Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung in der Stahlindustrie muss für alle erkämpft werden

13.09.2023, Lesezeit 3 Min.
1
Foto: Simon Zinnstein

Im November beginnt die Tarifrunde der nordwestdeutschen Stahlindustrie – mit fortschrittlichen Forderungen. Der Kampf um Arbeitszeitverkürzung sollte Schule machen.

Am 30. November endet die Friedenspflicht für rund 68.000 Beschäftigte in der Stahlindustrie Nordwestdeutschlands. Die Tarifkommission der IG Metall fordert eine 4-Tage- bzw. 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Zudem will sie eine Erhöhung der Stundenlöhne um 8,5 Prozent durchsetzen. Die Forderung der Tarifkommission zur Arbeitszeitverkürzung wie auch zur Erhöhung der Gehälter der Beschäftigten sind zu unterstützen.

Von Seiten der Unternehmer:innen werden diese Forderungen als unrealistisch dargestellt, wohl um sich gar nicht erst mit ihrer möglichen Umsetzung beschäftigen zu müssen. So kritisiert der Arbeitgeberverband Stahl, dass eine Verkürzung der Arbeitszeit von 35 auf 32 Stunden bereits eine Lohnerhöhung um 8,6 Prozent bedeuten würde, sodass zuzüglich der geforderten 8,5 Prozent laut ihrer Rechnung also 17,1 Prozent betrage. Dies könne sich die Stahlindustrie angeblich nicht leisten. Doch selbst wenn man die Rechnung des Arbeitgeberverbands nimmt, würde es aufgrund der Inflation keine Reallohnerhöhung geben.

Wie oben bereits erwähnt, handelt es sich um eine Verkürzung von drei Stunden pro Woche. In der westdeutschen Metallindustrie wurde bereits eine 35-Stunden-Woche erkämpft. Wie IGM-Verhandlungsführer Knut Giesler erwähnt, kann diese Forderung auch in anderen Bereichen erkämpft werden. Die Forderung der Tarifkommission könnte wegweisend für kommende Kämpfe sein.

„Diese Arbeitszeitverkürzung wäre damit der Einstieg in die Viertagewoche, die dadurch in vielen Bereichen möglich wird“, so Giesler, der auch als Bezirksleiter der IG Metall NRW fungiert.

Die gestellten Forderungen beziehen sich auf die Verhandlungen Nordwest, doch auch im Rest der Bundesrepublik müssen Forderungen wie diese erkämpft werden. So gibt es in Ostdeutschland längere Arbeitszeiten als im Westen. Besonders hier braucht es ebenfalls einen Kampf um Arbeitszeitverkürzung. Auch andere Branchen, die mit Überlastung, schlechten Arbeitsbedingungen und zu niedrigen Löhnen zu kämpfen haben, wie beispielsweise Lehrer:innen oder die Krankenhausbewegung, können aus den Erfahrungen lernen und auch an ihren Arbeitsplätzen für kürzere Arbeitszeiten kämpfen.

Eines ist jedoch klar: Kürzere Arbeitszeiten gibt es nicht geschenkt – weder in der Stahlindustrie noch anderswo. Es ist nötig, dass die Tarifrunde der IG Metall mit den kommenden Streiks der Länderbeschäftigten im TVL verbunden werden. Nur die Organisierung der Kolleg:innen selbst kann starke Streiks auf die Beine stellen und dafür sorgen, dass die Tarifkommission nicht hinter ihre eigenen Forderungen fällt.

Mehr zum Thema