Hass und Beleidigungen: Eine Kassiererin erzählt von ihren Erfahrungen mit Querdenker:innen

04.02.2022, Lesezeit 4 Min.
Gastbeitrag

Die Hygieneregeln im Supermarkt dienen dazu, Kund:innen und das Personal vor einer Corona-Infektion zu schützen. Doch manche sind uneinsichtig – und beschimpfen das Personal. Erfahrungsbericht einer Kassiererin.

1
Foto: pixfly / Shutterstock.com

Obwohl man die Behandlung von Angestellten in Supermärkten seitens vieler Kundinnen und Kunden auch bereits vor der Pandemie nicht gerade als „von gegenseitigem Respekt geprägt“ beschreiben kann, lässt sich bei der aktuellen Lage dennoch eine deutliche Verschlechterung feststellen.

Egal wie viele Aufsteller, Hinweisplakate oder auch wiederholte Hinweise von Mitarbeiter:innen, manchen fällt es anscheinend im bereits dritten Jahr der Pandemie immer noch schwer, allgemein gültige Regeln wie zum Beispiel das „richtige“ Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder Abstands- und Desinfektionsmaßnahmen einzuhalten. Vor allem in Bezug auf den verpflichtenden Mund-Nasen-Schutz kommt es gehäuft zu Diskussionen. Hinweise darauf, dass die Maske bitte überhaupt aufgesetzt, richtig getragen oder auch, dass ein Betreten des Marktes zur Zeit nur mit einer FFP2 Maske erlaubt ist, treffen immer wieder auf Unverständnis und führen leider auch oftmals zu (verbalen) Angriffen auf Mitarbeiter: innen.

Hierzu ein Beispiel von vielen, welches sich in seiner groben Form schon des öfteren wiederholt hat: Ich bin an der Kasse eingeteilt und erst seit circa 40 Minuten im Markt. Eine (in diesem Fall ältere) Kundin tritt vor. Sie trägt keine Maske. Nachdem ich sie begrüße frage ich höflich nach, ob sie eine ärztliche Bescheinigung zur Befreiung des Tragens eines Mund-Nasen-Schutzes hat. Die Kundin reagiert direkt in aggressivem Ton. Dabei fallen Sätze wie „[…] die Polizei hat mir gesagt […]“, „[…] sie dürfen das nicht […]“, „[…] ich bin so eine Schei*e leid […]“ etc. Ich rufe meinen für diese Schicht eingeteilten Vorgesetzten. Dieser versucht die Kundin zu beruhigen. Nachdem sie sich allmählich etwas beruhigt hat, geht mein Vorgesetzter, ich scanne den Einkauf der Kundin und sage ihr anschließend die zu zahlende Summe. Auf ein „Bitte“ verzichte ich dieses Mal. Die Kundin steigert sich erneut in ihre Wut hinein und beginnt mich nun persönlich und in aggressivem Tonfall zu beschimpfen.

Die Beleidigungen beziehen sich dabei vor allem auf meine Intelligenz und mein Alter (ich bin eine 23-jährige Frau). Ihre Beleidigungen greifen soweit, dass sich der Kunde hinter ihr dazu verpflichtet fühlt, für mich einzustehen. Auch er versucht – wie auch zuvor mein Chef – die Dame darauf hinzuweisen, dass meine anfangs gestellte Frage in Bezug auf ihre Maske konform war. Nach einer weiteren Minute mit Beschimpfungen verlässt sie den Markt. Ich arbeite weiter. Mindestens fünf weitere Kunden muss ich an diesem Abend auf ihre Maske ansprechen.

Im Allgemeinen ist zu bemerken, dass Kundinnen und Kunden häufiger und auch schneller gereizt auf Hinweise von Mitarbeiter: innen reagieren. Auch eigens gestellten Fragen an das Personal erfolgen in einem ruppigeren Ton.

Schickt uns eure Erfahrungen!


Wir wollen mit unserer Zeitung Arbeiter:innen und Unterdrückten eine Stimme geben, die in der bürgerlichen Presse nicht gehört wird. Dabei ist es auch wichtig zu sehen, dass hinter vermeintlichen Alltagssorgen oft systemische Ursachen stecken, die im neoliberalen Zeitgeist individualisiert und ins Private gedrängt werden. Wir wollen sie politisieren und auf unsere Online-Zeitung bringen. Wenn ihr konkrete Erfahrungen mit Querdenker:innen, der Polizei oder der Corona-Politik der Bundesregierung gemacht habt, dann meldet euch und wir veröffentlichen eure Erfahrung.

Schreib uns eine Mail an info@klassegegenklasse.org oder kontaktiert uns via Social Media:
Instagram: Klasse gegen Klasse
Twitter: @KGK_News
Facebook: Klasse Gegen Klasse

Mehr zum Thema