Die Welt tratscht über Trump und Bannon – Die Angriffe der Bourgeoise gehen unbemerkt weiter

08.01.2018, Lesezeit 4 Min.
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Das neue Buch "Fire and Fury" von Michael Wolff, ist eingeschlagen wie eine Bombe. Doch Grund dafür ist nicht die Empörung über unerwartete Enthüllungen, sondern Sensationsgelüste. Das Nützt am Ende vor allem Trump und den Kapitalinteressen, die er vertritt.

Wieder einmal ist Trump in aller Munde. Diesmal geht es um das neue Buch vom Journalisten Michael Wolff, der sich lange Zeit im Umfeld von Trumps Regierungsstabs bewegte. Das Buch verspricht uns intime Einblicke hinter die Kulissen des Weißen Hauses, gehässige Zitate, dreckige Machtspiele und die Entblößung Trumps als naives, trotziges, selbstverliebtes Kleinkind.

Immer mehr vom Selben

Das Buch verfolgt dabei keinesfalls das Ziel der Aufklärung, der Enthüllung von schockierenden Fakten die den Diskurs über Trumps Präsidentschaft radikal verändern oder den Menschen die Augen zu öffnen. Denn wer es nach einem Jahr Trump, seinen wirren Reden, in denen er sich gerne mehrmals selbst widerspricht, beleidigten Tweets, überstürzten und impulsiven Entscheidungen, öffentlichen Schlammschlachten und Skandalen, noch nicht begriffen hat, dass Trump ein trotziger, wankelmütiger, selbstverliebter Clown ist, gegen dessen Stimmungsschwankungen auch sein engstes Umfeld nicht gewappnet ist, ist entweder blind oder hoffnungslos Fake-News Verschwörungstheorien verfallen. All das wissen wir also bereits. Das Buch gibt uns nur mehr vom gleichen. Mehr schmutzige Zitate, mehr Machtkämpfe, mehr Peinlichkeiten. Es befriedigt nicht das Bedürfnis nach Aufklärung, sondern nach Klatsch, Tratsch und Skandalen. Und damit schlägt es ein wie eine Bombe.

Die Trump Präsidentschaft ist zu einer Soap-Opera, zu einer Reality-Show geworden. Der politische Skandal Trump, ist zum persönlichen Skandal Trump geworden. Im Vordergrund steht der menschliche Abgrund von Lügen, Intrigen und Unfähigkeit, während der politische Abgrund von Marktliberalisierung, Umweltsünden, Rassismus und Frauenfeindlichkeit in den Hintergrund tritt. Es ist ein Mechanismus der Ablenkung. Wir können uns Trump und seinem ganzen Gefolge menschlich überlegen fühlen, wenn wir uns im dreckigen Schlammbad suhlen, das sich Weißes Haus nennt. Und darüber vergessen wir für einen Moment den Horror und das Elend, welches die Präsidentschaft Trump für das Leben von Millionen von Menschen bringt und bringen wird. Ähnlich wie wir gerne über die neue Beziehungskrise von Promi XY herziehen, nur um uns einen Moment dieser dem Alltag entrückten Person überlegen zu fühlen.

Diese Tendenz in der Berichterstattung über Trump ist nicht neu. Sie wird ermöglicht durch Trumps exzentrisches und öffentlichkeitswirksames Handeln, wird bereitwillig von den Medien aufgenommen und von den frustrierten, ratlosen Menschen begierig konsumiert. „Fire and Fury“ bildet damit nur den aktuellen Höhepunkt dieser Entwicklung.

Doch ein Diskurs, der sich auf die Unfähigkeit Trumps fokussiert, hilft am Ende nur Trump selbst. Und vor allem denjenigen, die es hinter den großen Egotrip-Projekten und Stimmungsschwankungen schaffen, unbemerkt ihre Interessen bedient zu sehen.

Abseits des Scheinwerferlichts

In diesen Tagen, während die ganze Welt über die Lästereien von Trumps „Chefstrategen“ Steve Bannon spricht, werden Regulierungen bei Fracking und Offshore-Förderung gestrichen, Bergbaulizenzen in Naturschutzgebietsnähe für den Vermieter von Ivanka Trump verlängert, Sanktionen für Altersheime abgeschafft, die die Unversehrtheit der Bewohner leichtfertig aufs Spiel setzen, die Justiz umgekrempelt und für Jahrzehnte auf einen Konservativen Kurs gesetzt. Die Ministerien arbeiten immer mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit und verschreiben sich der Klientelpolitik.

Dieser politische Abgrund ist es, der eine breite Öffentlichkeit verdient, gegen den es breiten Widerstand zu organisieren gilt. Trump und sein Umfeld sind sowohl das bereitwillige Organ für die Umsetzung solcher Interessen, als auch ein spektakulärer Zirkus, der wie bei einem guten Zaubertrick alle Augen auf sich zieht, weg von den eigentlichen Geschehnissen.

Trump ist ein reicher Egomane, der es geschafft hat durch Hetze, Lügen und der Marke Trump, Hoffnungen des Wandels in vom Großkapital aufgescheuchten Kleinbürger*innen und enttäuschten Arbeiter*innen zu wecken. Er hat Wirtschaftssektoren gefunden die in seinen vagen Wahlversprechen, Chancen für sich sahen und ihm ihre Unterstützung sicherten. Nun sitzt er im Weißen Haus, setzt sich bereitwillig für seine und andere Kapitalinteressen ein, ist aber vor allem an seinem Ego interessiert. Wir sollten nicht den Fehler machen es ihm nachzutun. Der Fokus unserer Aufmerksamkeit sollte auf dem verrotteten System liegen, das ihn ermöglicht hat, und den kapitalistischen Interessen, die ihn stützen – und nicht auf seinem Ego.

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