Revolution ohne Gewalt?

18.01.2011, Lesezeit 3 Min.
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RevolutionärInnen wird vorgeworfen, auf Gewalt zu stehen. Doch wir leben in einer Welt, in der Millionen Menschen pro Jahr durch Kriege und Hunger getötet werden – alltäglich wird unvorstellbare Gewalt vom System ausgeübt. Die kapitalistische Wirtschaftsordnung basiert darauf, dass die Ausgebeuteten in ihrer Eigentumslosigkeit bleiben und einzelne KapitalistInnen und Staaten gegeneinander konkurrieren – notfalls auch mit kriegerischen Mitteln.

Deshalb ist das mit dem Pazifismus so eine Sache. Als Menschen wollen wir ein Leben ohne Zwang und Gewalt haben. Doch reicht es nicht, den fromen Wunsch danach zu äußern.

Die KriegspolitikerInnen der NATO versprechen auch „Frieden“. Sie meinen damit aber nur die Aufrechterhaltung der imperialistischen Weltordnung und der damit zusammenhängenden Gewalt gegen die überwiegende Mehrheit der Menschheit.

Die gleichen PolitikerInnen, die zu Gewaltlosigkeit aufrufen, rechtfertigen im selben Atemzug Kriegseinsätze. Doch die Demokratie (genauer: die bürgerlich-parlamentarische Staatsordnung als Rahmen für den Kapitalismus) ist erst u.a. durch die französische Revolution erkämpft worden. Bekanntlich lief diese Revolution gegen den damals herrschenden Adel nicht besonders friedlich ab.

Wer sich für die Gewaltlosigkeit der Unterdrückten ausspricht, erkennt das Gewaltmonopol der KapitalistInnen und ihres Staates an. Damit ist man, bewusst oder unbewusst, einE ParteigängerIn der Gewalt des herrschenden Systems.

In einer Wirtschaftsordnung, die auf der Ausbeutung der Mehrheit durch eine kleine Minderheit beruht, kann es keinen dauerhaften Frieden geben. Selbst der relative Frieden, den Europa in den letzten 60 Jahren erlebt hat (mit wichtigen Ausnahmen!), bedeutete nur eine Verlagerung des Krieges an andere Orte: an die Grenzen Europas, wo tagtäglich Flüchtlinge sterben, und in die Halbkolonien, wo StellvertreterInnenkriege geführt werden. Durch diese Gewalt werden Rohstoffe und Absatzmärkte für die imperialistischen Mächte erkämpft und gesichert.

Eines bleibt sicher: Solange es Kapitalismus gibt, wird es Gewalt geben. Wenn wir dieser Gewalt ein Ende setzen wollen, müssen wir dieses ausbeuterische und gewalttätige System abschaffen. Die Geschichte zeigt, dass eine herrschende Klasse niemals freiwillig auf ihre Macht verzichtet. Deswegen brauchen wir eine Revolution, die die Macht der KapitalistInnen und ihrer Institutionen (Polizei, Armee, staatliche Bürokratie usw.) bricht.

In diesem Sinne sind RevolutionärInnen keine PazifistInnen. Ganz im Gegenteil glauben wir, dass der Pazifismus letztendlich dazu aufruft, die brutale Gewalt, die der Kapitalismus hervorruft, widerstandslos hinzunehmen – wozu wir nicht bereit sind.

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