Sprach die Niete über Miete

06.12.2012, Lesezeit 2 Min.
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Die Wehrpflicht ist weg und trotzdem könnte sich für Studierende künftig der Wohntraum in der Kaserne doch noch erfüllen. Zu danken haben sie es einem Geistesblitz des Ministers für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Dr. Peter Ramsauer von der CSU. Nötig geworden war dieser gedankliche Rittmeister, weil aus heiterem Himmel an die 70.000 Studierende keine Wohnung finden. Und da gerade in den letzten Jahren ein großer Teil der Bundeswehrkasernen verlassen wurde, lag der Vorschlag auf der Hand, dort den Wohntraum zum Wohnraum werden zu lassen.

Dabei hätte er sich die Gedankenakrobatik ersparen können. Weiß der schneidige Peter denn gar nicht, dass sich alleine in Berlin im Mittel fast 6% des Wohnungsbestandes im Leerstand befindet? Bei ca. 1,5 Mio. Berliner Wohnungen beträgt das immerhin noch 90.000 Wohnungen, womit alleine in Berlin ca. 120 % der fehlenden Wohnplätze geschaffen werden könnten. Im Bundesgebiet sind diese Leerstände mit unter noch höher, am Platz alleine kann es also nicht liegen, dass die grauen Zellen des Ministers rumoren mussten.

Doch diese Leerstände, und das weiß selbst der Herr Verkehrsminister, befinden sich in sakrosankter Privatpossession, weshalb die Mietpreise an die Vorstellungen der besitzenden Privaten angeglichen wurden. Diese Vorstellungen jedoch vertragen sich häufig nicht mit den Budgetständen studentischer Bankkonten, zumindest nicht solcher, für die weder Immobilienbesitzer*innen noch Verkehrsminister als Elternteil Hilfspakete schnüren können.

Somit bleibt den Studierenden, die die kommissiale Begeisterung Ramsauers nicht teilen können und trotzdem kein Vermögen für ein schickes Vierzimmerapartment aufbringen können, lediglich eine – diesmal ernsthafte – Antwort fürs Verkehrs- und Bauministerium:

In Erwägung, dass da Häuser stehen,
während Ihr uns ohne Bleibe lasst,
haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen,
weil es uns in uns‘ren Löchern nicht mehr passt.

(Bertolt Brecht)

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