Die Welt der Jungen Union: Brennende Autos überall!

21.08.2017, Lesezeit 3 Min.
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Es ist nun einige Tage her seit dem Anschlag auf Antifaschist*innen in Charlottesville, welcher ein Todesopfer und viele Verletzte forderte. Zeit genug, dass die verschiedenen Gruppen des politischen Spektrums Reaktionen zeigen konnten - ganz besonders kreativ war die Junge Union.

Da haben wir Donald Trump, welcher sich dazu entschied, wie ein routinierter, lustloser Pädagoge beiden Seiten, Opfer und Täter, die Schuld zu geben. Wir haben die Faschist*innen, welche wenige Momente später schon von einer Fals-Flag-Aktion sprachen und schappatment die alte Mähr der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung propagierten. Die Linke spricht International endlich verstärkt über die Organisation von Verteidigungsstrukturen .

But wait, there is more. Die Junge Union (JU) nutzt die Gunst der Stunde und packt die Gelegenheit am Schopf. Einen Tag nach dem tragischen Anschlag wittert sie ihre Chance und übt den Schulterschluss mit den Faschist*innen. Denn worauf sollte aufmerksam gemacht werden in Zeiten, in denen die Rechte erschreckend schnell wächst, in denen der Rassismus, egal ob staatlicher oder individueller, wieder mehr und mehr Opfer fordert?

 

Richtig: Immer noch von den Bildern brennender Autos um den Schlaf gebracht, hat die JU erkannt, dass es ein besonderes Problem in unserer Gesellschaft gibt: Linksterrorismus. Aber das wäre nicht hip, darum #linksterrorismus. Man muss ja mit der Zeit gehen.

Doch was genau versteckt sich hinter der Aktion „#linksterrorismus“?  Wie uns im dazugehörigem Video ganz aufgeregt ein junger Herr in grünem Pullover und mit ungerichtetem Hemdkragen erklärt, geht es um das 56. Jubiläum (vom lateinischem Jubeltag, womit heute feierliche Jahrestage beschrieben werden, aber es klang halt so schick) des Bauanfangs der Berliner Mauer.

Viel schlimmer aber: „Die Teilung und Spaltung unseres Volkes und unseres Vaterlandes“. Die JU-Leute wollen, laut eigener Aussage, auch aufzeigen, dass die SPD auf dem linken Auge blind sei, maßgeblich, weil sie mit der Partei „Die Linke“ zusammen arbeite. Vor allem auch, weil Martin Schulz, Vorsitzender der SPD, in Bezug auf die Proteste um den G20 Gipfel meinte, Linke und Gewalt wären unvereinbar. Als Terrorismus deklarierte übrigens auch er die Ausschreitungen.

Aber, das vergessen hier beide Seiten, natürlich sind Linke und Gewalt sehr gut vereinbar, sie müssen es tatsächlich immer mehr werden und mussten es schon immer sein. Egal ob  in Charlottesville, wo die Polizei es nicht schaffte den Anschlag zu verhindern und die besonders gefährdeten Teile der Bevölkerung am Tag der Proteste und in der folgenden Nacht von linken Kräften, unter anderem den Genossen der BLM Bewegung und Redneckrevolt, geschützt werden mussten oder damals. Denn was selbst die SPD, aber auch die JU und ihre Kameraden wohl verdrängen, ist, dass auch die Plätze und Straßen, auf denen sie heute ihre Propaganda verbreiten, unter hohen Verlusten und Anstrengungen, vor wenig mehr als 70 Jahren von ach so gefährlichen Linken befreit werden mussten – von der Roten Armee. Aber das ist nichts, was den Schaden an Papas Mercedes aufwiegen würde, nicht?

Was die JU damit erreichen will, bleibt ungewiss, doch die Reaktionen sprechen für sich. Unter dem Videomaterial und den hübsch inszenierten Bildern finden sich, wenn überhaupt, kaum positive Erwiderungen. Viel stärker tritt dafür die Kritik an der CDU ans Licht, die spätestens hier dann von ihrer eigenen Geschichte aufgeholt wird, welche – Spoilerwarnung – gar nicht mal so glänzend ist.

 

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