Der VSG-Streik sammelt neue Kräfte

27.06.2017, Lesezeit 3 Min.
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Nach einer fast dreimonatigen Pause traten die Beschäftigten der Vivantes Service Gesellschaft (VSG) am Montag wieder in den Streik. Sie kämpfen weiter für eine Angleichung ihrer Löhne an den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes – von dem sie bisher mehrere hundert Euro entfernt sind.

Am grauen Montagmorgen um 8 Uhr sammelte sich zunächst nur eine kleine Traube von Streikenden vor dem Haupteingang der Vivantes Klinik Friedrichshain. Unter dem Vordach suchten sie Schutz vor beständigem Regen.

Erst nach und nach füllte sich die Wiese vor dem Krankenhaus, während der Himmel langsam aufklarte. Das Streiklokal wurde aufgebaut und die Gespräche unter den Streikenden drehten sich immer weniger um das Wetter und immer mehr um ihre Gründe für den Arbeitskampf: „Manche von uns bekommen zwischen 800 und 1000 Euro weniger, als gestellte Kollegen. Und das bei gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit!“, entrüstete sich einer von ihnen.

Trotz dreimonatiger Streikpause ist die Stimmung unter den Kolleg*innen entschlossen. Die Rückschläge der letzten Monate – erst das Verbot des legitimen Kampfes um eine Rückführung in den Vivantes-Konzern durch das Arbeitsgericht und kurz darauf die Erkrankung der für die VSG zuständige ver.di-Sekretärin Janine Balder – haben den Arbeitskampf gebremst, aber den Kampfeswillen nicht brechen können.

Seit Kurzem wird Balder durch Kalle Kunkel – auch zuständig für Charité und deren Servicetochter CFM – vertreten. Heute begrüßte er am Mikrofon die Streikenden der VSG das erste Mal. Seine Aussage, nun den Kampf der Vivantestochter enger mit dem der CFM zu führen, wurde mit Beifall und freudigen Rufen begrüßt.

VSG, CFM: das ist beides Tarifflucht des Senates!

Schnell legte Kalle das Mikrofon weg und die Streikenden sammelten sich mit ihm in einem engen Kreis, um miteinander zu sprechen und zu diskutieren. Wie können wir unser Ziel erreichen? Wo können wir dem Arbeitgeber mehr weh tun? Was für eine Rolle spielt die Politik und wie kann man die Politik noch mehr nerven? Wie soll gestreikt werden? Gleich einen Monat Dauerstreik, oder doch lieber viele kleine Nadelstiche?

Mit Blick auf den fünzehntägigen Ausstand im vergangenen Jahr meinte eine Kollegin: „Damals haben wir die Geschäftsführung fast in die Knie gezwungen.“ „Ja, eine Woche mehr und sie hätten alles unterschrieben“, mutmaßte ein anderer Kollege.

Jemand anderes mahnte an, den Druck auf Politiker*innen nicht zu vergessen: „Dann lasst uns vor das Rote Rathaus ziehen und dort laut sein!“ Mehr öffentlichkeitswirksame Aktionen und entsprechende Pressearbeit wünschten sich ebenfalls mehrere Streikende.

Die Menge der Ideen und unterschiedlichen Vorschläge machte klar, dass es wohl nicht die letzte Debatte über den Fortgang des Streiks gewesen sein dürfte.

Am Abend wurde die Ankündigung Kunkels direkt in die Tat umgesetzt: Auch die CFM-Kolleg*innen wurden für Dienstag und Mittwoch zum Streik aufgerufen, um sich mit den Kolleg*innen der VSG zusammenzuschließen. Dazu treffen sich die Streikenden am heutigen Dienstag alle gemeinsam am Charité-Campus Mitte, um gemeinsam zu diskutieren, wie es weitergeht.

Am morgigen Mittwoch demonstrieren sie dann gemeinsam vor der Aufsichtsratssitzung von Vivantes, zu der besonders auch Unterstützer*innen eingeladen sind. Entsprechend ist auch eine studentische Solidaritätsdelegation geplant.

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