Es tut sich was im Spanischen Staat: Revolutionäre Arbeiter*innen-Strömung gegründet

03.05.2017, Lesezeit 5 Min.
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Vor fast einem Jahrzehnt brach die weltweite kapitalistische Krise aus, die besonders im Spanischen Staat einschlug. Sie brachte eine tiefe soziale Krise hervor, die den Widerstand gegen Kürzungspolitik und Repression weckte. Die soziale Infragestellung des aus dem Franco-Faschismus hervorgegangenen Regimes von 1978 und der Politiker*innen der traditionellen Parteien wurde seit der 15M-Bewegung immer stärker, besonders durch die Generalstreiks und die sozialen Bewegungen im Anschluss.

Clase contra Clase entstand im Jahr 2006 aus dem Bruch einer Gruppe junger Aktivist*innen aus Saragossa mit „Nueva Claridad“, einer Organisation innerhalb der linksreformistischen Izquierda Unida. Die Gründung der Gruppe war die Schlussfolgerung eines Widerstandsprozesses sowohl gegen die neoliberale Offensive, aber auch gegen die Abwendung der Mehrheit der radikalen Linken im Spanischen Staat von jeglichem revolutionären Programm und Strategie der Arbeiter*innenklasse. Seit seiner Gründung und besonders in der letzten Zeit hat sich Clase contra Clase in Saragossa, Barcelona und Madrid sowohl in theoretischen Auseinandersetzungen als auch im Klassenkampf und in der Organisierung von Frauen und Jugendlichen aufgebaut.

Wir sind stolz darauf, die wichtigsten Arbeiter*innenkämpfe der letzten Periode unterstützt zu haben und Teil von ihnen gewesen zu sein, wie der Kampf der Arbeiter*innen von Panrico und von Coca Cola, der Kampf der outgesourcten Movistar-Beschäftigten, der prekären Hotelarbeiter*innen („Kellys“) oder der prekären Jugendlichen von Telepizza.

Wir sind Teil der Frauenbewegung, wo wir mit der sozialistischen Frauenorganisation Pan y Rosas (Brot und Rosen) einen antikapitalistischen Flügel aufbauen, gemeinsam mit dutzenden Arbeiterinnen und Studentinnen. Eine internationale Frauenorganisation, um Tag für Tag gegen alle Unterdrückungen dieses kapitalistischen und patriarchalen Systems zu kämpfen. Aktuell führen wir gemeinsam mit den Kellys eine große Kampagne gegen sexistische Gewalt, gegen Prekarisierung und Ungleichheit der Arbeitsbedingungen und für die Verteidigung unserer erkämpften Rechte wie das Abtreibungsrecht. Dafür wollen wir eine große Frauenbewegung auf den Straßen, unabhängig von Kirche, Bossen, ihren Parteien und ihrem Staat.

Gleichzeitig organisieren wir uns in antikapitalistischen Strömungen in der Jugend- und Studierendenbewegung, um eine revolutionäre Jugend aufzubauen.
Der Start der digitalen Tageszeitung Izquierda Diario vor mehr als anderthalb Jahren ist Teil dieses Prozesses. Es war der Beginn eines Projekts des aktivistischen Journalismus, den es in der spanischen Linken so bisher nicht gegeben hat. Das Ziel war es, zehntausenden Menschen nicht nur die Ideen der antikapitalistischen Linken nahezubringen, sondern auch die Erfahrungen der Selbstorganisation und des Kampfes der Arbeiter*innen. Die Tageszeitung ist, wie auch KlasseGegenKlasse.org in Deutschland, Teil eines internationalen Netzwerks von Tageszeitungen in elf Ländern und fünf Sprachen – ein wirklicher internationaler „kollektiver Organisator“. Denn für uns ist der Internationalismus keine abstrakte Definition, sondern konkrete aktivistische Praxis.

Diese Fortschritte beruhten auf der Schulung einer Reihe von Aktivist*innen in revolutionärer Strategie, Internationalismus und dem Kampf dafür, die Ideen des revolutionären Marxismus in die Arbeiter*innenklasse und die Jugend zu bringen. Dieser Kampf ist fundamental in unserer täglichen Praxis, um mit den Methoden des Marxismus die aktuellen Herausforderungen zu denken.
Das hat uns, zusammen mit der Ausdehnung unserer Organisation auf neue Städte, wie Vigo und Burgos, ermöglicht, auf gesamtstaatlicher Ebene die Grundlage für eine neue revolutionäre Organisation zu legen: die Revolutionäre Arbeiter*innenströmung (CRT).

Neue Aufgaben und neue Kräfte

In dieser neuen Etappe wollen wir uns an breitere Sektoren der Arbeiter*innenklasse, der Frauen und der Jugend wenden. In diesem Moment nehmen die Tendenzen zur politischen Polarisierung in Europa und in der Welt zu – mit Trump im Weißen Haus und dem Fortschritt der extremen Rechten in Europa –, während die Krise des spanischen politischen Regimes und seiner Kaste von korrupten kapitalistischen Politiker*innen weitergeht. Diese Situation ist heute der Nährboden für den Aufstieg des Klassenkampfs.

Mit diesem Ziel hat eine Sonderkonferenz die Umbenennung in CRT und die Einberufung unseres Ersten Kongresses am 6./ 7. Mai in Saragossa beschlossen, wo wir die nationale und internationale Situation diskutieren und ein Programmatisches Manifest verabschieden werden, welches unser Programm synthetisiert und die strategischen Grundlagen legt, um eine revolutionäre Partei im Spanischen Staat aufzubauen. An dieser Konferenz werden auch Genoss*innen der Revolutionär-Kommunistischen Strömung aus Frankreich und der Revolutionären Internationalistischen Organisation aus Deutschland teilnehmen, um aus einer internationalistischen Perspektive an der Diskussion teilzuhaben.

All die Initiativen und Projekte, die wir uns vornehmen, sind im Dienst des Aufbaus einer großen Partei revolutionärer Arbeiter*innen, die die neoreformistischen Projekte wie Podemos und Izquierda Unida überwindet. Das stellen wir uns nicht als ein langsames Wachstum unserer Organisation vor, sondern als Teil einer politischen, theoretischen und strategischen Auseinandersetzung, die wir gemeinsam mit Jugendlichen, Arbeiter*innen und linken Sektoren führen wollen. Unser Ziel ist, dass die Arbeiter*innenklasse ihre eigene Partei aufbaut – eine Partei des Kampfes der Ausgebeuteten, der Feind*innen der Parteien der Ausbeuter*innen, die die politische Unabhängigkeit der Arbeiter*innenklasse von jeder Variante der Bosse verteidigt und die für eine Arbeiter*innenregierung und den Bruch mit dem Kapitalismus kämpft.

Eine Partei, die ein Übergangsprogramm aufstellt und umsetzt, damit die Arbeiter*innenklasse eine hegemoniale Kraft werden kann. Diese immense Aufgabe ist für uns untrennbarer Teil des Kampfes für eine Internationale der sozialen Revolution, der für uns die Wiedergründung der IV. Internationale auf auf revolutionärer Grundlage ist.

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