Eröffnung von Rosa und Karl: Ein Ort der Organisierung, der Hoffnung und des Kampfes

15.06.2024, Lesezeit 5 Min.
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Ein Wandbild von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht prangt im neuen sozialistischen Lokal Rosa und Karl. Foto: Klasse Gegen Klasse

Am vergangenen Samstag fand die offizielle Eröffnung des neuen Lokals von Klasse Gegen Klasse in Berlin auf der Sonnenallee statt. Etwa 100 Leute besuchten die neuen, selbstverwalteten Räume, die in Zeiten von stärker werdender Repression gegen linke und antiimperialistische Kräfte zunehmend an Wichtigkeit gewinnen.

Am Samstag, den 8. Juni steht auf dem Bürgersteig vor der Sonnenallee 152 ein Aufsteller mit den Gesichtern von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, zwei bedeutenden Kämpfer:innen der deutschen kommunistischen Bewegung. Sie selbst hielten sich schon vor mehr als hundert Jahren des Öfteren in Neukölln (damals noch Rixdorf) auf, um Vorträge über den Kampf gegen den deutschen Imperialismus zu halten und mit Arbeiter:innen zu diskutieren. Die Aufsteller weisen den Weg in den Innenhof, in dem Kinder von Genoss:innen und Anwohner:innen gemeinsam mit Seifenblasen in der Sonne spielen. Drum herum stehen Studierende, Beschäftigte, Mitglieder verschiedener linker Organisationen wie Revolutionäre Linke oder Gesundheit 4 Palestine und unterhalten sich interessiert. Wer neu ankommt, wird begrüßt und bekommt eine kleine Tour durch die Räume: Der Veranstaltungsraum, mit dem großen Wandbild von Luxemburg und Liebknecht. Die kleine Küche, wo Snacks und Getränke bereitstehen. Und das Büro, in dem eine Bibliothek mit marxistischer Literatur entsteht sowie eine Spielecke für Kinder mit einem bunten Zelt eingerichtet ist – damit die Inhalte und Ideen, die an diesem Ort vermittelt und diskutiert werden sollen, auch für die zugänglich sind, die sich nach ihrer Arbeit auch um Kinder kümmern müssen.

Neben den Räumlichkeiten bekommen alle den Ablauf des heutigen Tages erklärt: eine historische, revolutionäre Stadtführung durch den Kiez, die sich mit den Kämpfen und dem Widerstand in Berlin-Neukölln befasst. Danach eine Filmvorführung über den Kampf von Beschäftigten und unseren argentinischen Genoss:innen, die mit Streiks und Besetzungen dafür kämpften, die Druckerei Donnelly, in der sie beschäftigt waren und die geschlossen werden sollte, unter Arbeiter:innenkontrolle zu verstaatlichen. Abends dann die offizielle Eröffnung mit Reden von Genoss:innen der Revolutionären Internationalistischen Organisation (RIO), die Klasse Gegen Klasse herausgibt, und mit Videobotschaften aus anderen Lokalen unserer Strömung in anderen Ländern und aus anderen Organisationen. Zum Abschluss gab es Live-Musik und die Gelegenheit, gemeinsam zu feiern.

Die Stimmung im Lokal ist positiv. Leute freuen sich, dass in ihrem Kiez ein politischer Ort entstehen soll für Veranstaltungen, Workshops und kulturelle Events. Ab und zu hört man Sirenen von Polizeiautos auf der Sonnenallee. Dem Ort, wo es nicht erst in den letzten Monaten zu massiver Repression gegen Proteste gegen den Genozid in Palästina gekommen ist. Der Ort, an dem traditionell die letzten Jahre die revolutionäre Demonstration zum Kampftag der Arbeiter:innen am 1. Mai stattfindet. Das thematisiert auch Caro, Studentin an der Freien Universität Berlin, die aktiv bei der marxistischen Hochschulgruppe Waffen der Kritik ist, in ihrer Rede am Abend. Sie spricht darüber, was Hoffnung in Zeiten zunehmender Militarisierung und Rechtsruck für sie bedeutet. Sie spricht über Clara Zetkin, Genossin von Rosa Luxemburg, Mitbegründerin der Zweiten Internationalen und eine der bekanntesten sozialistischen Feminist:innen, die einst sagte, “ich will dort kämpfen, wo das Leben ist”. Und sie führt aus, dass Zetkin damit Orte meinte, „wo das wirkliche Leben stattfindet und wo die entscheidenden gesellschaftlichen und politischen Kämpfe ausgetragen werden. Es steht für die Bereitschaft, sich dort zu organisieren, wo die Bedürfnisse und Herausforderungen des Alltags am dringlichsten sind, an der Basis der Gesellschaft, inmitten der Menschen und ihrer realen Probleme. Ich denke, es gibt kaum einen Ort in Berlin, der das mehr ausdrückt, als die Sonnenallee.“

Auch in anderen Redebeiträgen, die solidarisch von Gastredner:innen zur Eröffnung gehalten wurden, wird betont, wie wichtig gerade jetzt selbstorganisierte Räume sind, die nicht an Parteigelder gebunden sind. Bei denen Gruppen nicht ausgeschlossen werden können, weil sie sich mit der palästinensischen Bevölkerung solidarisieren. Orte zum Diskutieren und um den Kampf in einem zutiefst imperialistischen Land gegen erstarkende rechte Kräfte und die Vorbereitung auf Kriegstüchtigkeit zu organisieren.

Das Rosa und Karl soll aber kein Raum sein, in den wir uns aus den Orten, wo wir sonst sind, und von den Kämpfen, die wir dort führen, zurückziehen. Wir wollen keine „Freiräume“ schaffen von den Problemen des kapitalistischen Alltags, weil wir nicht glauben, dass das möglich ist. Das Rosa und Karl soll ein Ort sein, an dem wir unsere Kräfte sammeln, uns bilden und diskutieren, um dann gemeinsam und gestärkt in die Kämpfe unserer Klasse, der Jugend und der Unterdrückten zu ziehen.

Damit das Rosa und Karl diese Rolle erfüllen kann, muss es komplett unabhängig vom Staat, den Parteien und ihren Stiftungen bleiben. Das heißt auch: Es darf nicht auf ihre Gelder angewiesen sein. Deswegen finanzieren wir das Rosa und Karl vollständig unabhängig. Das ist aber teuer und darum sind wir auf Unterstützung angewiesen. Wenn du dabei helfen möchtest, Orte wie diesen möglich zu machen, dann unterstütze uns gerne mit einer Spende oder mit einem Dauerauftrag.

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