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Ein Brief der Fahrer*innen fordert radikale Veränderungen bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG)

12.09.2018, Lesezeit 4 Min.
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In einem Brief an die BVG-Vorstandsvorsitzende Sigrid Nikutta und die Geschäftsführerin der Berlin Transport GmbH (BT), Sylke Winter, kritisieren bereits mehr als hundert Beschäftigte des Berliner Nahverkehrs, organisiert bei verschiedenen Gewerkschaften oder unorganisiert, die unhaltbaren Zustände im Berliner ÖPNV. Wir spiegeln die Pressemitteilung der gwerkschaftlichen Basisgruppe ver.di aktiv.

Die wachsende Liste der bereits über hundert Verkehrsarbeiter*innen – zumeist Fahrer*innen – weisen auf die schlechten Löhne und Arbeitsbedingungen hin und fordern ein Ende der Spaltung der Belegschaft.

Lothar Erich Kurth, ehemaliger BT-Betriebsrat und ehemaliger Vorsitzender der ver.di-Betriebsgruppe bei der BT erklärt:

Bei der BT GmbH handelt es sich um ein Outsourcing-Projekt der BVG, das bereits unter dem schwarz-roten Senat durchgeführt wurde. Wie in vielen anderen Betrieben der öffentlichen Daseinsvorsorge im Verantwortungsbereich des Landes Berlin, ging es darum, den damals gültigen Tarifvertrag zu unterlaufen.
Ab 2005 wurden dann die die Löhne und Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten verschlechtert, mit Einführung des Absenkungstarifvertrags TV-N Berlin bei BVG und BT unter dem rot-roten Senat. Diese beiden von der Politik geleiteten Angriffe auf die Belegschaft und die gesamte Sparpolitik sind der Grund für die desolate Situation bei der BVG.

Erdoğan Kaya, Busfahrer und zudem Mitglied des ver.di Gewerkschaftsrats und der BVG-Tarifkomission, ergänzt:

Der TV-N Berlin läuft zum Ende des Jahres aus.
Fakt ist: die Erwartung für radikale Veränderungen ist sehr groß. Wenn bei den Arbeitsbedingungen und bei der Bezahlung keine Verbesserungen erzielt werden, dann sieht es für die BVG nicht gut aus.

„Eine sofort umzusetzende Maßnahme ist die Übernahme aller BT-Fahrer*innen in die BVG“, sagt Lothar Erich Kurth, der an den Verhandlungen beteiligt war, die 2014 zum Übergang aller BT-Straßenbahnfahrer*innen zur BVG führten. „Die Politik steht in der Verantwortung, das beschäftigtenfeindliche Provisorium BT nach 18 Jahren endlich abzuwickeln.“

„Es fehlt überall an Material und Personal“, sagt Aimo Tügel, als sogenannter Neubeschäftigter Zugfahrer bei der U-Bahn,

Es finden sich kaum Leute, die bereit sind, unter den herrschenden Bedingungen Busse, U- und Straßenbahnen zu fahren. In anderen Bereichen sieht es nicht viel anders aus. Die wenigen Zugänge wiegen die Abgänge nicht auf. Unter den Verhältnissen von ‚TV-Niedriglohn‘ und der entsprechenden Behandlung der Arbeiterinnen und Arbeiter, ergreifen viele die erste Gelegenheit zur Flucht.

„Die BVG wirbt heute mit dem Titel ‚Top Employer‘ und dem ‚Beruf-und-Familie‘-Zertifikat, aber in Wirklichkeit hat sie nicht viel Liebe für uns und unsere Familien übrig. Wir alten BVGer wissen, dass das mal anders war. Die jüngeren Kolleginnen und Kollegen halten so manchen wahrscheinlich schon für leicht senil, wenn man erzählt, was BVB und BVG mal geboten haben. Was seit den Neunzigern hier zerstört worden ist, das ist kaum vorstellbar.“ sagt Wolfgang Wendt, Busfahrer aus Lichtenberg.

Mit dem Brief fordert die Basis eine Auseinandersetzung um die Rettung des Berliner Nahverkehrs ein. „Die BVG, seit 1994 entsprechend dem neoliberalen Zeitgeist von einem Eigenbetrieb in eine Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt, hat seitdem Kurs auf den Prellbock genommen. Wenn die Weichen jetzt nicht anders gestellt werden, entgleist der Berliner Vorzeigebetrieb mit voller Fahrt. Und das geht nicht ohne Schäden an der Umgebung.“ sagt Aimo Tügel, „Uns geht es nicht um Statistiken und schicke Präsentationen sondern um die Mobilität der Berliner Bevölkerung.“

„Unsere Probleme spiegeln die Probleme vieler Arbeiterinnen und Arbeiter in Deutschland,“ sagt Erdoğan Kaya, „unsere Parolen sind einfach zu verstehen: ‚Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!‘ ‚Ein Betrieb – eine Belegschaft!‘ und ‚Rettet unseren Nahverkehr!'“

Lothar Erich Kurth macht deutlich:

Das BVG-Management hat auf die Brandbriefe von Seiten der Personalräte mit einer vollständig nach außen gerichteten PR-Strategie reagiert, die offenbar – und womöglich zurecht – die eigenen Beschäftigten als Adressaten schon abgeschrieben hat. Doch die schicke Fassade hilft den Fahrgästen und uns Beschäftigten kein bisschen. Unser Brief sagt: Uns Malochern reicht es entgültig. Deswegen wächst die Liste der Unterschriften jeden Tag.

Für Rückfragen und Anfragen kontaktieren Sie uns gerne:

Basisgewerkschaftsgruppe ver.di aktiv,
verdi.aktiv@gmail.com
0151 5949 0077

Lothar Erich Kurt, z.Zt. Bahnhofsbetreuer, ehem. Zugfahrer und Vertrauensmann,
lotharsolidaritaet@gmx.de
0157 7791 2749

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Wir verweisen als Basisgruppe ver.di aktiv natürlich für Informationen zu den Zuständen bei der BVG auch auf unsere „Offiziellen“:

Mirko Köpke, ver.di-Betriebsgruppensprecher,
Mirko.Koepke@bvg.de

Jeremy Arndt, für die BVG zuständiger ver.di-Gewerkschaftssekretär,
Jeremy.Arndt@verdi.de
030 8866 5500
0170 579 0403

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