Erdüberlastungstag: Folge des kapitalistischen Raubbaus an der Natur

03.08.2023, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Maksim Safaniuk / Shutterstock.com

Der globale Erdüberlastungstag wurde diesen Mittwoch erreicht. Schon fünf Monate vor Ende des Jahres wurden alle Ressourcen für das ganze Jahr verbraucht. Woran liegt dieser andauernde Raubbau an der Natur?

Am 2. August war der diesjährige Erdüberlastungstag. Bis zu diesem Tag hat die Weltbevölkerung alle nachwachsenden Ressourcen für das Jahr 2023 verbraucht, die sich maximal innerhalb eines Jahres regenerieren können. Das bedeutet beispielsweise, dass wir mehr CO2 ausgestoßen haben, als von der Atmosphäre in einem Jahr wieder aufgenommen werden kann und mehr Wälder abgeholzt haben, als wieder nachwachsen können. Die US-amerikanische Umweltorganisation Global Footprint Network (GFN) errechnet jährlich den Earth Overshoot Day, um auf den Raubbau an der Natur aufmerksam zu machen.

Dieser Raubbau zeigt seine dramatischen Folgen schon heute auf der ganzen Welt. Der Juli war laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) der wohl heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, was zu verheerenden Dürren und heftigen Waldbränden führte. Extremwetterereignisse werden immer häufiger und natürliche Ökosysteme werden irreparabel gestört. Jeder Tag, an dem die aktuelle kapitalistische Produktionsweise weiter Mensch und Natur ausbeutet, beschleunigt das Fortschreiten von Klimakatastrophe und Umweltzerstörung. Aber wo liegt nun die Lösung?

Während die bürgerliche Presse sowie viele NGOs an die Politik appellieren, endlich mit dem nachhaltigen Umbau der Wirtschaft zu beginnen, ist für uns klar: Die Ursachen für die Zerstörung liegen im kapitalistischen System und können nur mit diesem überwunden werden. In der Tagesschau betonte Helge Gößling, Klimaphysiker am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, dass die Handlungsverantwortung wirklich bei allen läge, also sowohl bei Konzernen als auch bei Politik und den einzelnen Menschen. Dies entspricht einer weit verbreiteten Vorstellung, der auch viele Klimaaktivist:innen anhängen. Demnach würden alle Menschen gleichermaßen Verantwortung für die Umwelt- und Klimazerstörung tragen. Wir könnten also, wenn wir nur alle nachhaltiger konsumieren würden, aktiv zum Schutz von Umwelt und Klima beitragen.

Dass das so nicht stimmt, zeigt ein einfacher Blick auf die Zahlen. In Deutschland verursachen 30 Unternehmen ein Drittel aller Treibhausgas-Emissionen. Global sind die reichsten 10 Prozent für die Hälfte der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. Diese krassen Verhältnisse resultieren aus der kapitalistischen Produktionsweise, in der einige wenige Kapitalist:innen über die Produktionsmittel verfügen und auf Kosten von Mensch und Natur nach immer höheren Profiten streben. Basis einer jeden Produktion sind dabei neben der menschlichen Arbeit natürliche Stoffe, die der Natur ohne jegliche Rücksichtnahme auf die Grenzen der Belastbarkeit entnommen werden. Denn um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, ist es im Interesse der einzelnen Kapitalist:innen, sich so viele Ressourcen so günstig wie möglich anzueignen und in Wert zu setzen.

Mit dem Raubbau an der Natur zerstört der Kapitalismus seine eigene materielle Grundlage selbst. Der bürgerliche Staat versucht als „ideeller Gesamtkapitalist“ zwar halbherzig, diesen Widerspruch etwas zu befrieden, doch läuft er in letzter Konsequenz immer den kurzfristigen Interessen des Kapitals hinterher. Denn kapitalistische Zwänge und kurzfristige Interessen stehen dem Klima- und Umweltschutz fundamental entgegen. Das wurde in Lützerath deutlich. Der deutsche Staat schickte seine Polizei, um gewaltsam kapitalistisches Eigentum zu verteidigen. Es zeigte sich wieder einmal, dass der bürgerliche Staat im Zweifel immer Kapitalinteressen vor das Interesse der Allgemeinheit an einer intakten und lebenswerten Umwelt stellt.

Der Erdüberlastungstag führt uns vor Augen, wie zerstörerisch dieses kapitalistische System ist. Die Folgen der Klimakrise tragen wir alle, und die Ärmsten von uns noch am stärksten. Gleichzeitig sind nicht wir alle, sondern vor allem die mächtigen Konzerne und Staaten dieser Welt für Zerstörung und Raubbau verantwortlich. Es liegt in ihrem Interesse, dieses System aufrechtzuerhalten, dass unser aller Lebensgrundlage zerstört. Innerhalb des Kapitalismus können wir diese Krise nicht lösen, Appelle an Politiker:innen und Konzerne werden verhallen. Stattdessen müssen wir uns gemeinsam als Arbeiter:innen und Unterdrückte dieser Welt organisieren, um die herrschende Klasse zu entmachten, die uns ungebremst immer tiefer in die Klimakatastrophe führt. Nur die breitest mögliche Demokratie der Arbeiter:innenklasse kann den Weg in eine soziale und ökologisch nachhaltige Zukunft leiten.

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