Arbeitskampf beim Schuhversand

15.06.2017, Lesezeit 2 Min.
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Streik bei Zalando: Am gestrigen Mittwoch bestreikte die Spätschicht den Versandhandel in Brieselang in der Nähe von Berlin. Die Unternehmensleitung stellt sich gegen die Forderungen der Arbeiter*innen und möchte deren Bedingungen weiter verschlechtern.

Ver.di rief die Arbeiter*innen der Spätschicht ab 14:45 Uhr am gestrigen Mittwoch zum Streik auf, nachdem die Tarifverhandlungen am Vortag scheiterten. Die Gewerkschaft fordert ein Anerkennungstarifvertrag. Dabei geht es darum, dass Zalando ihre Beschäftigten nach dem Tarifvertrag der entsprechenden Branche bezahlt.

Da es sich bei Zalando um ein Online-Versandhändler handelt, der wie ein normaler Kleidungsladen Schuhe und Anziehsachen an Kund*innen verkauft, fordert ver.di die Bezahlung nach dem Einzel- und Versandhandelstarifvertrag.

Das würde für die niedrigste Einkommensstufe ein jährliches Gehaltsplus von mehr als 3.500 Euro bedeuten. Denn zur Zeit verdienen die Beschäftigten nur 10,12 Euro pro Stunde, während der Branchentarifvertrag mindestens 11,71 Euro pro Stunde und monatlich mindestens 1.932 Euro vorsieht.

Doch nicht nur das: Aktuell klagen die Kolleg*innen auch über weniger Urlaub, erhalten nur ein Drittel der Urlaubs- und Weihnachtszahlungen und bekommen gerigere Nacht- und Feiertagszuschläge.

Eine weitere wichtige Forderung ist die nach dem Ende der sachgrundlosen Befristung. In Brieselang hat nur etwas mehr als die Hälfte der Belegschaft von 1.300 Arbeiter*innen einen festen Vertrag. Die Befristung spaltet die Belegschaft, übt Druck auf die befristeten Kolleg*innen aus, erschwert gewerkschaftliche Beteiligung und verhindert stabile Lebensplanung.

Die Geschäftsleitung von Zalando jedoch weigert sich, auf diese Forderungen einzugehen und möchte im Gegenteil die aktuellen Bedingungen festigen und zum Teil sogar noch verschlechtern. Das vor neun Jahren gegründete Online-Unternehmen hat mittlerweile 12.000 Beschäftigte, von denen 5.500 in Berlin-Brandenburg arbeiten. Zalando ist das drittgrößte Versandunternehmen in Deutschland und ist in 13 weiteren Ländern aktiv. Alleine 2016 erwirtschaftete es einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro.

Dieses Geld investieren die Kapitalist*innen in die Ausweitung des Konzerns, um nur noch mehr Profit zu generieren. Währenddessen leiden die Arbeiter*innen unter Niedriglöhnen und Befristung. Der Streik am Mittwoch war deshalb ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen Prekarisierung, ein Problem, dass Millionen Arbeiter*innen (besonders viele Jugendliche, Frauen und Migrant*innen) betrifft. Es gilt deshalb, den Kampf der Arbeiter*innen von Zalando solidarisch zu begleiten und mit anderen Kämpfen, wie bei Amazon, zu verbinden.

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