Nach Kündigungswelle: Gorillas-Beschäftigte rufen zu Boykott auf
Gestern feuerte das Management des Lieferservice Gorillas dutzende streikende Arbeiter:innen. Dagegen fand heute eine Protestkundgebung vor dem Hauptquartier des Unternehmens in Berlin statt.

Vergangene Woche starteten Gorillas-Beschäftigte im Berliner Bergmannkiez in den unbefristeten Streik, dem sich die Tage darauf auch weitere Lagerhäuser in Schöneberg und am Gesundbrunnen anschlossen. Die Forderungen nach pünktlicher Auszahlung der Löhne, sicheren Arbeitsbedingungen und dem Stopp von unmenschlichen Optimierungsmaßnahmen durch das Unternehmen sind in den Lagerhäusern oft sehr ähnlich.
Das Management schien im Vergleich zu den ersten Streiks der Rider:innen in der ersten Jahreshälfte durch die verstärkte Organisierung der Arbeiter:innen massiv eingeschüchtert und reagierte drakonisch. Am vierten Streiktag erhielten alle streikenden Arbeiter:innen, die nicht den besonderen Kündigungsschutz der Betriebsratswahl haben, eine fristlose Kündigung. Die genaue Zahl ist bisher nicht bekannt.
Für Viele war dies zunächst ein Schock. Bei vergangenen Aktionen vor dem Hauptquartier des Startups versicherte der Geschäftsführer noch, Arbeiter:innen nicht wegen ihrer Beteiligung an Streiks zu feuern. Bei der Demo heute versammelten sich 200 Menschen, darunter viele der Betroffenen. Sie zeigten ihren Unmut über das Unternehmen, das gegen die Organisierung der Arbeiter:innen und das Streikrecht vorgeht. Zudem machten die Beschäftigten ihre Boykottkampagne bekannt. Sie rufen dazu auf, in der App und in Suchmaschinen niedrige Bewertungen zu geben und keine Bestellungen mehr aufzugeben.
.@Gorillasapp is mass firing workers! Some have been striking, some supporting. Others were not involved at all.
This is not only #unionbusting anymore.
Management is threatening our lives.
This has to stop!#DeleteGorillas
Give low ratings on App Stores and Search Engines! pic.twitter.com/yZ19fnUujl— Gorillas Workers Collective (@GorillasWorkers) October 6, 2021
Begleitet wurde die Aktion von zahlreichen Vertreter:innen der Presse. Auch Mitglieder der Gewerkschaft ver.di waren anwesend. Wichtig ist nun, dass ver.di den Streik nachträglich legalisiert, um den Entlassenen juristischen Schutz zu geben.
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