Friert die Hölle zu? Pilot*innen drängen Ryanair zur Verhandlung

16.12.2017, Lesezeit 2 Min.
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Zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte will die Billigfluglinie mit Gewerkschaftsvertreter*innen verhandeln. In mehreren Ländern hatten ihre Pilot*innen mit Streik gedroht – kurz vor den Feiertagen.

Eher würde die Hölle zufrieren, als dass Ryanair mit einer Gewerkschaft einen Tarifvertrag abschließe. So hatte noch vor wenigen Tagen der für seine arroganten Sprüche berüchtigte Vorstandschef der Billigfluglinie, Michael O’Leary, getönt. Die Aussicht auf Streiks kurz vor Weihnachten in Irland, Deutschland, Italien und Portugal und der damit drohende massive Ausfall von Flügen hat nun doch ein Umdenken erzwungen. Zum ersten Mal seit der Gründung 1985 wolle die irische Fluglinie nun in Verhandlungen mit Gewerkschaften in insgesamt sechs europäischen Staaten treten, teilte sie mit.

Die irische Fluglinie Ryanair ist nicht nur für ihre billigen Preise und schlechten Service bekannt, sondern auch für drastische Arbeiter*innenfeindlichkeit. Die Löhne der Pilot*innen liegen unter dem Branchenschnitt, mehr als die Hälfte der Pilot*innen sind als Scheinselbstständige beschäftigt und haben damit keinen Anspruch auf eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keine verbindlichen Dienstpläne und keine Altersvorsorge. In der Vergangenheit hatte die Billigfluglinie ihren Beschäftigten auch bereits mit der Kündigung gedroht, sollten diese sich mit einer Gewerkschaft in Kontakt setzen.

Am vergangenen Dienstag hatte die Pilot*innengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) im Rahmen einer Pressekonferenz angekündigt, für eine Anpassung an branchenübliche Standards in Vergütung und Arbeitsbedingungen jederzeit streikbereit zu sein. Den genauen Zeitpunkt hatten sie nicht bekannt gegeben, um dem Konzern nicht die Gegenwehr zu erleichtern. Nur der Zeitraum zwischen dem 23. und dem 26. Dezember sollte aus Rücksicht auf die Passagiere ausgespart bleiben. In Reaktion auf den Schwenk des Unternehmens zeigte sich VC verhandlungsbereit.

Erst vor kurzem hatte ein angeblicher Fehler in der Urlaubsplanung Ryanair gezwungen, Tausende Flüge zu streichen. Tatsächlich herrscht eklatanter Personalmangel, die Fluktuation der Pilot*innen ist beträchtlich. Im Schnitt sind die Pilot*innen nur 34 Jahre alt.

Gleichzeitig ist Ryanair im Gespräch, Teile der insolventen Fluglinie Niki zu übernehmen. Zuvor stand Medienberichten zufolge Lufthansa vor einer Übernahme der Air-Berlin-Tochtergesellschaft. Auch der ehemalige Formel-1-Pilot Niki Lauda kündigte Interesse an. Er hatte das Unternehmen 2003 gegründet, ehe es schrittweise von Air Berlin übernommen worden war.

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