„No Kings“: Der Kampf gegen Trump braucht die Macht der Arbeiter:innen

19.10.2025, Lesezeit 7 Min.
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Foto: Left Voice

In den gesamten USA mobilisieren sich Hunderttausende gegen Trump. Wir veröffentlichen die Rede unseres Genossen Tristan Taylor.

Während Trump seine autoritären Angriffe auf Arbeiter:innen, Migrant:innen, LGBTIAQ-Personen und Studierende weiter verschärft, gingen gestern Millionen Menschen im gesamten Land dagegen auf die Straße. Die Proteste unter dem Motto „No Kings“ fanden in über 2500 Städten und allen 50 Bundesstaaten statt und wurden zur größten Mobilisierung in der Geschichte USA , ein Rekord, den bisher die Black-Lives-Matter-Bewegung von 2020 hielt.

Wir veröffentlichen hier die Rede von Tristan Taylor, antirassistischer Aktivist bei Detroit Will Breathe und Mitglied unserer US-amerikanischen Schwesterorganisation Left Voice, die er auf der Demonstration in Detroit gehalten hat. 

Ich freue mich, hier mit vielen anderen zusammen zu stehen, die sich weigern, Autoritarismus und Trumps Angriffe auf die Arbeiter:innenklasse und die Unterdrückten im In- und Ausland zu akzeptieren.

Wie viele von Ihnen bin ich empört darüber, wie Anführer:innen der Demokraten auf diese Bedrohung reagiert haben. Vor wenigen Tagen sagte ein schwarzer demokratischer Pfarrer, der für das Amt des Bürgermeisters von Detroit kandidiert, dass er bereitwillig mit der Nationalgarde zusammenarbeiten würde. Der andere Kandidat erklärte zwar, er sei dagegen, weigerte sich jedoch, sich gegen Detroits Zusammenarbeit mit der Einwanderungsbehörde ICE und anderen Bundesbehörden auszusprechen, die regelmäßig schwarze und braune Gemeinden mit brutalen Razzien terrorisieren.

Sie sind auch nicht bereit, sich mit den Milliardär:innen anzulegen, die – im Gegensatz zu undokumentierten Migrant:innen oder Arbeiter:innen in anderen Ländern – die wahren Schuldigen für die wachsende Ungleichheit sind, unter der die Arbeiter:innen hier leiden. Tatsächlich steht direkt vor uns der alte Bahnhof, der vom Ford-Konzern renoviert wurde, wofür diese über 100 Millionen Dollar an Steuererleichterungen erhielt. Mit anderen Worten: Ein weiteres Unternehmen, das Milliarden Dollar wert ist und seine Arbeiter brutal ausbeutet, kam in Detroit ungeschoren davon, keine Steuern zu zahlen.

Selbst jetzt noch haben Demokraten, Gewerkschaftsführer:innen und Bürgerrechtsführer:innen Angst davor, die volle Kraft der Arbeiter:innenklasse zu entfesseln, indem sie sich weigern, Trump frontal zu bekämpfen. Einige, wie die Bürgermeisterin von Washington, D.C., Muriel Bowser, haben sich sogar Trumps Einsatz der Nationalgarde unter dem falschen und rassistischen Vorwand der „Kriminalitätsbekämpfung” gebeugt. Hier müssen wir ehrlich zu uns selbst sein. Um für eine bessere Welt zu kämpfen, können wir uns nicht auf eine Verfassung verlassen, die aus Sklaverei und Völkermord hervorgegangen ist, oder auf die Gerichte, um uns zu retten. Außerdem wurden alle Fortschritte, die die Arbeiter:innenklasse und die Unterdrückten genießen, wie das Recht auf freie Meinungsäußerung und Bürgerrechte, durch Kämpfe errungen. Deshalb können wir nicht einfach darauf abzielen, dorthin zurückzukehren, wo wir vor Trumps Machtübernahme waren. Das war eine Welt voller Leid, wachsender Ungleichheit und zunehmender Unterdrückung. Es ist die Welt, die uns dorthin geführt hat, wo wir heute stehen. Mehr denn je brauchen wir unsere politische Unabhängigkeit als Klasse und als unterdrückte Menschen, um gegen das Zwei-Parteien-System zu kämpfen, das uns hierher gebracht hat.

In diesem Moment müssen wir lernen, uns auf die kollektive Kraft der Arbeiter:innenklasse zu verlassen – die multiethnisch, multikulturell und multigeschlechtlich ist –, um gegen Trump und die brutale Ungleichheit und Barbarei des Kapitalismus zu kämpfen: das System, dem er dient und das er zu retten versucht. Die Arbeiter:innenbewegung muss ihre friedliche Koexistenz mit Trump beenden und die No-Kings-Bewegung sowie alle, die sich landesweit gegen Trump zur Wehr setzen, zu einem gemeinsamen Kampf auf den Straßen, in unseren Schulen, unseren Nachbarschaften und an unseren Arbeitsplätzen aufrufen. Nur unsere Einheit im Kampf kann Trump besiegen. Diese Einheit muss von oben kommen – aus unseren Gewerkschaften, unseren Gemeinschaftsorganisationen usw. – und von unten, aus den Reihen der Arbeiter:innen und Unterdrückten.

Detroit Will Breathe hat aus unseren Erfahrungen im Jahr 2020 gelernt, dass Bewegungen Organisationen brauchen, die die Basis stärken, um sicherzustellen, dass die Ziele und Strategien der Bewegung denen der Basis entsprechen und nicht denen selbsternannter Anführer:innen, die entscheiden, was zu tun ist. Wir haben gelernt, wie wichtig es ist, offene Debatten und Massenversammlungen abzuhalten, bei denen die Bewegung die nächsten Schritte diskutiert, debattiert und darüber abstimmt. Es gibt nichts Mächtigeres als die Selbstorganisation der Arbeiter:innenklasse und Unterdrückten in den Arbeitsplätzen, Nachbarschaften und Schulen, unabhängig vom Staat und den kapitalistischen Parteien.

Um Trump zu besiegen, brauchen wir mehr Aktionen wie diese, aber auch Mobilisierungen wie die, die wir in Italien gesehen haben, Mobilisierungen von Arbeiter:innen und Jugendlichen, die alles lahmgelegt haben, um unsere palästinensischen Geschwister zu unterstützen, die der brutalen kolonialen Offensive Israels ausgesetzt sind. Arbeiter:innen wie Du und ich, Autoarbeiter:innen und Hafenarbeiter:innen, die gegen Völkermord streiken. Heute kämpfen wir hier für unsere Geschwister mit Migrationshintergrund und fordern, dass ICE aus unseren Gemeinden ferngehalten wird. Wir tun dies für unsere Familien, für Schwarze und Braune Menschen überall, für Arbeiter:innen aller Ethnien, die durch den Neoliberalismus verarmt sind, für trans Personen, für das palästinensische Volk, für alle Aktivist:innen, Studierende und Dozierende, die wegen ihrer Kritik am Völkermord verfolgt werden, und gegen die imperialistische Offensive gegen unsere Brüder und Schwestern von Argentinien über Mexiko bis zum Kongo.

Der radikale Wandel, den wir brauchen, wird nur dann zustandekommen, wenn wir Arbeiter:innen selbst darüber entscheiden, wie unsere Gesellschaft funktioniert. Um eine solche Bewegung aufzubauen, die uns vereint und gegen rassistische Sündenbock-Politik kämpft, brauchen wir gemeinsame Diskussionen an der Basis. Zu diesem Zweck möchte ich alle hier Anwesenden, unabhängig davon, ob Sie Teil einer Gruppe sind oder nicht – aber insbesondere, wenn Sie Fragen oder Ideen haben und mit anderen diskutieren möchten – zu einem Treffen am kommenden Samstag, dem 25. Oktober, in der St. Matthews & St. Joseph’s Episcopal Church in Detroit von 15 bis 17 Uhr einladen. Weitere Informationen finden Sie auf der Social-Media-Seite von Detroit Will Breathe oder auf einem Flyer an unserem Tisch.

Eine letzte Sache noch: Ein großes Lob an die People’s Assembly, die heute mit einer großartigen Delegation hier vertreten ist und an vorderster Front gegen Trumps Krieg gegen Migrant:innen kämpft. Schaut bitte an ihrem Tisch vorbei, um zu erfahren, wie ihr euch engagieren könnt. Schaut euch den Tisch von Left Voice an und folgt unserer unabhängigen, sozialistischen Zeitung. Und natürlich vielen Dank an alle, die bei der Organisation der heutigen Veranstaltung geholfen haben, und an alle, die gekommen sind.

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