Die Arbeiter*innen von Oyak Renault widerstehen der Klassenkollaboration

05.03.2016, Lesezeit 3 Min.
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Seit Januar machen die Arbeiter*innen von Oyak Renault in Bursa mit den Forderungen wie Lohnerhöhung und Neuwahl der Vertreter*innen Aktionen zum Zeitpunkt von Schichtbeginn und Ende.

Am 29. Februar hat der Renault-Vorstand erst die zwei Schichten abgesagt und dann mitgeteilt, dass 20 Arbeiter*innen, die die Aktionen organisiert und angeführt haben, entlassen wurden. Es war ein Angriff, um den Widerstand zu brechen und den steigenden Einfluss von Birleşik Metal İş Sendikası (Vereinte Metallgewerkschaft, BM) zu verhindern. Der Vorstand hatte indessen zum Ende der Streiks letztes Jahres versprochen, dass es bis zum nächsten Tarifvertrag 2017 keine Entlassungen mehr geben würde.

Darauf haben sich ungefähr 4000 Arbeiter*innen am symbolischen 5.Mai-Ableger gesammelt. (Am 5.Mai 2015 begann der große Widerstand der Metallarbeiter*innen in zahlreichen Fabriken.) BM hat nach der Versammlung erklärt, dass sie weiter kämpfen werden – so lange, bis alle zuletzt entlassenen Arbeiter*innen wiedereingestellt werden. Hingegen versuchen Türk-Metal (mächtigste arbeitgeber*innenfreundliche gelbe Gewerkschaft im Metallsektor), der Fabrikvorstand und die Regierung gemeinsam die Neuwahlen der Vertreter*innen zu verhindern.

Am Morgen des 1. März haben sich die Arbeiter*innen entschieden, die ganze Produktion zu stoppen. Diejenigen, die keine Schicht hatten, setzten sich in Bewegung, um vor der Fabrikhalle zu mobilisieren. Die Arbeiter*innen anderer Betriebe, mit denen sie letztes Jahr zusammen kämpften, zeigten ebenfalls Solidarität. Nachdem die Polizei des Kapitals vor der Fabrik einige Barrikaden gebaut hatte, blockierten die Arbeiter*innen die Autobahn. Die Polizei hat gewaltsam mit Pfefferspray und Knüppeln versucht die Arbeiter*innen zu räumen, sodass dabei 15 Arbeiter*innen für kurze Zeit festgenommen wurden.

Nach der Schicht zwischen 16 bis 24 Uhr wurden 21 Arbeiter*innen sowie 3 Gewerkschaftsfunktionär*innen festgenommen. Alle sind bis Abend nächsten Tages festgehalten. Es gab währenddessen viele Solidaritätsaktionen, aus zahlreichen Betriebe in verschiedenen Städten. Die freigelassenen Arbeiter*innen erklärten, dass der Kampf weitergeht.

Am 3. März sind weitere 100 Arbeiter*innen wegen der Aktionen entlassen und weitere 100 zum Disziplinarkomitee geschickt worden.

Die Rolle der Gewerkschaften

Nachdem die arbeitgeber*innenfreundliche gelbe Gewerkschaft Türk-Metal zum Ende des Metallkampfes letztes Jahr tausende Mitglieder verlor, wurde Birleşik Metal İş (BM) die mächtigste Gewerkschaft in der Renaultfabrik. Dennoch war Türk-İş die Ansprechpartnerin bei den Verhandlungen mit der Arbeitgeber*innengewerkschaft, die sogenannte MESS. Dabei war einer Forderungen der Arbeiter*innen, dass sich eben jene Vertretung ändert.

Nach den letzten Ereignisse kamen auch Kritiken an BM, dass sie sich viel zu passiv verhalten würde. Es gibt eine Unruhe seitens der kämpfenden Arbeiter*innen gegenüber dem Vorsitzenden von BM, Adnan Serdaroğlu, der betonte, dass sie dem Protokoll treu bleiben und die Tarifvertragsverhandlungen im Jahr 2017 abwarten werden. Ihre Passivität besteht unter anderem darin, dass sie trotz der Entlassung von 100 Arbeiter*innen und Festnahmen immer noch keinen Kampfplan entwickeln. Der linke Teil der Gewerkschaftsbürokratie spielt in diesem Sinne eine demobilisierende Rolle.

Wie die Arbeiter*innen von Tofaş in einer Solidaritätserklärung zu ihrer Niederlage 2015 erklärten: “Macht es nicht wie wir. Kämpft weiter und zeigt Widerstand, sonst werden noch weitere Hunderte entlassen.”

Die Erfahrungen der Arbeitskämpfe in Bursa veranschaulichen immer wieder die notwendige Aufgabe, innerhalb der Gewerkschaften für klassenkämpferische, basisdemokratische und antibürokratische Strömungen zu kämpfen. Die linke Bürokratie ist das kleinere Übel, das in der Tat die Selbstorganisierung der Arbeiter*innen jenseits der Klassenkollaboration verhindert.

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