Behörden schweigen tagelang nach Tod in Polizeigewahrsam

09.11.2021, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Markue / shutterstock.com

Am vergangenen Montag, den 1. November, starb der 25-jährige, griechisch-stämmige Giorgos Zantiotis (Γιώργος Ζαντιώτης) in Polizeigewahrsam. Damit ist er, laut der Initiative Death in Custody, einer der 199 Todesfälle von People of Color oder Rassismus betroffener Menschen, die seit 1990 in Polizeigewahrsam verstorben sind.

Die Polizei wurde durch einen Taxifahrer alarmiert, der den Mann und seine Schwester streiten sah.

Das Muster ist wie immer dasselbe: Zuerst wird versucht, dass der Vorfall nicht an die Medien gelangt, was in diesem Fall beinahe geklappt hätte. Erst als am Samstag der Athener Ableger der Website Indymedia das Video seiner Verhaftung veröffentlichte, auf dem man seine Schwester weinen hört und Beamte ihr sagen, sie solle aufhören zu filmen, während mehrere Polizist:innen den am Boden liegenden Mann fixieren, erfuhr die Öffentlichkeit von dem Tod in Polizeigewahrsam. Laut Indymedia gab es zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung, weder ein forensisches Gutachten, noch bekamen Angehörige die Möglichkeit die Leiche zu sehen.

Wie sonst auch gibt es auch diesmal den Versuch den Toten im Nachhinein zu kriminalisieren. So soll der junge Mann unter Drogeneinfluss gestanden haben und nach der Blutabnahme durch den Polizeiarzt bewusstlos geworden sein. Wiederbelebungsversuche durch die Polizei und einen Notarzt sind erfolglos geblieben.

Laut dem Staatsanwalt gebe es keine Hinweise auf ein Fehlverhalten der Polizei. Dass sich die Gerichte und die Polizei gegenseitig decken, dürfte jedoch für die meisten Menschen keine Überraschung sein, weshalb diese Aussage mit großem Misstrauen zu betrachten ist. Auch dass die Wuppertaler Polizei diesen Fall nicht an die Öffentlichkeit brachte ist höchst Alarmierend. Angeblich hätten sie diesen Fall für nicht medienrelevant gehalten.

Am Sonntag gab es eine Demonstration zu Gedenken an Giorgos Zantiotis und gegen Polizeigewalt, die zum Justizzentrum lief, dem Ort an dem er starb. Bis zu 100 Menschen nahmen daran teil.

Während viele deutsche Medien sich nicht einmal die Mühe machen, seinen Namen richtig zu schreiben, wird der Fall inzwischen auch in der griechischen Öffentlichkeit diskutiert und ein Abgeordneter des Europaparlaments von der griechischen Kommunistischen Partei forderte die Botschaft auf, die deutsche Regierung zur Aufklärung zu drängen.
Die Bedrohung für von Rassismus betroffene Menschen wird hier wieder klar ersichtlich und hat eine Tradition. Immer wieder wird uns vor Augen geführt, dass es für uns keine Gerechtigkeit gibt. Jede Interaktion mit der Polizei kann zum Tod führen.

Wir werden dich nicht vergessen. Wir kämpfen für Gerechtigkeit.
Δεν θα σε ξεχάσουμε. Αγωνιζόμαστε για δικαιοσύνη.

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