Mexiko: „In dem Land mit den meisten Feminiziden auf dem Kontinent führen Krankenschwestern, Ärztinnen und Reinigerinnen die Proteste an“

11.05.2020, Lesezeit 4 Min.
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Flora Aco, prekäre Beschäftige im Öffentlichen Dienst und Mitglied der Bewegung Sozialistischer Arbeiter*innen (MTS) und Pan y Rosas (Brot und Rosen) Mexiko, sprach bei der Internationalen Online-Kundgebung der FT-CI am 1. Mai über den Kampf der Arbeiter*innen, besonders der weiblichen Beschäftigen, im Gesundheitssystem und den Maquiladora-Sweatshops.

Hallo, Genoss*innen. Mein Name ist Flora Aco, ich bin prekäre Beschäftigte im öffentlichen Dienst und eine Vertreterin der Gruppierung Pan y Rosas Mexiko. Ich wurde entlassen, weil ich eine Bewegung für Arbeiter*innenrechte in Mexiko-Stadt organisiert hatte. Nach einem politischen Kampf auf der Straße gelang es uns, meine Wiedereinstellung zu erreichen.

Dieser 1. Mai ist in Mexiko ein historischer Tag. Die Regierung von Manuel Andrés Lopez Obrador bezeichnet sich zwar als fortschrittlich und fördert begrenzte Sozialprogramme. Der COVID 19-Krise begegnet sie jedoch mit einem Plan, der die Sparmaßnahmen gegenüber den Arbeiter*innen verstärkt und die Unterwerfung unter die US-Regierung ausweitet.

Lopez Obrador verbot nicht die Entlassungen, die seit Beginn der Krise mehr als 350.000 betragen und zu denen noch zwei Millionen hinzukommen werden. Dies geschieht in einem Land mit 30 Millionen informellen und prekären Arbeiter*innen, die kein garantiertes Einkommen haben.

Darüber hinaus agiert die Nationalgarde im Auftrag von Trump als zweite Border Patrol gegen unsere migrantischen Geschwister.

Aber in diesem Mexiko, das an den größten Imperialismus der Welt grenzt, beginnen wir, die Arbeiter*innen, gegen die Gesundheits- und Wirtschaftskrise zu kämpfen, und wir Frauen stehen an vorderster Front.

In dem Land mit den meisten Feminiziden auf dem Kontinent sind es Krankenschwestern, Ärztinnen und Reinigerinnen, die die Proteste anführen, die im Gesundheitssektor zunehmen. Sie fordern zusammen mit ihren männlichen Kollegen Material, Schutzausstattung, Masken und Handschuhe und erleben direkt die Folgen der katastrophalen Gesundheitspolitik der Regierung.

Außerdem sind es zumeist weibliche Beschäftigte, die mitten in der Notlage seit mehr als zwei Monaten die Nachrichtenagentur Notimex und die Universität von Chapingo zur Verteidigung ihrer Arbeitsrechte bestreiken.

Gleichzeitig entsteht an der nördlichen Grenze, in Arbeiter*innenstädten wie Matamoros, Tijuana, Mexicali und Ciudad Juarez, eine ungestüme Bewegung der Maquiladora-Sweatshops. In Dutzenden von Fabriken des US-Kapitals kämpfen die Arbeiter*innen für die Einstellung der nicht lebensnotwendigen Produktion und volle Lohnfortzahlung.

Es ist eine historische Bewegung von wilden Streiks und Ausschreitungen gegen die schrecklichen Bedingungen der Ausbeutung, Entlassungen und Ignoranz der Behörden angesichts des Infektionsherdes, zu dem die Maquilas geworden sind. Ihr Slogan lautet „Wir wollen leben“.

Deshalb fordern wir ein Verbot von Entlassungen, vollständige Lohnfortzahlungen und die Enteignung von Unternehmen, die die Arbeiter*innenrechte verletzen, um sie unter die Kontrolle ihrer Beschäftigten zu stellen.

Mit großem Stolz möchte ich sagen, dass La Izquierda Diario México, Teil des Internationalen Netzwerks, das von der Trotzkistischen Fraktion herausgegeben wird, zu einer Stimme der Arbeiter*innen geworden ist, die im ganzen Land kämpfen, von den Beschäftigten der Maquiladoras über die Migrant*innen bis hin zu den Indigenen, die ihre Ländereien verteidigen.

Wir säen revolutionäre Ideen und ein Programm, und wir streben nach mehr. Deshalb unterstützen wir dem Aufruf der Front der Linken und Arbeiter*innen aus Argentinien für eine Lateinamerikanische Konferenz.

Obwohl sie jetzt wegen der Pandemie verschoben wurde, ist der Aufruf ein sehr wichtiger Schritt, der die Übereinstimmung zwischen sozialistischen Parteien der Arbeiter*innenklasse zeigt, die für die politische Unabhängigkeit der Arbeiter*innen kämpfen. Von uns, die wir die Fahnen des Antiimperialismus hissen und die Einheit unserer Klasse und der unterdrückten lateinamerikanischen Völker mit der US-Arbeiter*innenklasse anstreben, die eine wachsende hispanische Komponente hat.  Diese Parolen sind für uns eine sehr wichtige Grundlage, um in Mexiko, wie wir es von der MTS vorschlagen, eine große internationalistische, sozialistische und revolutionäre Organisation aufzubauen. Vielen Dank.

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