Osterfeuer gegen Pegida München

30.03.2016, Lesezeit 3 Min.
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In der Nacht vom 28. auf den 29. März haben linke Aktivist*innen das Auto des Münchner Pegida-Vorstands angezündet.

Manche Linke mögen das „Osterfeuer“ jetzt feiern, wir können uns ihnen nicht unbedingt anschließen. Wir sind kein bisschen traurig über ein abgebranntes Pegida-Auto. Ein kaputtes Pegida-Auto gefällt auch uns natürlich besser als ein fahrendes. Was ist schon ein Anschlag auf einen Pegida-Wagen im Vergleich zu Brandstiftungen auf Geflüchtetenunterkünfte?

Wir verteidigen Aktionen wie diese selbstverständlich gegen die bürgerliche Heuchelei, die jetzt wieder „linke Gewalt“ anprangert. Wir lehnen Gewalt auch nicht prinzipiell als politisches Mittel ab. Aber dennoch haben wir Diskussionsbedarf: Es kommt uns auf den sozialen Inhalt der Gewalt an und was sie letztens erreicht.

Im Bekenner*innenschreiben von „Osterhase Muc“ ist die Begründung der Aktion der „Mangel an konsequentem Antifaschismus in München“. Diesen Mangel beklagen wir auch: einen Mangel an Strategie, die Faschist*innen und Neurechte tatsächlich besiegen kann. Eine, die die Arbeiter*innenklasse in Bewegung setzt und den Kampf gegen Rassismus mit dem Kampf gegen Prekarisierung und Krieg verbindet. Nur sie kann Pegida den sozialen Boden der Unzufriedenheit und Angst nehmen, die späte Folgen der Hartz-Repression, jahrzehntelanger Sozialkürzungen und die scheinbar endlos schwelende Weltwirtschaftskrise seit 2008 sind.

Die Bekenner*innen wollen „andere dazu ermutigen, aktiv gegen rechtes Gedankengut vorzugehen“, schreiben sie. Mit ihrer Gewalt gegen ein Auto werden sie das Gegenteil davon erreichen, das zeigen alle Beispiele von den Narodniki in Russland seit dem 19. Jahrhundert bis zu den Roten Brigaden in Italien und der RAF in Deutschland in den 1970er Jahren. Sie alle wollten eine historische Abkürzung nehmen: Die Arbeiter*innenklasse ist passiv? Dann lass‘ sie durch einen Brandsatz ersetzen, durch einen Gewehrlauf oder durch Sprengstoff!

Kann das gelingen? Nein: Ein Auto wird nachgekauft, vorher noch von Pegida propagandistisch ausgeschlachtet. Sie können sich als „Opfer“ darstellen. Faschismus hat soziale Wurzeln, deshalb lässt er sich nicht so einfach abfackeln: Das Kleinbürger*innentum und die deklassierten Teile der Gesellschaft sind wütend, weil sie Angst um Privilegien und vor Verarmung haben. Sie spüren den Druck des Kapitalismus, aber rudern immer nur zurück. Sie haben Angst vor jeder Veränderung, wie Gleichstellung von Frauen und LGBT* und vor Migration. Sie sind deshalb so reaktionär, weil sie keine Macht haben und die Geschichte aufhalten wollen.

Anders die Klasse der Lohnabhängigen: Sie produziert alles. Sie hält die Macht in der Hand, um diese Gesellschaft komplett umzustülpen – die Grenzen einzureißen und den Sechs-Stunden-Tag für alle einzuführen, die Banken und die große Industrie unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie kann gleiche Rechte und die Entfaltungsmöglichkeiten für alle schaffen.

Die hauptsächliche Gewalt der Arbeiter*innenklasse, wenn sie als Klasse auftritt, ist der Streik. Sie ist nicht individuell, sondern beteiligt die Massen. Ihre Aktionen müssen ihrer Emanzipation und Vereinigung dienen, damit sie im Kampf gegen Kapital und reaktionäre Kleinbürger*innen erfolgreich ist. Lasst uns dafür eintreten: Für den politischen Streik um Bleiberecht und gegen Prekarisierung, für die Aufteilung der Arbeit auf alle, die arbeiten können. Für die volle Emanzipation aller unterdrückten Teile der Gesellschaft. So werden wir den Faschismus und seine Ursachen im Kapitalismus abwracken.

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