Der Fußballgott beendet seine Karriere

05.06.2023, Lesezeit 3 Min.
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Foto: sbonsi / shutterstock.com

Zlatan Ibrahimović hat das Ende seiner Karriere mit 41 Jahren bekannt gegeben. Ein Rückblick auf einen Anti-Helden.

Irgendwann verliert man mit dem Älterwerden so langsam das Interesse an Fußball, sagen viele. Verstanden habe ich das erst als meine Idole anfingen ihre Karriere zu beenden. Heute hängt ein ganz Großer seine Schuhe an den Nagel: Zlatan Ibrahimović.

Zlatan war nicht einfach nur ein Fußballer, er war ein Symbol. Er wuchs als Kind jugoslawischer Eltern in einem Problemviertel in Malmö auf. Auch wenn Zlatan einen schwedischen Pass hat, fühle er sich trotzdem als „Balkanese“. Obwohl er später für die schwedische Nationalmannschaft spielt, ist er kein assimilierter Migrant, mit seinen Eltern spricht er nur serbokroatisch. Seine Kindheit war nicht einfach und von dem Alkoholmissbrauch seines Vaters, Armut und Kriminalität geprägt. Zum Training bei seinem Jugendverein fuhr er laut seiner Biografie oft mit gestohlenen Fahrrädern. 1999 unterschrieb Ibrahimović bei Malmö FF seinen ersten Profivertrag. Einen richtigen Platz im Verein hatte er als Migrant unter lauter blonden Fußballern nicht wirklich und schnell kam es zum Wechsel zu Ajax Amsterdam. Einem Verein, in dem er von Fans, Mitspielern und der Presse immer wieder rassistisch angegangen wurde. Seine Antworten darauf waren so unfassbar selbstbewusst, dass ihm einige schnell Arroganz nachsagen, als ob man lieb und freundlich auf Rassismus reagieren müsse. Jegliche Kritik, egal ob sachlich oder nicht, prallte an ihm ab. So wurde der Mythos Zlatan früh geboren. Für viele Kinder aus sozialen Brennpunkten oder für Kinder von sogenannten Gastarbeiter:innen war dieses Selbstbewusstsein inspirierend. Während hierzulande eine ganze Generation an Jugendlichen den DFB-Stars wie Kahn, Ballack, Klose oder Podolski hinterher fieberte, war Zlatan der Anti-Held für viele. Ein Fußballer, der nicht ins Bild passte, aber immer wieder da war, und der sich mit Schlägen und (vielen) Tritten einen Platz auf dem Rasen und einer zutiefst rassistischen Gesellschaft machte.

Und wie er da war. Zlatan Ibrahimović war der stärkste Stoßstürmer seiner Generation: Groß, dribbelstark, perfekte Schusstechnik und unheimlich gedankenschnell. Selbstverständlich würde er sich selbst nicht als einen der besten Stürmer sehen. „Löwen vergleichen sich nicht mit Menschen“, ließ er in einem Interview verlauten. Ibrahimović war nicht nur unfassbar kaltschnäuzig vor dem Tor, er war vor allem willensstark. Tore mit Kung-Fu-Tritten wurden zu seinem Markenzeichen. Gegen England traf er als schwedischer Nationalspieler per Fallrückzieher das Tor aus knapp 30 Metern. Der Kommentator fasst es treffend zusammen: „Es ist einfach fantastisch. Erst die Antizipation, dann die Technik, die Beweglichkeit. Pure Brillanz.“

Nun verlässt Zlatan die große Fußballbühne, nachdem er mit 41 Jahren immer noch auf allerhöchstem Niveau Tore erzielte, zuletzt leider immer stärker von Verletzungen geprägt war. Auf der letzten Pressekonferenz zeigte er sich in seiner typischen Manier: „Heute hat es geregnet, ich dachte: ‚Sogar Gott ist traurig‘. Die Emotionen waren zu stark, heute sah ich aus wie ein Zombie.“ Mit ihm geht nicht nur einer der besten Fußballer der Generation, sondern auch ein Anti-Held, der dem modernen Fußball ohne Zweifel fehlen wird.

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