Steigende Sprit­kosten: Nutzen Konzerne den Ukraine-­Krieg für illegale Preis­absprachen?

21.03.2022, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Simon Zinnstein

In den vergangenen Wochen sind die Preise für Diesel und Benzin massiv angestiegen. Doch eine Recherche des WDR zeigt, dass die Preissteigerungen in keinem Verhältnis zu den Rohölpreisen stehen. 

Seit der russischen Invasion in die Ukraine traten unzählige Sanktionen in Kraft und es kam zu großen Verschiebungen auf dem osteuropäischen Markt. Deutschland bezieht über 30 Prozent seines Rohöls aus Russland. Schaut man sich den Rohölpreis an, fällt auf, dass der Preis von 60 Cent pro Liter kurz vor Kriegsbeginn auf 81 Cent am 8. März gestiegen sind. Es ist also ein Anstieg des Preises um 35 Prozent zu verzeichnen. Kein Wunder also, dass auch der Benzinpreis um 21 Prozent und der Dieselpreis um 30 Prozent angestiegen ist. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Mittlerweile ist der Preis für Rohöl wieder auf 62 Cent pro Liter gefallen, also um gerade mal drei Prozent seit dem 21. Februar gestiegen. Währenddessen haben sich die Diesel- und Benzinpreise verselbstständigt. 2,29 Euro kostet ein Liter Diesel und ein Liter Benzin liegt bei 2,19 Euro. Während die Rohölpreise also kaum gestiegen sind, kostet Diesel fast 40 Prozent und Benzin über 25 Prozent mehr. Wie diese Differenz zustande kommt, liegt auf der Hand. Die Öl-Konzerne nutzen die Krise, um ihre Profite in die Höhe zu treiben. Kein Wunder, dass das Bundeskartellamt die Preise nun unter die Lupe nimmt, doch von der Maßnahme haben die Verbraucher:innen aktuell relativ wenig.

Während die Tagesschau einen autofreien Sonntag und ein Tempolimit auf Autobahnen von 130 km/h und auf Landstraßen von 80 km/h vorschlägt, bringt das den Verbraucher:innen reichlich wenig. Wer 20 Kilometer zur Arbeit fahren muss, zahlt aktuell im Monat bei einem Verbrauch von 7,7 Liter pro 100 Kilometer ungefähr 35 Euro pro Woche. Läge der Spritpreis bei 1,50 Euro pro Liter wären es nur 23,10 Euro pro Woche, eine deutliche Entlastung für Millionen Pendler:innen. Um gegen die Wucherpreise zu kämpfen, brauchen wir Preiskontrollen von Pendler:innen, selbstständigen LKW-Fahrer:innen, Gewerkschaften und den Arbeiter:innen in der Treibstoffindustrie. Darüber hinaus braucht es einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, vor allem in ländlichen Regionen. Dieser muss auch kostenlos zur Verfügung stehen, um eine echte Alternative zum energieintensiven Individualverkehr zu bieten.

Wenn auch du von den absurd hohen Preisen betroffen ist, schreib uns gerne, was das konkret für dich bedeutet. Wir wollen in weiteren Artikeln die Situation von Arbeiter:innen und Jugendlichen angesichts der Inflation sichtbar machen.

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