Real-Kampf: Einigung mit Schließungen oder Fortsetzung des Streiks?

08.06.2016, Lesezeit 2 Min.
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Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Warenhauskette Real einigen sich auf Eckpunkte eines Tarifvertrages. Die ursprünglich vom Real-Konzern geplanten Gehaltskürzungen und die Drohung von Standortschließungen bleiben im Raum stehen.

Letztes Jahr stieg die Metro-Tochter real aus dem Flächentarifvertrag der Handelsbranche aus. Damit wollte das Unternehmen Einsparungen bei Urlaubs-, Weihnachtsgeld und Nachtzuschlägen durchsetzen, Tariferhöhungen und den Aufstieg in den Berufsjahren verhindern sowie eine neue Niedriglohngruppe einführen. Diese Maßnahmen sollten mit der Schließung von bis zu 17 Standorten dem Konzern Einsparungen von 400 Millionen Euro auf dem Rücken der Beschäftigten ermöglichen. Durch die Kürzungen wollte Metro das Unternehmen für Investor*innen interessant machen. Es drohten Zerstückelung und Ausverkauf des Konzerns.

Dagegen wehrten sich die Arbeiter*innen: Im März traten Tausende in den Streik. Nun hat sich die ver.di-Tarifkommission in Verhandlungen mit den Bossen auf Eckpunkte eines neuen Tarifvertrages geeinigt. Das Ergebnis: Einige Angriffe wie die Einführung einer neuen Niedriglohngruppe, die Streichung der Nachtzuschläge sowie die Abschaffung des Durch- und Aufstiegsjahres konnten abgewehrt werden. Zudem soll sich der Konzern dazu verpflichten in den nächsten fünf Jahren insgesamt eine Milliarde Euro zu investieren. Real soll damit auch zum Flächentarifvertrag zurückkehren. Das sind bereits wichtige Errungenschaften des Streiks.

Die mögliche Einigung beinhaltet aber einige drastische Ausnahmen, die ver.di ohne weiteres akzeptieren würde. Entgelterhöhungen fielen für drei Jahre aus und das Urlaubs- und Weihnachtsgeld würde in den nächsten beiden Jahren auf 40 Prozent gekürzt. Ver.di begründet diese Zugeständnisse in der Einigung, nur so könne eine Beschäftigungssicherheit garantiert werden. Doch diese Sicherheit gilt nicht einmal für alle Märkte. Zwar soll es für 265 der 283 bundesdeutschen real-Märkte es eine Bestandsgarantie geben. Das heißt aber, dass 18 Standorte von der Schließung bedroht sind.

Die Ergebnisse sind noch nicht endgültig. Ver.di will über das Verhandlungsergebnis zeitnah eine Mitgliederbefragung durchführen. Sollten sich die Mitglieder dagegen entscheiden, wäre ver.di in der Pflicht mit neuen und ausgeweiteten Streiks ein besseres Ergebnis zu erzwingen.

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