Erfolgreicher Widerstand der hochschwangeren Adama gegen ihre Abschiebung

31.05.2018, Lesezeit 4 Min.
Gastbeitrag

Die Abschiebung von der 21-jährigen Adama K., aus Sierra Leone geflüchtet, wurde vorerst ausgesetzt. Sie hat sich wohl sehr mutig gewehrt und Widerstand geleistet!

1

„Living ideas, connecting lives“, so steht es auf einer Werbetafel der Lufthansa am Münchner Flughafen. Doch vor allem der zweite Teil dieses Slogans wurde heute Morgen, am 30. Mai, zur Widerwärtigkeit und zum Zynismus umgedeutet, denn um 7:00 Uhr hätte die 21-jährige und hochschwangere Frau Adama K. mit ihrem 5-jährigen Sohn nach Italien abgeschoben und von ihrem Partner, der nach wie vor im Abschiebelager Deggendorf leben muss, getrennt werden sollen.

Dabei würde sie nur zwei Tage später, am 1. Juni, das Recht auf Mutterschutz erhalten und wäre somit vor Abschiebungen sicher gewesen. Doch der deutsche Staat kam ihr zuvor.

Begonnen hatten die Repressionen gegen sie allerdings schon am 14. Mai um 3:30 Uhr morgens. Die Polizei stürmte Adama K.‘s Zimmer. Adama war unbekleidet und in Panik und verstand nicht, was um sie herum vorging. Laut Polizei soll sie Widerstand geleistet und gedroht haben, aus dem Fenster zu springen. Hierbei ist zu beachten, dass für diese Abschiebung mehrere Polizist*innen auf zwei Etagen der Unterkunft in Hengersberg mit scharfen Hunden andere Bewohner*innen abschirmten und sicherten, damit sie nicht intervenieren können. Eine Flucht von Adama wäre also schlichtweg unmöglich gewesen. Trotzdem wurde Adama wegen scheinbarer Fluchtgefahr zur Abschiebehaft in die JVA Erding gebracht. Ihr Sohn wurde vom Jugendamt Deggendorf in Obhut genommen. Ihr Partner blieb ihm Transitzentrum Deggendorf zurück.

Protest vor dem Lufthansagate

Um auf diese Abschiebung aufmerksam zu machen und Lufthansa für ihre Abschiebepraxis anzuklagen, haben sich bereits um 5:00 Uhr morgens rund 40 Aktivist*innen vor dem Lufthansagate am Flughafen München eingefunden. Es wurden Flyer verteilt, Gespräche mit den Passagier*innen gesucht, die mit Lufthansa fliegen, und kurze Redebeiträge gehalten. Die Polizei und der Security-Dienst ließen nicht lange auf sich warten und forderten uns auf, den Haupteingang der Gates für Fluggäste freizumachen. Profit scheint wichtiger zu sein als Menschenleben. Trotzdem führten wir den Protest, begleitet von „Lufthansa, Frontex and Police. Stop killing Regugees“-Rufen, weiter.

Abschiebung verhindert

Als die geplante Abschiebung hätte stattfinden sollen, erhielten wir doch noch eine gute Nachricht. Die Maschine sei abgehoben, Adama sei aber nicht an Board. Wenig später stellte sich heraus, dass sie sich sehr mutig gewehrt und Widerstand geleistet hatte, was letztlich dazu führte, dass sie von Board gebracht wurde. Nach Informationen der Polizei werde heute keine Abschiebung mehr stattfinden, Adama sei außerdem in ein Krankenhaus nach Erding gebracht worden. Doch wir wissen, dass wir uns auf das Wort der Polizei nicht verlassen dürfen. Sie ist Teil der Abschiebungen und wird diese Praxis natürlich weiterhin ohne Zögern fortsetzen. Solange Adama also nicht in absoluter Sicherheit ist, gibt es noch keinen Grund aufzuatmen.

Genauere Informationen zu Adama und ihrem Sohn sind noch nicht bekannt. Wir hoffen aber sehr, dass es ihr und ihren Kindern gut geht!

Informieren könnt ihr euch beim Bayerischen Flüchtlingsrat, bei Refugee struggle for Freedom und hier.

Vorgeschmack auf das PAG

Die geplante Abschiebung von Adama und ihrem Sohn ist jedoch traurige Normalität. Normalität in einem Staat, der schon seit langem Geflüchtete und Migrant*innen kriminalisiert und abschiebt. So gab es während der letzten Wochen, insbesondere im Abschiebelager in Deggendorf, zahlreiche Angriffe gegen Geflüchtete und ihre Unterkünfte seitens der Polizei. Verschärfungen werden dennoch folgen, nämlich mit Hilfe des neuen PAG, das vor kurzem durch die CSU im Bayerischen Landtag verabschiedet wurde.

Gegen die Abschiebungen können wir jedoch nur gemeinsam kämpfen. Dazu brauchen wir eine starke Bewegung aus Schüler*innen, Studierenden, Arbeiter*innen und natürlich den Geflüchteten selbst.

Mehr zum Thema