Israel bereitet Bodenoffensive im Süden Gazas vor

06.05.2024, Lesezeit 3 Min.
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Geflüchtete Familie in Rafah, Februar 2024. Foto: Anas-Mohammed / Shutterstock

Die israelische Armee hat heute Morgen die Evakuierung des südöstlichen Teils des Gazastreifens angeordnet. Sie warf Flugblätter aus Flugzeugen ab und verbreitete ihre Evakuierungsbefehle per SMS. Diese ersten Anweisungen, die etwa 100.000 Palästinenser:innen betreffen, kündigen die bevorstehende Invasion von Rafah an.

Am frühen Morgen gab die israelische Armee in einer Pressemitteilung bekannt, dass sie die Evakuierung des südöstlichen Teils von Rafah angeordnet habe. Nachdem sie die Auffangzone für Flüchtende in Rafah auf die Umgebung von Chan Yunis und einen neuen Küstenabschnitt ausgeweitet hatte, soll nun der südliche Teil des Gazastreifens von der Bevölkerung geräumt werden.

In einem Flugblatt, das heute Morgen aus der Luft abgeworfen wurde, informiert die IDF die Einwohner:innen, dass „die Nahrungsmittelhilfe in der erweiterten humanitären Zone fortgesetzt wir“ und dass sie „weiterhin die Terrororganisationen bekämpfen wird, die euch als menschliche Schutzschilde benutzen“. Die Botschaft warnt ausdrücklich Bewohner:innen von Rafah, die versuchen könnten, weiter nach Norden in Richtung Gaza-Stadt zu ziehen: „Gaza-Stadt ist eine gefährliche Kampfzone. Vermeiden Sie es, die Linie nördlich von Wadi Gaza zu überqueren. Es ist verboten, sich den Sicherheitsbarrieren im Osten und Süden zu nähern.“

Die Umsiedlung eines Teils der Flüchtenden, euphemistisch als „vorübergehende Evakuierung“ bezeichnet,ist eine Vorbedingung für die Stationierung der Streitkräfte, die von ihren Stellungen im Süden und Osten der Stadt nach Rafah eindringen und einen Teil der Millionen Palästinenser:innen, die in der Stadt Zuflucht gefunden haben, nach Chan Yunis im Norden drängen könnten. Nachdem sich die israelische Armee vor mehreren Wochen aus Chan Yunis zurückgezogen hatte, um eine potenzielle Evakuierungszone zu eröffnen, machte sie damit ihre Drohungen wahr. Nach Angaben der IDF würde die aktuelle Räumung 100.000 Palästinenser:innen betreffen.

Laut dem diplomatischen Korrespondenten von Haaretz soll Yoav Gallant, israelischer Verteidigungsminister und Mitglied des Kriegskabinetts, seinem US-amerikanischen Amtskollegen mitgeteilt haben, dass „die Hamas Israel keine andere Wahl gelassen hat, als mit der Offensive in Rafah zu beginnen“, obwohl die Verhandlungen, die vor zehn Tagen begonnen hatten, zu keinem Ergebnis führten. Nachdem sie die Stadt umzingelt hat, verstärkt die IDF ihren Druck auf den letzten Zufluchtsort in Gaza: Der Evakuierungsbefehl und die Drohung mit dem Beginn der Bodeninvasion könnten auch darauf abzielen, die palästinensische Bewegung zum Einlenken zu zwingen.

Die israelische Armee bereitet ihre Invasion vor, indem sie einen Teil der Bewohner:innen von Rafah in das Zentrum des Gazastreifens und an die Küste verlegt. Da die Bodeninvasion des letzten Zufluchtsortes der Palästinenser unmittelbar bevorzustehen scheint, ist die Mobilisierung der Jugend, der Arbeiter:innen und der Solidaritätsbewegung mit Palästina so notwendig und dringend wie noch nie – sowohl im Nahen und Mittleren Osten als auch im Herzen der imperialen Metropolen.

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