Fünf Euro mehr für fünf Stunden Streik

28.01.2018, Lesezeit 2 Min.
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Busfahrer bei einem Warnstreik: Der Streik legt den Schüler- und Linienbusverkehr im Umland von Schwerin und im Landkreis Ludwigslust-Parchim lahm. Foto: Jens Büttner

Bei der dritten Verhandlungsrunde einigten sich Ver.di und der Kommunale Arbeitgeberverband auf 5 Euro mehr für die Bus- und Straßenbahnfahrer*innen in Mecklenburg-Vorpommern. Beim letzten Angebot wurden 75 Euro Lohnerhöhung geboten, nun sind es 80 Euro.

Nach dem „ersten richtigen Streik“ der Bus-und Straßenbahnfahrer*innen in Mecklenburg-Vorpommern, hat der Kommunale Arbeitgeberverband sein Angebot minimal aufgebessert und bietet nun fünf Euro mehr, also 80 Euro statt der vorherigen 75 Euro. Dieses Angebot gilt dabei nur für die untere und mittlere Lohngruppe. Das Angebot beinhaltet 2,2 Prozent mehr Lohn, rückwirkend zum 1. Januar 2018 und 3,0 Prozent mehr für 2019, vorher waren es 2,5 Prozent für 2019. Mindestens sollen die Beschäftigten aber 80 Euro mehr bekommen, vorher waren es mindestens 75 Euro.

Dabei sah die Forderung von Ver.di eine Lohnsteigerung von 180 Euro vor, für alle Lohngruppen. Das neue Angebot ist angesichts der ursprünglichen Forderung kaum verbessert worden.

Das ist insbesondere angesichts der Inflation in Mecklenburg-Vorpommern problematisch. Diese lag im vergangenen Jahr, mit 2,1 Prozent, deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 1,8 Prozent. Dem standen durchschnittliche Lohnerhöhungen von 2,2 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern entgegen. Tatsächlich stieg die Kaufkraft der Beschäftigten also lediglich um 0,1 Prozent.

Als Grund für die Annahme des schlechten Angebots, gab die Gewerkschaftsführung an, dass der Kommunale Arbeitgeberverband an die Grenze des Machbaren gegangen sei. Doch das ist angesichts der Gehälter für Führungspersonen in der Kommunalpolitik und den Aufsichtsräten, und auch in den Kommunalen Verkehrsverbänden, sehr unrealistisch.

Der Rostocker Oberbürgermeister gönnt sich nicht nur einen Dienstwagen für 50.000 Euro, samt Chauffeur, sondern profitiert, mit seinem Eigenheim in Rostocks Vorzeigegegend Gehlsdorf, selbst von steigenden Grundstückspreisen, während die Bus- und Straßenbahnfahrer*innen mit gestiegenen Mieten kämpfen müssen. Auch die Vorstandsmitglieder kommunaler Unternehmen kommen selten zu kurz. Für eine Vollzeitstelle werden mindestens 60.000 Euro pro Jahr veranschlagt. Auch wird Rostock nach jahrelanger Sparpolitik demnächst schuldenfrei. Statt in neue Prestigeobjekte zu investieren, könnte die Stadtverwaltung auch mal jene belohnen, die tagtäglich das Funktionieren der größten Stadt des Landes und damit Wachstum und Entwicklung garantieren: die Bus- und Straßenbahnfahrer*innen.

Die betroffenen Kolleg*innen sind nun aufgerufen, über das Angebot abzustimmen. Bei einer Ablehnung wäre die Ver.di-Führung vor die Wahl gestellt, doch noch zu unbefristeten Streiks aufzurufen, oder den demokratischen Beschluss der Beschäftigten und deren Interessen zu missachten.

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