Sexismus gegen Männer?

15.02.2013, Lesezeit 2 Min.
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In den letzten Wochen haben viele Frauen mit einem #aufschrei von ihren Erfahrungen mit sexistischen Übergriffen gesprochen. Doch Entwicklungsminister Dirk Niebel von der FDP mahnte, dass es auch „Sexismus gegen Männer“ gäbe. Beispiele konnte er nicht nennen – das könnte auch der Grund dafür sein, dass darüber „kaum gesprochen“ wird, wie er anprangerte.

Doch Niebel hat sich diesen Spruch nicht selbst ausgedacht. Viele Männer sehen sich als „Opfer des Sexismus“ , sobald ein Witz über Männer gerissen wird. Doch Sexismus ist keine Einstellung. Es ist ein gesellschaftliches Unterdrückungsverhältnis (das auch einen Ausdruck in den Einstellungen der Menschen findet). Die bürgerliche Gesellschaft hat neben der Unterdrückung der Arbeiter*innen auch andere, ursprünglich vorkapitalistische Unterdrückungsmechanismen aufgenommen, wie Rassismus und Sexismus. So verdienen Frauen heute in der BRD etwa ein Viertel weniger Lohn wie Männer und haben häuftiger prekäre Arbeitsverträge. Außerdem machen sie den Großteil der unentgeltlichen Hausarbeit und der Kindererziehung. Hier liegt die Ursache für sexistisches Verhalten aller Art.

Deshalb ist Sexismus gegen Frauen – genauso wie Sexismus gegen nicht-heteronormative Formen von Sexualität wie Homosexualität oder „zu weibliches“ Verhalten bei Männern – auch von grundlegend anderer Qualität als jeder „Sexismus gegen Männer“. Denn im Kapitalismus sind heteronormative Männer strukturell im Vorteil (auch wenn sexuelle Gewalt gegen Männer nicht verharmlost werden soll und jedes Opfer ein Recht auf Unterstützung hat).

Wir müssen konsequent gegen alle Formen sexistischer Unterdrückung vorgehen – von scheinbar harmlosen „Witzen“ über institutionelle Diskriminierung bis hin zu sexueller Gewalt – aber gleichzeitig auch die Ursache aufzeigen: Ein kapitalistisches System, das von der Überausbeutung der Frau profitiert. Dabei sind Witze über (Hetero-)Männer wirklich nur zweitrangig.

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