Kaufhof-Report Teil 1: Vom Milliardär Benko mit Vorsatz an die Wand gefahren

25.05.2020, Lesezeit 4 Min.
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Jahrelang hat René Benko das Geld aus Galeria Karstadt Kaufhof herausgezogen und die Warenhauskette vorsätzlich in den Ruin getrieben. Ein Mitarbeiter berichtet in Teil 1: Wie der Online-Handel kaputt gemacht wurde.

Foto: Felix Mittermeier

Es ist das Jahr 2020 und das Jahr der Krisen. Es sind Krisen für so viele Menschen auf der Welt, die am Hungertuch nagen und nicht wissen, wie es die nächsten Monate weiter gehen soll. Und es sind Krisen für die Menschen, die die Taschen voller Geld haben und nicht wissen, wohin damit, aber Geld verlieren, welches sie in ein paar Monate wieder rein bekommen – alleine durch die Zinsen von den Banken. Einer dieser Menschen ist René Benko.

René Benko, geboren 1977 in Innsbruck und heute mehrfacher Milliardär, belegt auf der österreichischen Reichen-Liste Platz acht mit einem geschätzten Vermögen von rund fünf Milliarden US-Dollar.

2018 wurde die dunkle Bedrohung dann tatsächlich wahr und Herr Benko kaufte sich in den Kaufhof ein, und zwar mit einem Stimmrecht von 50,1 Prozent. Das heißt, dass Benko mehr zu sagen hatte, als seine Mitbesitzer HBC (Hudson’s Bay Company) – und damit fing das dunkle Kapitel von Galeria Kaufhof erst an. 2019 kaufte Benko dann auch die restlichen Anteile.

Die neuste Technik mit Tablets, Kassensystemen und Computern wurde durch veraltete Technik ersetzt, sprich alles Neue wurde weggeworfen und durch gebrauchte, veraltete Computerdisplays mit Tastatur und Maus ersetzt.

Zuvor musste man als Mitarbeiter*in, wenn man etwas für die Kund*innen bestellen wollte, nur seine Mitarbeiterkarte scannen und den Artikel heraussuchen und bestellen. Jetzt muss man an einem veralteten Computer erst einmal einen Benutzernamen eingeben, den man sich nicht einmal aussuchen kann bzw. niemals merken kann, weil er aus zig Nummern und Buchstaben besteht, gefolgt von einem Passwort, das genau so schlimm ist. Dieser Vorgang dauert alleine zwei bis drei Minuten länger als beim Tablet.

Anschließend muss man sich auch noch durch zig veraltete Programme hindurch suchen, bis man schließlich da ist, wohin man vorher eine Minute brauchte. Dadurch wurden viele Kund*innen, die online bestellen wollten, schon ziemlich verärgert, weil der ganze Vorgang deutlich länger und komplizierter war als vorher. Von zuhause bestellen ist aber leider auch nicht mehr drin, wenn man sich die Online-Bewertung vom Karstadt anschaut.

Der Onlineversand wurde nämlich nach der Übernahme auch geändert. Zuvor war ein Onlineversandhaus für alles zuständig bzw. vom Lager aus gesteuert und nun ist jede Filiale dafür selbst zuständig, ohne wirklich gute Unterweisung zu haben.

Die Mitarbeiter*innen, die sich dann zum ersten Mal um die Online-Geschichte kümmern mussten, haben sich eine abgehackte Telefonkonferenz anhören dürfen, wo mehrere Filialen aus Deutschland teilnahmen, was etwa 30 Minuten ging und dann sollte alles schon laufen.

Dem war aber leider nicht so, weil die Mitarbeiter*innen einfach total überfordert waren mit der Aufgabe und niemanden hatten, an den sie sich wenden konnten. Fragte man z.B. die Geschäftsleitung, wurde man schnell abgewimmelt und es wurde gesagt: „Ihr macht das schon, schaut euch das einfach alles ein paar Mal an.“

Hier geht es zu Teil 2: Die Zerstörung eines Berufes.
Hier geht es zu Teil 3: Muss der „insolvente“ Milliardär Benko freitags eigentlich auch zur Tafel?

Stimmen der Beschäftigten

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