BILD verbreitet dreiste Lügen über Palästina-Demos

08.11.2023, Lesezeit 6 Min.
1
Bild: KGK

Die Berichterstattung der Bild über die propalästinensischen Proteste zeigt erneut: Die Bild betreibt menschenfeindliche Hetze, die den Rechtsruck in Deutschland anfacht.

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Bild einen Artikel zur propalästinensischen Demo diesen Samstag in Berlin mit dem Titel „Tausende brüllen: „Israel bombardieren!““ Die eigentlich gerufene Parole war „Israel bombardiert, Deutschland finanziert!“ Wie wir alle wissen, kann niemand so gut Fakten verdrehen wie die Bild. Doch diese heuchlerische Hetze war selbst für sie zu viel. Denn nachdem es zu Kritik auf X kam, löschte die Bild den Artikel und veröffentlichte ihn am nächsten Tag mit einem neuen Titel. In diesem steht die falsche Unterstellung nur noch am Ende des Artikels mit dem Hinweis, dass der ursprüngliche Slogan „Israel bombardiert, Deutschland finanziert“ gewesen, und dieser dann von einem „Mob“ in „Israel bombardieren“ geändert worden war. So weit, so gut, doch an der hetzerischen Verlogenheit der Bild ändert sich auch mit diesem neuen Artikel nichts. Denn:

Erstens: Wieso liebe Bild, ächtet ihr einen ganz normalen, friedlich protestierenden Demoblock, indem sich auch Familien mit Kindern sowie Angehörige eines gerade stattfindenden Genozids befinden, als einen „Mob“?

Zweitens liebe Bild: Wo sind eure Beweise, Videoaufnahmen oder sonstiges Material zur Bestätigung, dass eure heuchlerischen Schlagzeilen auf Fakten beruhen, anstatt auf absichtlichem Falsch-Verstehen und dem Verdrehen von Buchstaben?

Drittens liebe Bild: Warum brandmarkt ihr in demselben Artikel alle Teilnehmenden der pro-palästinensischen Demonstration als „Juden-Hasser“ und was ist mit den Jüd:innen, die diese mit organisierten?

Kein religiöser Konflikt

Die Diffamierung aller Proteste gegen den Genozid in Gaza als grundsätzlich „antisemitisch“ ist nichts als menschenfeindliche Hetze. In einer Woche hat Israel mehr Bomben auf Gaza fallen lassen, als die USA auf Afghanistan in einem ganzen Jahr. Palästinenser:innen und palästinasolidarische Aktivist:innen haben das Recht dagegen zu protestieren, wie jeder andere Mensch auch. Indem die Bild so tut, als würden diese Proteste sich gegen Jüd:innen richten, sät sie Angst unter jüdischen Menschen und versucht einen Keil zwischen Jüd:innen und Palästinenser:innen zu treiben.

Hinzu kommt, dass die Bild den Krieg in Palästina immer wieder als einen religiösen Konflikt zwischen Muslim:innen und Jüd:innen inszeniert und den Staat Israel mit dem globalen Judentum gleichsetzt. Erst gestern wieder schrieb die Bild: „Für die Islamisten ist der Konflikt klar: Gut gegen Böse, Islamisten gegen Juden, Wir gegen die.“ Der Grund für den Krieg in Palästina ist nicht Religion, sondern Siedlerkolonialismus. Es ist ein Schlag ins Gesicht für alle Jüd:innen auf der Welt, zu behaupten, der Genozid, der in Palästina passiere, geschehe in ihrem Namen.

Ein Staat als bürgerliche Institution ist niemals dasselbe wie seine Zivilgesellschaft, noch wie die Menschen als Anhänger:innen einer Religion, die dieser zu repräsentieren versucht. Durch die Gleichsetzung vom zionistischen Staat mit dem Judentum reproduziert die Bild Antisemitismus. Zusätzlich schüren die Bild und andere bürgerliche Zeitungen durch die Gleichsetzung von islamistischen Gruppen und Palästinenser:innen Rassismus. Wovon die Bild zeitgleich nicht berichtet, sind die Tausenden Jüd:innen auf der ganzen Welt, die gegen das Vorgehen der israelischen Regierung, sowie gegen Antisemitismus und Rassismus, protestieren.

Hetze aus Absicht

Einem Angriff der Bild ausgesetzt wurden wir selbst erst letzte Woche bei der pro-palästinensischen Kundgebung vor der Freien Universität Berlin, die wir mit organisiert haben. Es kam dazu, dass ein Mann herumlief, Teilnehmende als Nazis beleidigte und gegen Genoss:innen von uns, die als Ordner:innen vor Ort waren, handgreiflich wurde. Nachdem die Ordner:innen ihn daraufhin baten, die Kundgebung zu verlassen, verbreitete ein Bild-Journalist die Lüge, man hätte den Mann von der Kundgebung verwiesen, weil er jüdisch sei. Doch weder wusste jemand von den Ordner:innen, dass er jüdisch sei, noch hatte Herkunft oder Religion etwas damit zu tun. Dies zeigt exemplarisch, wie die Bild aktiv Situationen verdreht und Lügen sät: Aus purer Absicht, nicht einfach aus schlechter journalistischer Arbeit, was sie ohnegleichen ist.

Die Bild ist nur das Paradebeispiel und die Spitze des Eisbergs der rechten Hetze, die sich aktuell durch die gesamte Medienlandschaft zieht. Damit wird das Feindbild einer migrantischen Bedrohung konstruiert und den Nährboden für den Rechtsruck des Regimes gelegt, das sich mitunter in der verschärften Gesetzgebung niederschlägt, die nun dazu führt, dass Migrant:innen in Deutschland schneller abgeschoben werden können und sich immenser Gewalt und Repression ausgesetzt sehen.

Deutschland gegen Antisemitismus?

Die Ironie wird am anschaulichsten deutlich, wenn selbst Aiwanger, Bayerns stellvertretender Ministerpräsident, der vor kurzem mit einem Skandal um in seiner Jugendzeit von ihm verfassten antisemitische Flugblätter im Schauplatz der Medien stand, nun als Hüter der Demokratie vor Antisemitismus herhalten soll. So berichtet die FAZ, dass sich Aiwanger Sorgen um die angeblich antisemitischen Proteste in Deutschland machen würde. Dabei weiß Awanger, der Antisemitismus-Experte, natürlich ganz genau, wo dieses Problem herkommen: „Die Zuwanderungspolitik hat hier mit die Ursachen für diese Entwicklung gelegt.“ … „Und jetzt sieht man, dass man sich Unsinn ins Land geholt hat.“

Ja sicher, Herr Aiwanger, in einem auf den Trümmern des Faschismus aufgebauten Landes kommt der Antisemitismus ganz sicher von außen, und nicht aus der Verstrickung eigener von Rechtsextremismus durchzogenen staatlichen Strukturen, die sich gegenseitig schützen und Verbindungen zu Gruppen haben, die Synagogen angreifen und gegen alle hetzen, die ihrer Meinung nach keinen passenden Namen tragen.

Gegen Antisemitismus kämpfen heißt gegen den deutschen Staat zu kämpfen. Gegen den deutschen Staat zu kämpfen, heißt auch gegen die Bild zu kämpfen, ihre Lügen zu entlarven und konsequent zu benennen, was ist: Mit Fakten, nicht mit lächerlichen Konstruktionen und von rechter Propaganda durchzogenen Fake-News. Umso wichtiger ist es, dass sich Zeitungen für die Arbeiter:innenklasse wie Klasse Gegen Klasse aufbauen, die Partei für Unterdrückte und Ausgebeutete ergreifen und sich nicht auf die Seite der Regierungen und des Kapitals stellen.

Mehr zum Thema