Erneut droht die Schließung: Streik bei Danone in Rosenheim
Arbeiter*innen von Danone haben 24 Stunden gestreikt, weil das Werk in Rosenheim im Juli 2021 schließen soll. Ein weiterer Vorbote kommender Kämpfe gegen Entlassungen und Schließungen.
In Rosenheim ging heute ein 24-stündiger Warnstreik zu Ende, mit dem 160 Arbeiter*innen der dortigen Fabrik des mutlinationalen Lebensmittelkonzerns Danone gegen die Schließung des Standorts protestierten. Drei Schichten nacheinander hatten seit Dienstag 14 Uhr die Arbeit niedergelegt. Es war bereits der zweite Warnstreik, nachdem Anfang Juni schon einmal eine Schicht die Arbeit niedergelegt hatte.
Im Januar hatte der Großkonzern die Schließung des Standorts Rosenheim angekündigt, wo die Fabrik seit über 90 Jahren produziert. Mit der Schließung stehen nicht nur die 160 Arbeiter*innen des Werks vor dem Aus, von denen viele über 50 Jahre alt sind und kaum Chancen auf neue Arbeit haben. Auch eine ganze Region wird in Unsicherheit geworfen, da viele Betriebe von Danone abhängig sind. Dabei ist das Werk weiterhin profitabel, wie der zuständige Gewerkschaftssekretär der NGG (Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten), betont. Die Umsatzrendite bei Milchprodukten von Danone liegt sogar bei 15 Prozent.
In einem auf Facebook verbreiteten Aufruf erklärte die NGG Rosenheim Oberbayern:
Ein Konzern und seine Werte, Danone, nach außen sozial und ökologisch, in Wahrheit hat Danone für Mitarbeiter die über Jahrzehnte für eine Rendite für 16 Prozent und mehr gesorgt haben nur Arbeitslosigkeit, Altersarmut, Hartz4 und Elend übrig. In der Gewissheit das niemand mehr über 45 eine anständige Arbeit bekommt hat Danone nur Hohn und Spot für langjährige Mitarbeiter übrig.
Laut NGG bot Danone sogar Streikbruchprämien von 250€ pro Tag an, um den Warnstreik zu unterlaufen.
Bisher fordert die Gewerkschaft, dass Danone in Verhandlungen für einen Sozialtarifvertrag treten soll. Die von Danone angebotenen Abfindungen, Transfergesellschaften und Weiterbildungsmöglichkeiten seien nicht ausreichend. Darum werden im Streikaufruf „höhere Abfindungen“ sowie „zusätzliche finanzielle Hilfen bei beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen“ gefordert.
Als die Schließung im Januar angekündigt wurde, hatte die NGG noch gesagt, dass der Kampf um den Erhalt des Werkes selbst gehe.
Der Streik der Danone-Arbeiter*innen ist mehr als gerechtfertigt. Einer der größten Lebensmittelkonzerne der Welt, der allein im Jahr 2019 einen Umsatz von 25,3 Milliarden Euro gemacht hat, will 160 Familien plus eine ganze Region in die Perspektivlosigkeit stoßen, nur um ein bisschen mehr Profit zu scheffeln.
Zugleich zeigt ein anderer Kampf gegen eine Werksschließung und für einen Sozialtarifvertrag in Bayern, der erst vor wenigen Wochen zu Ende ging, dass dieses Ziel im Kampf gegen die Schließung nicht ausreicht. Der 33-tägige Vollstreik des Getriebewerkes Voith Turbo (BHS) in Sonthofen endete trotz der Kampfbereitschaft der Streikenden mit einem für große Teile der Belegschaft enttäuschenden Sozialtarifvertrag – und das Werk wird trotzdem geschlossen. Über 500 Arbeiter*innen und ihre Familien stehen vor dem Nichts, während die Voith-Familie, die zu den reichsten Familien in Deutschland zählt, ihren Sieg feiert.
Das Danone-Werk muss erhalten bleiben! Es kann also nicht um etwas höhere Abfindungen gehen, sondern um die Verhinderung der Schließung. Bis Juil 2021 ist noch ein Jahr Zeit, um einen großen Widerstand gegen die Schließung zu organisieren – wenn die Perspektive nicht einfach nur höhere Abfindungen, sondern der Erhalt des Werkes ist.
Kämpfe wie bei Danone, oder wie bei Voith oder bei Kaufhof sind Vorboten einer kommenden Welle von Kämpfen, die sich durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in den nächsten Monaten und Jahren ergeben werden. Neueste Arbeitslosenstatistiken zeigen, dass im Juni 637.000 Menschen mehr ohne Job da standen als ein Jahr zuvor. Auch die Zahl von Unterbeschäftigten stieg um 439.000 im Vergleich zum Vorjahr. Und für über 12 Millionen Beschäftigte wurde seit März Kurzarbeit angezeigt. Es ist zu erwarten, dass in den kommenden Monaten weitere Massenentlassungen und Betriebsschließungen stattfinden.
Deshalb kann es für die Arbeiter*innenklasse nicht darum gehen, von Betrieb zu Betrieb Sozialtarifverträge zu verhandeln, sondern die Kämpfe zusammenzuführen und für ein Verbot von Entlassungen und Schließungen zu kämpfen. Betriebe, die entlassen oder schließen, gehören unter Arbeiter*innenkontrolle verstaatlicht, angefangen bei allen lebenswichtigen Industrien wie der Lebensmittelindustrie.