Berlin: Kürzungspolitik streicht Patient:innen Trinkwasser

06.02.2023, Lesezeit 3 Min.
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Foto: photka/ shutterstock.com

Der Berliner Senat baut eine neue Polizeiwache am Kotti für mehrere Millionen und kürzt aber beim Trinkwasser für Patient:innen und Beschäftigte in Berliner Kliniken. Eine Auszubildende berichtet.

Als ich heute um 6:30 Uhr morgens auf meiner aktuellen Station als Auszubildende in einer Berliner Großklinik angekommen bin, fiel mir sofort die extrem schlechte Laune bei allen meinen Kolleg:innen auf. Ich habe das gar nicht verstanden, weil ich heute eben zum ersten Mal auf dieser Station war.

Nach ein paar Gesprächen hat sich herausgestellt, dass Wasser aus Flaschen und Kaffee seit dem 1. Januar 2023 an allen Stationen für die Beschäftigten und die Patient:innen dort gekürzt worden sind. Das bedeutet, dass viel weniger von diesen Waren an die Stationen geliefert werden. Alle meine Kolleg:innen finden diese Kürzungen absolut beschissen! Und Patient:innen genauso! Sie meinen, dass die Patient:innen früher bei der Aufnahme und während des Aufenthalts ohne Einschränkung Wasser mit oder ohne Kohlensäure trinken konnten. Das Gleiche galt für die Beschäftigten, die ebenfalls das vorhandene Wasser in der Einrichtung als Trinkwasser nutzen konnten. Genauso war es mit dem Kaffee. Wenn eine Kanne leer war, wurde direkt eine neue für Beschäftigte und Patient:innen gemacht.

Ich habe heute die Auswirkungen dieser absurden Kürzungen auch selbst erlebt. Eine Patientin, die frisch aus einer Brust OP kam, hatte heftige Nebenwirkungen durch den Eingriff und die Vollnarkose. Nachdem sie sich übergeben hatte, wollte sie selbstverständlich als erstes Wasser trinken. Ich musste leider feststellen, dass die Flaschen leer waren und keine mehr zur Verfügung standen. Leitungswasser war natürlich auch keine Option, da das Wasser aus den alten Wasserrohren der Krankenhäuser nicht wirklich zum Trinken geeignet ist. Voller Wut, aber vor allem mit riesengroßer Scham musste ich die Patientin informieren, dass es kein Trinkwasser mehr auf dieser Station gibt.

Die Patientin dachte kurz, ich verarsche sie. Ich sagte ihr, dass ich eine kleine Flasche Wasser aus dem Automaten am Haupteingang für Sie holen könnte, aber dass sie natürlich dafür bezahlen muss. Sie war genauso fassungslos wie ich. Es ist für die postoperative Pflege essentiell, dass die Patient:innen hydriert bleiben und einen guten Wasserhaushalt haben. Die Zustände in Berliner Kliniken gefährden Patient:innenleben.

Im Jahr 2023 gibt es an den Kliniken der Landeshauptstadt nicht mal ausreichend Trinkwasser, noch nicht mal für Patient:innen, die aus einer OP kommen, dank der Kürzungspolitik des RRG-Berliner-Senats. Während die Berliner Regierung Jetskis für Polizist:innen gekauft hat und eine neue Polizeiwache am Kottbusser Tor, die insgesamt etwas mehr als vier Millionen kosten soll, wird in so essentiellen Bereichen wie der Gesundheitsversorgung an Trinkwasser für die Patient:innen und Beschäftigte gespart.

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