Die Lehrkräfte von Oklahoma sind wütend auf ihre Gewerkschaft

17.04.2018, Lesezeit 6 Min.
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Heute, neun Tage nach dem landesweiten Streik der Lehrkräfte in Oklahoma, rief die OEA (Oklahoma Education Association/Bildungsgewerkschaft Oklahoma) zu einem Ende des Streiks auf. Damit zieht sie die Wut der Lehrkräfte auf sich.

Nach jahrzehntelanger Sparpolitik in der Bildung hatten die Lehrer*innen endlich den Mut, bessere Bedingungen zu fordern. Sie streikten und konfrontierten die Politiker*innen in Oklahoma City mit zerlumpten und veralteten Schulbüchern, schwarzem Schimmel an den Wänden und überfüllten Klassenzimmern. Trotz des Angebots einer Gehaltserhöhung von 6.100 Dollar, bevor der Ausstand überhaupt begann, beschlossen die Lehrer*innen, dass sie zum Wohle der Schüler*innen und des Bildungssystems von Oklahoma streiken mussten.

Also taten sie es. Jeden Arbeitstag kamen die Lehrer*innen, Schüler*innen und Familien in Scharen zum Sitz der Regierung von Oklahoma – häufig kamen zwischen 20.000 und 30.000 Menschen. Die Unterstützung der Gemeinde war überwältigend – die Streikenden wurden von lokalen Unternehmen kostenlos mit Essen beliefert, die Lehrer*innen erhielten kostenlose Mahlzeiten in lokalen Restaurants und die meisten Autos, die in der Nähe der Kundgebung vorbeifuhren, gaben durch ein Hupen ihre Zustimmung. Um zu zeigen dass sie zum Wohle der Schüler*innen in den Streik treten, kündigten die Lehrer*innen an, dass sie jeden Tag im Regierungssitz von Oklahoma sein werden, bis das Bildungssystem eine angemessene Finanzierung erhält.

Die OEA (Oklahoma Education Association/Bildungsgewerkschaft Oklahoma) ist die größte Lehrer*innengewerkschaft des US-Bundesstaates. In Oklahoma ist die Mehrheit der Lehrer*innen nicht gewerkschaftlich organisiert. Seit Beginn des Streiks wird die Führung der OEA von Lehrer*innen herausgefordert. Diese Lehrer*innen kommunizieren und organisieren sich über eine Facebook-Gruppe mit 80.000 Mitgliedern, die es ihnen ermöglicht, zu diskutieren, Artikel zu posten und über weitere Schritte nachzudenken. Als die OEA versuchte, die Arbeitsniederlegung auf Ende April zu verschieben, drohten die Mitglieder der Gewerkschaft damit, ihre Beitragszahlungen an die Gewerkschaft einzustellen, falls die Gewerkschaft die Aktion nicht für den 2. April einberufen würde.

Erst gestern wurde eine Umfrage auf der Facebook-Gruppe veröffentlicht, in der gefragt wurde, wie viele Lehrer*innen den Ausstand fortsetzen wollen, auch wenn die OEA ihn für beendet erklärt. Weniger als 400 stimmten dafür, dem Beispiel der OEA zu folgen, während fast 8.000 forderten, dass der Ausstand weitergehen soll.

In einer Pressekonferenz lobte die OEA-Präsidentin, Alicia Priest, den Kampf der Lehrer*innen und die erkämpfte Lohnerhöhung als Teilerfolg. „Ihr habt einen historischen Sieg für unsere Schüler*innen erreicht“, sagte sie. „Aber wir müssen uns der Realität stellen“, und dass der Gesetzgeber trotz des neuntägigen Streiks keine weiteren Forderungen der Lehrer*innen akzeptieren würde. Sie fuhr fort und nannte eine Online-Umfrage der OEA:“70 Prozent der Befragten sind sich unsicher, ob die Fortsetzung der Streiks bei der Durchsetzung der Ziele unserer Kampagne behilflich sein wird.

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(Bild 1)

Kommt schon Lehrer*innen, legt Euren Bezirk lahm

Sag noch einmal Fokusverlagerung. Das kommt doch geradewegs aus dem Handbuch für Verhandlungen.

Wer denkt sie wer sie ist???? Ich bin froh nicht nur OEA zu gehören.

Jedes OEA-Mitglied sollte austreten!!!!

Wir haben so viel geopfert! Warum sollten wir für ein paar Prozent aufhören?!!!

Ich glaube nicht dass 70 Prozent bereit sind den Streik abzubrechen, aber ich glaube dass 70 Prozent nicht denken dass sich das Parlament jetzt umentscheidet.

Die OEA hat mich nie nach meiner Meinung gefragt

Die OEA ist so schwach

Ich habe an der Umfrage teilgenommen und habe nicht mein OK gegeben, den Streik abzubrechen

Ich habe ebenfalls an der Umfrage teilgenommen und nicht mein OK gegeben den Streik zu beenden.

 

Sie behauptet, dass es aufgrund des Erfolges des Streiks an der Zeit ist, dass die Lehrer*innen zur Schule zurückkehren. Ein OEA-Mitglied teilte Left Voice, dem US-Schwestermagazin von Klasse Gegen Klasse, jedoch mit, dass die Ergebnisse der von der Gewerkschaft durchgeführten Online-Abstimmung noch nicht veröffentlicht wurden und dass die OEA sich weigerte, eine Versammlung für Lehrer*innen einzuberufen, um die nächsten Schritte zu diskutieren. Eine andere Lehrerin sagte, sie habe an einer Abstimmung teilgenommen – aber nur darüber, ob die Schule am Freitag wieder an der Versammlung teilnehmen sollte, anstatt am Montag. Da die meisten Lehrer*innen nicht von der OEA vertreten werden, selbst wenn ihre Sicht auf die Ereignisse korrekt ist, kann er kaum als eine Darstellung der Ansichten aller Oklahoma-Lehrer*innen angesehen werden.

Nach der Ankündigung der OEA bat Alberto Morejon, der Organisator der Lehrer*innengruppe auf Facebook, die Lehrer*innen, das Gespräch fortzusetzen und selbst zu entscheiden, ob der Ausstand vorbei ist, was eine implizite Herausforderung der Autorität der OEA-Führung ist. Lehrer*innen und Eltern haben mit großer Wut auf die Entscheidung der OEA reagiert und äußern den Willen, den Ausstand fortzusetzen.

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Arizona steht in Solidarität mit Oklahoma! Nicht einknicken! Wir kommen als Nächstes!

Willst Du mich verarschen?!!!

Sie sagt die Streiks sind vorbei und wir sollen morgen zurück in die Schule

LOL niemand geht morgen zurück in die Schule

Nicht einknicken! Schäme Dich OEA!

70% sind bereit die Streiks abzubrechen? Das glaube ich für keine Sekunde.

LÜGEN!!!

Das sind nur OEA-Mitglieder, zahlst Du nicht, hast Du nicht an der Umfrage teilgenommen

Was geschieht! Bitte gebt nicht auf!

OEA, Du sprichst nicht für mich!!!

 

Der Weg dorthin wird schwierig sein, wenn sich die Lehrer*innen weigern, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Während der Ausstand ursprünglich von den Schulleitungen unterstützt wurde, die sich bereit erklärten, den Unterricht abzusagen, wird den Lehrer*innen in vielen Bezirken nun vorgeworfen, vertragswidrig zu handeln, wenn sie sich weigern, in ihre Schulen zurückzukehren.

Da viele der Bezirke für Freitag Schulschließungen wegen des Streiks angekündigt hatten, wird es voraussichtlich weitere Mobilisierungen in der Hauptstadt geben. Der eigentliche Test fand am Montag statt, als klar wurde, ob diese Lehrer*innen sowohl ihren Bezirken als auch der OEA trotzen werden.

Leider konnte sich die OEA durchsetzen. Heute fand in Oklahoma wieder regulär der Unterricht statt. Lehrer*innen und Schüler*innen befinden sich wieder in der Schule.

 

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