Große Proteste in Chile

05.05.2015, Lesezeit 2 Min.
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// Studierendenbewegung nimmt wieder fahrt auf //

In Chile hat die Studierendenbewegung mit einem massiven Protesttag im ganzen Land für Aufmerksamkeit gesorgt. Mehr als 150.000 Studierende, Schüler*innen, Lehrer*innen und andere Arbeiter*innen demonstrierten alleine in der Hauptstadt Santiago.

Diese Demonstrationen finden in einem angeheizten politischen Klima statt.

Auf der einen Seite hat die Regierung eine Reihe von Reformen versprochen, unter anderem eine Bildungsreform. Diese soll die historische Forderung der Studierenden nach kostenloser Bildung erfüllen.

Auf der anderen Seite erlebt das politische System in Chile die größte Krise seit dem Ende der Militärdiktatur 1990. Angefangen von der erzreaktionären Rechten bis hin zu den regierenden Parteien – alle sind in verschiedene Korruptionsfälle verwickelt. Unternehmen hinterzogen Steuern und finanzierten gleichzeitig Wahlkampagnen von Politiker*innen. Das entlarvt die politische Kaste von Politiker*innen, die nur Politik für die Unternehmer*innen machen.

Das versetzte das gesamte politische Regime in eine tiefe Legitimitätskrise. In diesem Rahmen ist die massive Mobilisierung vom vergangenen Donnerstag zu bewerten.

Schon 2011 gab es große Proteste. Mit Besetzungen, Streiks und Demonstrationen hatten die Studierenden und Schüler*innen gegen das ungerechte Bildungssystem gekämpft. Die Studiengebühren in Chile gehören zu den höchsten der Welt, während die Besitzer*innen des Bildungssystems zu den reichsten Kapitalist*innen des Landes gehören.

Im vergangenen Jahr ordneten sich die Führungen der Studierendenbewegung der Regierung unter und hofften passiv auf eine Änderung von oben.

In der aktuellen politischen Konjunktur ist es deswegen besonders bemerkenswert, dass die Bildungsbewegung den Kampf gegen das Bildungsystem mit einer Kritik an den bürgerlichen Politiker*innen und ihren Beziehungen mit den Kapitalist*innen verbindet.

Am vergangenen 21. April fand zudem ein kräftiger Warnstreik in den strategischen Industrien des Landes – von den Häfen, über die Minen und den Forstbetrieb – statt. All das deutet auf ein konfliktreiches Szenario hin, in dem sich die Krise des Regimes von oben mit dem aufsteigenden Klassenkampf von unten verbindet.

Dieser Artikel erschien am 25. April in einem Flugblatt der linken Jugendgruppe RedBrain.

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