kollegen geführt: Die Entscheidung, wann gestreikt wird, wird in der Bundeszentrale der IG BCE im fernen Hannover getroffen. Zudem wird die Geschäftsführung zwölf Stunden vorher über jede Maßnahme informiert. So werden die Lager des Unternehmens wieder aufgefüllt.

Während Becker versichert, dass die IG BCE weiterhin für einen Tarifvertrag eintritt, sagte Christin Bernhold von der Linksjugend [’solid] Hamburg, bei den Verhandlungen gehe es gar nicht mehr um einen echten Vertrag, sondern lediglich um eine „Regelungsabsprache“. „Die Verhandlungen laufen offensichtlich ins Leere. Die IG BCE verkündet Erfolge, die es nicht gibt“, meint die Sprecherin des Linkspartei-nahen Jugendverbandes, die auch im Hamburger Soli-Kreis für die Neupack-Beschäftigten aktiv ist. „Seit Wochen arbeiten die Kollegen mehr, als dass sie streiken“, berichtet Bernhold. Währenddessen stehen Schikanen, Abmahnungen und Kündigungen an der Tagesordnung.

Aus dem Solikreis und aus der Belegschaft heraus gibt es massive Kritik an der Streikleitung der Gewerkschaft. Der ökonomische Druck auf das Unternehmen wurde heruntergeschraubt, während die Krügers auf Zeit spielen und eine „Ersatzbelegschaft“ bilden. Tatsächlich haben Streikbrecher aus Polen Verträge bis 2014 bekommen.

Aus diesem Grund gab es bei der letzten Verhandlungsrunde nur minimale Zugeständnisse. Während in Presseberichten und aus dem Soli-Kreis von einem Ende des Streiks noch diese Woche die Rede war, konnte die IG BCE noch kein Ergebnis vorlegen, das einen Abbruch rechtfertigen würde. Der nächste Verhandlungstermin ist am 4. April, und die Gewerkschaft hofft bis dahin auf ein Umdenken der Unternehmensführung. Gleichzeitig gibt es Überlegungen aus der Belegschaft, die Führung wieder selbst zu übernehmen. Um das zu unterstützen, gründete sich diese Woche auch in Berlin ein Soli-Kreis.

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