Hafen: Verhandlungen stocken. Neue Streiks noch diese Woche?

23.08.2022, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Maxi Schulz

Am Montag fand in Bremen die zehnte Verhandlungsrunde über einen Tarifvertrag an den Häfen statt. Bei einer Kundgebung vor dem Tagungsort drohten die Beschäftigten mit weiteren Arbeitsniederlegungen und solidarisierten sich mit den Hafen-Streiks in Großbritannien.

Schon zum zehnten Mal traf sich diese Woche die Verhandlungsführung der Gewerkschaft ver.di mit Vertreter:innen des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). Am Montag war noch keine Einigung in Sicht, sollte es auch Dienstag nicht zu einem Abschluss kommen, ist mit einer Urabstimmung für einen Erzwingungsstreik zu rechnen. Mit einem Scheitern der Verhandlungen endet auch die gerichtlich von ver.di und dem ZDS ausgehandelte Friedenspflicht. Damit könnte es bereits ab Donnerstag zu neuen Streiks kommen.

Ver.di fordert für die Beschäftigten einen Inflationsausgleich plus Zuschläge mit einer Vertragslaufzeit von 12 Monaten. Der ZDS beharrt jedoch weiter auf einer Laufzeit von 24 Monaten, wodurch die Arbeiter:innen das Risiko der Inflation im zweiten Jahr selbst tragen müssten.

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Foto: Klasse gegen Klasse

Auf der Kundgebung vor dem Tagungshotel Atlantic in Bremen äußerten etwa 150 Kolleg:innen ihren Unmut über das unzureichende Angebot des ZDS. In mehreren Reden sprachen sie sich angesichts der Inflation von 7,5 Prozent dafür aus, die Streiks solange fortzusetzen, bis der ZDS den Forderungen nachkommt.

Viele betonten, dass der Arbeitskampf nicht nur für die Hafen-Arbeiter:innen wichtig ist, sondern auch für Kolleg:innen anderer Betriebe, die demnächst in Lohnverhandlungen treten. Auch Beschäftigte anderer Branchen solidarisierten sich mit dem Kampf, darunter Arbeiter:innen von Mercedes, aus dem Erziehungswesen und studentische Beschäftigte.

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Foto: Maxi Schulz

Hervozuheben ist auch die Solidarität der Kolleg:innen mit den aktuellen Arbeitskämpfen in Großbritannien. In Felixstowe, dem größten Hafen des Landes, steht seit Montag eine achttägige Arbeitsniederlegung an. Dem vorausgegangen waren Streiks in anderen Branchen wie der Eisenbahn, dem Gesundheitswesen und der Post. Viele der Redner:innen in Bremen betonten, dass der Kampf der Hafen-Beschäftigten ausgeweitet und international geführt werden muss.

Als Klasse gegen Klasse beteiligten wir uns mit einer Soli-Delegation von 15 Personen aus München, Hamburg, Berlin, Bremen und Bünde und führten Interviews mit den Kolleg:innen. Auch andere linke Gruppen waren vertreten. Die Linkspartei hingegen fehlte, obwohl sie dazu aufruft, sich im September an Protesten gegen die steigenden Gaspreise zu beteiligen. Es wird notwendig sein, solche Proteste mit den Kämpfen der Arbeiter:innen zu verbinden, um die Inflation effektiv bekämpfen zu können.

Es folgt eine Zusammenstellung aus Reden und Interviews, die wir auf Social Media veröffentlicht haben:

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