Nein zur Mammut-WM und Montagsspielen

12.05.2017, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Oft wird Fußball von Linken als Teil von „Brot und Spiele“ für die Massen dargestellt, die Menschen vom Klassenkampf abhalten. Das stimmt zwar auch ein Stück weit, trotzdem gibt es auch im Fußball politische Konflikte.

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Ende 2012 haben Ultras bundesweit nach gescheiterten Gesprächen mit der DFL die Kampagne „Ohne Stimme 12:12 keine Stimmung“ gestartet, um für mehr Mitspracherecht zu kämpfen. Dabei haben sie die ersten zwölf Minuten und zwölf Sekunden keine Stimmung gemacht bzw. waren einfach wie neutrale Fans still. Die Stimmung in den Stadien war damals bedrückend leise. Keine Rufe, wenig Emotionen und das beklemmend, eigenartige Rauschen von vielen Gesprächen zeigen, dass Fußball ohne Fangesänge deutlich unattraktiver ist. Was ist schon ein gutes Spiel, wenn die Ultras einen nicht mitreißen? Was bringt schon ein Siegtor in der 90. Minuten, wenn danach nicht das komplette Stadion bebt? Das könnte bald, wenn DLF, FIFA und UEFA so weiter machen, Realität sein.

Die Ultrakultur, die größte Jugendkultur in Deutschland, wird nun wieder bedroht. Um mehr Spiele im Fernsehen zu übertragen, vor allem auch im chinesischen Fernsehen, gibt es nun fünf Spiele pro Saison um 13:30 Uhr deutscher Zeit, sprich 19:30 Uhr in Chinas dicht besiedeltem Osten. Zusätzlich soll es jeweils fünf Montagsspiele um 20:30 Uhr geben. Auch das ist ein klarer Angriff auf die Fankultur, da Montagsspiele sich oft schlecht mit Arbeitszeiten und langen Anreisen verbinden lassen. Auch frühe Sonntagsspiele führen dazu, dass Fans entweder sehr früh aufstehen oder für Übernachtungen zahlen müssen. So wird die Fankultur zurückgedrängt, um mehr Geld mit Auslandsvermarktung von TV-Rechten und zusätzlichen Fernsehterminen zu verdienen.

Fast gleichzeitig hat die FIFA bekannt gegeben, dass ab 2026 die WM vom 32 auf 48 (!) Nationen aufgestockt wird. Dies ist in doppelter Hinsicht reaktionär. Manche Spieler kommen schon jetzt auf über 60 Spiele pro Jahr. Durch die Zusatzbelastung im Sommer kommt es oft vor, dass Weltklasse-Spieler im Herbst einen Leistungsabfall haben und für ihren Verein schlechter kicken. Auf der anderen Seite wird somit mehr Nationalismus geschürt, die WM wird zusätzlich in 16 Ländern zelebriert und statt normaler, sportlicher Rivalität nationalistisches Gedankengut weiter gefördert. So spielen die Spieler wahrscheinlich ihre besten Spiele für „ihre“ Nation, während sie bei ihrem Verein in ein Leistungstief fallen.

Es geht hier nicht darum, abstrakt „Tradition“ zu verteidigen, sondern die durchaus auch kämpferische Jugendkultur der Ultras gegen Ausverkauf. Deshalb braucht es Proteste gegen den Nationalismus im Fußball, die Länder-Freundschaftsspiele und die Mammut-WMs. Außerdem müssen die Angriffe auf die Ultrakultur in Form von erhöhten Eintrittspreisen, Montagsspielen, das bestehende Verbot von Pyrotechnik sowie die komplett fehlende Mitspracherechte bei DFL und DFB von Seiten der Ultras, bekämpft werden.

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