CFM-Beschäftigte sagen: Stimmt gegen die Angebote! Ein Betrieb, ein Tarifvertrag!

08.01.2018, Lesezeit 5 Min.
Gastbeitrag

Heute morgen haben Beschäftigte der Charité Facility Management (CFM) dieses Flugblatt am Virchow-Klinikum in Wedding verteilt. Die Gewerkschaft ver.di lässt ab morgen über das neuste Angebot der Geschäftsführung abstimmen. Diese Kolleg*innen rufen dazu auf, mit "Nein" zu stimmen. Wir spiegeln hier den vollen Text.

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Seit mehr als zehn Jahren kämpfen die Kolleg*innen der Charité Facility Management gegen Outsourcing und Tarifflucht. Sie wollen den gleichen Tarifvertrag wie ihre Kolleg*innen an der Charité. Nun bietet die Geschäftsführung einen Tarifvertrag an – aber mit nur 11 Euro pro Stunde, d.h. deutlich unter Tarifniveau. Die Gewerkschaft ver.di lässt ab morgen über dieses Angebot abstimmen. Die Kolleg*innen, die dieses Flugblatt verfasst haben, rufen dazu auf, mit „Nein“ zu stimmen. Wir spiegeln hier den vollen Text.

Zusätzlich wollen wir als Redaktion von Klasse Gegen Klasse an die Kolleg*innen vom Botanischen Garten in Berlin verweisen. Dort war die Hälfte der Kolleg*innen über eine Tochterfirma eingestellt, mit bis zu 40 Prozent weniger Lohn für die gleiche Arbeit. Nach einem jahrelangen Kampf haben sie die Auflösung der Tochterfirma erreicht. Seit dem 1. Januar gibt es im Garten nur noch eine Belegschaft mit einem Tarifvertrag. Ihr Beispiel zeigt: Kämpfen lohnt sich!

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Flugblatt: Wahnvorstellung bei der CFM-Geschäftsführung

Ver.di ruft zur Umfrage, ob wir uns nach über 10 Jahren Kampf um einen Tarifvertrag an der CFM mit 11€ oder ab Dezember 2019 mit 11,50€ zufrieden geben werden.

Wir sind Kollegen und empfinden dieses Angebot der Geschäftsführung als klatschende Ohrfeige.

11.50€ sollen erst ab Dezember 2019 gezahlt werden, die 11€ ab Dezember 2017, aber beide Angebote sehen eine Laufzeit von 2,5 bis 3 Jahren vor. Eine Angleichung unserer Löhne an den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TVöD) ist aber in diesen Angeboten nicht enthalten. Doch die Charité, deren 100%ige Tochter wir werden sollen, ist nun mal Öffentlicher Dienst. Es ist eine Frechheit, dass Angebote vorgelegt werden, abgestimmt mit der Politik, welche nicht mal eine zukünftige Anwendung des TVöD festschreiben.

Altersarmut als Angebot

Wie in unserer letzten Betriebsversammlung deutlich wurde, führt ein Lohn von 11€ oder auch 11,50€ ganz sicher in die Altersarmut. Dass diese 11€ trotzdem für ca. 1600 von uns eine Lohnerhöhung darstellen, zeigt noch einmal, wie beschissen unsere Bezahlung auch bisher war. Mehr als einen betrieblichen Grundlohn wollen CFM und Politik nicht regeln. Die angebotene Lohnerhöhung ist kein Entgegenkommen, sondern zeigt, dass auch in Zukunft die CFM-Beschäftigten die sog. Schwarze Null an der Charité sichern sollen.

Wir haben die Schnauze voll!

Wir wollen Lohnerhöhungen und eine klare Festlegung, bis wann der TVöD in der CFM angewandt wird. Die lange Laufzeit von etwa drei Jahren für das jetzige Angebot bedeutet, dass wir in dieser Zeit nicht für die Einführung des TVöD kämpfen können. Auch nicht, wenn die privaten Anteilseigner 2018 endlich ausscheiden oder auch nicht, wenn in Berlin vorzeitig gewählt werden muss. Viele von uns empfinden die Annahme von diesem Angebot als Niederlage und ob wir die Enttäuschung über diese Niederlage bis 2020 überwinden können, um erneut in den Arbeitskampf zu kommen, ist uns nicht klar. Drei weitere Jahre Stillstand werden Spuren hinterlassen.

Wir fordern euch alle auf, gegen die Altersarmut mit 11,50€ zu stimmen! Denn wir haben eine Perspektive in unserem Kampf um den TVöD.

Die Gestellten werden absehbar ihre Sonderstellung verlieren und nicht mehr nach dem an der Charité geltenden Tarifvertrag bezahlt. Deren Streikbereitschaft wird wohl zunehmen. Die Schwestern an der Charité können kurzfristig aus der Friedenspflicht herauskommen und ihren Kampf um bessere Arbeitsbedingungen fortsetzen. Wir haben vielleicht nicht dieselben Forderungen, aber gemeinsam streiken mit eigenen Forderungen, wird uns einen ordentlichen Schub geben, den Druck deutlich erhöhen. Die Kollegen der VSG und anderer Betriebe sind ebenfalls für uns ansprechbar, einen Arbeitskampf um die Anwendung des TVöD in allen Betrieben des öffentlichen Dienstes zu führen. Solch gemeinsame Kämpfe müssen wir im Zweifel auch gegen einige ver.di-Obere durchsetzen. Statt über dieses Nicht-Angebot zu reden, müssen wir über die nächsten Schritte zur Erreichung des TVöD diskutieren. Denn Ideen wird es unter uns 3000 CFMlern auf jeden Fall genug geben.

Der TVÖD ist keine unerreichbare Utopie.

Unsere kleinen Chefs in den Abteilungen hatten wohl von der Geschäftsführung den Auftrag erhalten, uns zu erklären, dass jegliche Lohnerhöhung unmöglich ist. Wir würden einen Kampf führen, den wir auf keinen Fall gewinnen können. Was wir aber sehen: Auch mit der unzureichenden Zahl von Streikenden haben wir bereits erreichen können, dass Geschäftsführung und Abteilungschefs Lüge gestraft wurden. Zunächst bieten sie 11€, nun 11,50€. Damit in Betrieb und Politik Ruhe herrscht, werden sie durchaus mehr bieten, wenn wir nur laut und aufsässig genug sind. Wir lassen uns nicht erklären, es wäre nicht genügend Geld vorhanden, um unsere Arbeit angemessener zu bezahlen.

Darum stimmt gegen die Angebote, egal ob sie 11€ oder 11,50€ versprechen, und schließt euch unserem Kampf für „Ein Betrieb, ein Tarifvertrag“ an!

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