Schuldemokratie ist Scheindemokratie!

19.04.2013, Lesezeit 3 Min.
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// Leitartikel von Red Brain Nr. 18 //

Die SchülerInnenvertretungen (SV) erscheinen wie eine gute Möglichkeit, um unsere Interessen an der Schule durchzusetzen. Sind sie das wirklich?

Wie funktioniert die SV? Eine Klasse oder Klassenstufe wählt einige Sprecher­Innen, die dann für uns Entscheidungen treffen sollen. Dadurch wird die Mehrheit der SchülerInnen in die politische Passivität gedrängt (während alle sich fragen, warum Jugendliche sich nicht für Politik interessieren). Dadurch haben sie keinen Einfluss darauf, was in der SV beschlossen wird. Die Entscheidungen sind meistens komplett intransparent und die Debatten bleiben unter dem kleinen Kreis der „Auserwählten“. KeineR versteht beispielsweise, warum wir am JLG in Pausen nicht raus dürfen.

Diese repräsentative Form der Demokratie ist dabei natürlich eine Vorbereitung auf den gleichen Mechanismus in größerem Ausmaß: Das Parlament, speziell: den Bundestag. Die PolitikerInnen dort wissen bei ihren Entscheidungen nicht nur nicht mehr, was die Basis eigentlich will – sie haben durch ihre Abgehobenheit, durch ihre pervers höheren Löhne, durch Gespräche in der Lobby, durch die Illusion, jedem/r könne es so gut wie ihnen gehen, schlicht andere Interessen als die Leute, von denen sie gewählt werden.

Aber zurück zur SV: Was können die gewählten KlassensprecherInnen eigentlich wirklich verändern? Während sich die Konkurrenz unter den SchülerInnen immer weiter zuspitzt, die Klassen überfüllt sind, die LehrerInnen überfordert sind und uns Sachen beigebracht werden, damit wir der Wirtschaft besonders gut dienen können dürfen, die SVen neue AG-Angebote beschließen, SchülerInnen zu sozialer Arbeit zwingen und … ja, was eigentlich, das wirklich von erfreuendem Belang wäre? Ist das JLG wieder Umweltschule? Weiß ich auch nicht.

Mehr LehrerInnen? Eine Schule, in der wir gemeinsam mit den LehrerInnen das Sagen haben? Das ist der SV laut Schulgesetz nicht erlaubt. Mehr als eine Spielwiese, auf der die interessierten SchülerInnen Parlament spielen können, und (wie bei den Großen auch) nichts dabei heraus kommt, ist sie also nicht.

Unser Konzept dagegen ist, uns neben dieser abhängigen Struktur der Schein­demokratie zu treffen und diese dabei nur als Bühne für uns zu nutzen. Wir lernen, selbstverwaltet zu diskutieren, Projekte zu starten und am Leben zu erhalten (so wie diese Zeitung), und das funktioniert völlig basisdemokratisch!

Obwohl wir die SV nicht gut finden, stellen wir unsere Projekte in ihr vor: Dadurch haben wir keine Grenzen durch irgendein Schulgesetz und finden in einem eigentlich zum Erhalt des Schulsystems gedachten Gremium eine Plattform der Bekanntmachung von Projekten gegen dieses System.

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